Nicht einige Minuten, nein tagelang gab es im Münsterland keinen Strom. Münsterland liegt nicht in Afghanistan, sondern gleich nebenan. Zuerst ungläubiges Staunen, Nachrichten über verdorbene Fleischklopse verschwanden in der Tiefe der Fernsehröhre. Leicht verwirrt fummelt man an seinem Stromkasten, überprüft alle Steckdosen, vergebens. Ein Blick aus dem Fenster, der Nachbar, die Straße, die Stadt liegt im Dunkeln.
Von der Informationsquelle abgeschnitten, kann das Autoradio einspringen, hier erfährt man nun, dass nach dem Fleischskandal, ganz aktuell der Stromausfall im Münsterland das große Thema ist. Kurz darauf Thema Nummer eins. Überlandleitungen sind zusammengebrochen eingeknickt wie Streichhölzer, nasser pappiger Schnee, wie seit über 100 Jahren nicht, überzog nun das flache Land. Kühlschränke und Tiefkühltruhen tauten langsam ab, Ganze Gaststätten schwammen im Wasser. Der Energiebetreiber groß im Einkassieren seiner Leistungen, hält die Hände abwehrend, uns trifft keine Schuld.
Die Hilfsaktion lief an, Notstromaggregate für Krankenhäuser, Schulen und Turnhallen für die im Dunkel liegenden und frierenden.
Was wurde den Menschen an Essen angeboten, eher zugemutet.
Erbseneintopf mit Würstchen.
Das letzte Fernsehbild vor Augen, ekliges, abgelaufenes Grünes, rinn in die Wurst, gespendet von der Stadt oder der Caritas, dazu eimerweise Erbseneintopf mit Fleischeinlage aus der Metro, serviert in Pappschalen, damit klar dokumentiert wird, du bist in einer Notsituation und wir helfen nach unserem Gutdünken.
Wie schnell wäre Nudelsuppe mit gutem Rindfleisch gekocht und in den Turnhallen Porzellan eingedeckt. Die meisten Menschen blieben eh in ihren Wohnungen und aßen haltbare Vorräte wie Fischdosen und Tomatenmark. Wieder die Ärmsten und Kinderreichen die auf Hilfe angewiesen, weil es zum Leben auf Vorrat nicht reicht, der Hunger nicht nach Wurst frisch oder vergammelt fragen darf. Wieviel Fleischhersteller, die den Namen nicht verdienen, sind in diesen drei Tagen schnell noch ihre alte Ware losgeworden unter einem karitativen Mäntelchen.
Wie abhängig wir von unserer Zivilisation sind, zeigt das Beispiel eines Bauern mit 80 Kühen, die ohne Melkmaschine nicht gemolken werden konnten, und sich den Schmerz 30 Stunden lang aus dem Hals muhten. Ein Aufruf an all die Männer und Frauen in den Turnhallen. Ein Schnellkurs und die Kühe wären gemolken und frische Milch für die Leute hätte es auch gegeben.
Dies allerdings gibt ein Katastrophenplan nicht her. Keine Eigeninitiative.