Wer in einer Stadt beheimatet ist, die sich als Kulturhauptstadt beworben hat, kann sich eines schiefen Lächelns, oder gar Schadenfreude über das Wahlergebnis nicht enthalten.
Die letzten Gelder wurden aufgebracht um die Kulturhauptstadtbewerbungen attraktiv vorzustellen. Neue Büros eingerichtet, Werbefritzen eingestellt, mehr oder weniger erfolgreich. Auf alle Fälle entstanden Initiativen, gegenseitige Besuche, Wettbewerbe städtischer Kultureinrichtungen, Plakate Wimpeln und andere Souvenirs wurden verteilt.
Nun wurde entschieden, zwei Städte für die keiner einen Pfifferling gab.
Journalisten schütten in den Lokalblättern ihre Häme darob auf die abgeschmetterten Städte.
Ruhrgebiets Essen die verkohlte Bergabbautadt und der Montanindustrie, erkaltete Schlote die eine ganze Generation von Bergarbeitern ins Unglück stürzte, wurde ausgewählt, zuvor geehrt als Weltkulturerbe, die Zeche Zollverein. Nun wird sie entschädigt für ihr Arbeiterimage.
Ich finde die Wahl höchst erstaunlich, soviel Humor hätte ich einer Kulturjury nicht zugetraut.
Trostbegründung für die Verlierer:
Alle anderen Städte wären schon jetzt zu schön dafür, las ich.
Wer kennt schon die Brückenstadt Görlitz, die andere Wahl?
Halb deutsch, halb polnisch, erst seit 98 Stadt, bewarb sich unter dem Motto “aus dem Nirgendwo ins Herz von Europa“. Angekommen. Bravo, gute Wahl.
Potsdam wollte so gerne ein Skulpturenrondell mit künstlichen Palmen aufstellen und eine Nacht der Kirchen einführen. Hämisch kams von einer Partei “ die Bewerbung wäre die Visitenkarte eines miefigen monarchistischen Preußenkaffs gewesen“.
Bremen, Augsburg und Regensburg dürften auch Krokodilstränen vergießen und Journalisten neue Formulierungen liefern.
Teuer sind solche Bewerbungen allemal, aber was da an Kräften frei wird, an Konstruktivität und Fantasie, birgt viel Neues in der Umsetzung der Ideen. Auch ohne den Preis wird weiter gemacht.
Somit gewinnt jede Stadt die sich beworben hat.
Gehen wir zur Tagesordnung über, es gibt Wichtigeres.