„Hoppe“ hieß, glaube ich, der völlig frustrierende Mensch, der Sonntag bei „Anne Will“ saß und die Bundesärztekammer vertrat. Wieder einmal eine bekannte Version ihrer Talk-Show, die alle kreativen Diskussionsbeiträge negiert, denn solche Akzente gab es durchaus. Nur der, in ihrem Segment lebende Klientel, gestattet sie mehr Redezeit. Und doch bekommen wir hin und wieder einen Eindruck, wie diese Leute ticken. Auf die Frage an diesen Herrn Hoppe, natürlich von Herrn Lauterbach gestellt, ob er einer gesetzlichen Krankenkasse beitreten würde, beantwortete damit, nur wenn gewährleistet sei, dass Kassenpatienten so behandelt würden wie die Privaten. Also, doch. Da platzte mir der Kragen, oder die Hutschnur, wobei ich natürlich nicht mit Hut vor dem TV sitze. Vordem bestritt er, dass es Unterschiede, oder eine Zweiklassenmedizin gäbe. Der Einzelne trage die Schuld für seine Krankheit. Dazu zeigte er einen Einspieler, kleine Reportage über Currywurstesser, also ungesund lebende Menschen und schlug vor, diese Menschen sollten in Zukunft ihre Behandlung selbst bezahlen, weil sie voraussichtlich für eine kostenintensive Behandlung, wie Fettleibigkeit und alle zugehörigen Krankheiten verantwortlich sind. Außer, betonte er, man könne Nachweisen, dass eine genetische Veranlagung vorliege. Was kostet dieser Nachweis und ist er gesetzlich zulässig? Wird wohl werden. Wir gehen zuviel zum Arzt, Arbeitslose, eben die Unterschicht bevölkern das Wartezimmer, so der Herr. Durch solche hintergrundlose Argumente kommen Gesetze zustande, die nichts weiter als Flickwerk sind, der ganz normale Bürger muss zahlen, oder in oft jahrelangen, gutachterlichen Verfahren, hier hackt die Eule der anderen kein Auge aus, hinnehmen. Saumäßige Arbeitsbedingungen und Umweltschäden, die eventuell ein Krankheitsrisiko darstellen, spielen bei ihm keine Rolle. Wir nehmen es larmoyant klagend hin, sehen zu, wie die Schlinge um den Hals immer enger wird, fühlen uns schuldig bei Krankheit und akzeptieren eine Zweiklassenmedizin, die uns die Ärzte schamlos aufzwingen.
Wir werden höher, breiter, älter 80,5 Jahre, wer will mehr?