Das ist doch mal eine schöne Meldung.
Auf der norwegischen Inselgruppe von Spitzbergen, 800 km vom Nordpol entfernt, sollen Samen von mehr als vier Millionen Pflanzen wie Reis, Mais, Bohnen und Kartoffeln, für die nächsten 1000 Jahre, in einem von Frost gekühltem Berg, einlagern. Ein gefrorener Garten Eden. Riesige Lagerhallen in ein Bergmassiv gehauen, bunkert hier unsere ganze Vegetation. Eine wundervolle Sache, nur nützt mir das im Augenblick überhaupt nichts. Ich renne von Geschäft zu Geschäft um in meinem kleinen Kräutergarten Liebstöckel, auch unter dem Namen Maggikraut bekannt, zu bekommen und wieder anzupflanzen.
Petersilie, Schnittlauch, Kresse, alles was sie für eine gute Suppe oder einen Quark brauchen, gibt es zuhauf nur kein Liebstöckel. Letztes Jahr stand er bei mir zwischen zwei Rosensträucher, fühlte sich anscheinend wohl, er wuchs und verfeinerte, wann immer ich ihn brauchte mein Essen. Nun ist er verschwunden einfach weg. Schon jetzt verschwinden immer mehr Nutzpflanzen aus Nachlässigkeit oder weil den Bauern die Mittel zur Erhaltung fehlen, sicher gibt es tausend Gründe, vielleicht habe ich mein Liebstöckel einfach wie Unkraut im Herbst mit vernichtet.
Nun die erfreuliche Meldung über die Eröffnung der Arche Noah genau zum richtigen Zeitpunkt und eröffnet damit auch mir eine ganz neue Möglichkeit meinen Liebstöckel zu bekommen. Ich werde mich an die Samenbank der Arche Noah wenden, um anzufragen, ob ich vielleicht eine kleine Tüte Liebstöckelsamen erwerben kann. Ein wunderbares Gefühl zu wissen, dass es einen Ort gibt, der alles bewahrt was vom Aussterben bedroht ist. Denn, angelegt ist das Lager in einer Höhe von 130 Metern, damit selbst Erdbeben und Überschwemmungen keinen Schaden anrichten. Die ersten 600 Behälter mit elf Tonnen des biologischen Weltkulturerbes sind schon auf Spitzbergen angekommen. Die Konstrukteure versichern, dass ihre Samenbank auch Atomkriege und direkte Raketenangriffe übersteht. Gesichert und bewacht wird die Anlage durch Bewegungsmelder und Videokameras. Kann mir nicht vorstellen, dass es viel zu überwachen gibt, allenfalls die 3000 Eisbären, die auf der Insel leben, und denen man ja bekanntlich einen hervorragenden Geruchssinn nachsagt, könnten davon Wind bekommen und aus wär’s mit meinem Liebstöckel, der einen besonders intensiven Duft verströmt, aber leider auf dem heimischen Herd meist aus der Maggiflasche kommt, natürlich von echten Gourmets abgelehnt werden muss, weil er immer ein natürliches Gewürz bevorzugt.
Brunhilde Sadler