Nie war es schöner auf der Buchmesse nicht zu sein, ohne schubserei und gedrängel, zuhause die Sendungen darüber verfolgen zu können. Endlich die Möglichkeit, Südkorea kennen zu lernen, ein geteiltes Land, wie wir einst. Der berühmteste Lyriker Südkoreas gefragt, was mache ihm Angst? „Die Armut in der Demokratie“, dieselbe Angst, die unseren Osten lahmlegt. Eine andere Autorin, „über die Zukunft, weil sie im Nebel liegt“. Wir werden uns einlesen müssen. Streifzüge durch die Buchmesse und auch zu akzeptieren, dass ein Raum ganz Fussball war. Ran ans Volk.
400.000 Bücher 100.000 Neuerscheinungen, 12.000 Journalisten und 300.000 Besucher. Hier ist die Heimat der Worte, hier fühle ich mich wohl, mögen die Themen noch so kontrovers sein, da klingen Schalmeien dem geneigten Ohr, da verweigern sich Töne werden gelb vor Mißgunst, Heidenreich ist Tschibo, der Möbelverkäufer Dengler, als Amazon Kritiker, völlig absurd. Alles gehört dazu, zusammen, wir lieben die Worte.
Leider wird zuviel in Zahlen gesprochen, Zahlen die uns um die Ohren fliegen, Zahlen die uns nicht mehr adäquat leben lassen, Zahlen stumpf und stupide, ohne jeden Wert für das Leben, für das Wissen um uns und Zahlen die ein Hohn sind am Ende unseres Lebens. Zahlen sind Quantität nie Qualität, Zahlen, jenseits der Kreativität des Individualismus, schrecken, treiben uns in den Wahnsinn des Konsums, wo Befriedigung nur Bedarf befriedigen bedeutet, wo keine Worte gebraucht werden.. Worte machen uns aus, beflügeln, harmonisieren unser Sozialverhalten. Ein Buch, eine Erzählung, führt uns in eine andere Sphäre. 7.oo Uhr am Morgen erschreckt und bindet uns. Gegebenheiten zur Existenz müssen erbracht werden, kombinieren wir sie mit Worten, folgen nicht automatisch der Zahlenreihe. Geben wir unseren Gedanken öffentlich Worte, tauschen uns aus, schreiben auf, reden miteinander. Sage mir was du liest und ich sage dir wer du bist, hieß es einst, heute zeige mir was du hast und ich sage dir wer du bist. Nur verliert er diese Werte, bleibt ihm nichts.
Was gibt es schöneres, als uhrzeitlos, Thomas Mann auf seinem Spaziergang mit dem Hund, ihm zu folgen.