Sagte, Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Geht man mit diesem Wissen in die Politik, ist es eine Erfahrung aus seiner politischen Laufbahn, oder hat das Alter ihn erhaben gemacht? Gestern der gestrenge kaum zu verstehende Kanzler, der Überhebliche, der Besserwisser, der sich früh morgens schon einen Stock durch seinen Körper trieb, um strenge Disziplin zu demonstrieren, den wir durchaus achteten, nicht sonderlich mochten, der damals Schmidt-Schnauze hieß, spielt heute den Volksnahen mit Talent zum Live-Act. So haben wir ihn noch nie gesehen, sympathisch kommt er rüber, ganz nach unserem Geschmack, da raucht und pafft einer öffentlich „auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt“ heißt es im „Zeit-Magazin“. Auf allen Kanälen macht er Furore, der alte weise Mann mit dem Glas Cola und der Zigarette. Er verweigert sich der politicel correctnes. Mit ihm an der Spitze der Politik, wäre es heute zu dem rigiden Tabakverbot gekommen? Pah, weggepustet, mit dem Stock auf Abstand würde er so manchen karrieregeilen Neoliberalen in die Schranken weisen. Wegekollegen seiner Zeit, längst alt und spießig durch langweilige Sprechblasen, (leider gibt es Spitzenpolitiker so häufig wie niedersächsische Weißwürsste) die die Politikverdrossenheit nur weiter schüren, bläst er seinen Dunst entgegen. Nur zu.
Endlich vernünftig, hieße es, würde er aufhören zu rauchen, und käme doch dem Untergang der Demokratie gleich.
Endlich vernünftig geworden ein trauriger Satz, mit dem Inhalt, Feigheit, Angst, Angepasstheit, Bequemlichkeit oder Schwäche zu kaschieren. Endlich vernünftig mit von oben verschriebenem tun. Nicht rauchen, nicht schwarzfahren, Arbeit um jeden Preis, kein Cannabis, keine Drogen, nicht bis vier Uhr auf die Piste gehen, nicht im Halteverbot stehen, nur im eigenen Bett aufwachen und im Februar wissen wo die Augustferien verbringen. So hätten die heutigen Politiker uns gerne und eine Prozentzahl weit über die 50% gehorcht mangels eigener Individualität; „sei endlich vernünftig“.
Da ist doch Schmidt eine gute Lehrveranstaltung.