Nun werden aus überheblichen Politikern flatternde Hühner weltweit. Wir sehen konsterniert zu, was alles noch auf uns zukommt. Eine Freundin, die ihr Erbe von 60.000 Euro einem Bankangestellten zu treuen Händen überlies, darf es vollständig abschreiben. Ein Schreckensszenario muss überstanden und wird überlebt werden.
Meine Ratschläge wie sie sich trösten könnte, liefen natürlich ins Leere. Erster Vorschlag: In den Zug nach Rom steigen, zum Petersplatz eilen, einreihen zu Tausenden von Hörer und die Bibel vorlesen lassen. Zuerst hielt ich diese Meldung für völlig abstrus, doch um unsere materiellen Verluste durch geistige Erkenntnisse auszugleichen, braucht es allerdings einige Zeit des Zuhörens, also nicht nur ein- bis zwei Stunden, sondern gleich bis zum Ende der Bibel dabeisein inmitten anderer, ein Gefühl des Miteinanders entwickeln. Da wird der Verlust des Bankkontos vielleicht segensreich, wenn man auch nicht gleich sieht, weshalb, warum das gerade mir passiert.
So ein Crash erfordert eben eine außergewöhnliche Ablenkung.
Näher einfacher dafür sicher eindrücklicher und hilfreicher, wäre, mit dem Zug nach Güstrow fahren, gleich im Bahnhof bleiben, denn hier lesen Reisende, oder Vorbeikommende, das „Echolot“ von Walter Kempowski. Der Autor vor einem Jahr verstorben, erstellte eine Collage mehrerer Bücher, mit Erinnerungen aus dem zweiten Weltkrieg aller Menschen, Soldaten, Mütter, Freunden aus Hinterlassenschaften, Briefen, Fotos etc.. Wie klein wird das eigene Leid, erfährt man diese monströsen Geschehnisse, die Menschen vor ca. 60 Jahren erlebten.
Diese Vorschläge taugen nicht für Banker, die dürfen ruhig und gelassen darauf warten, dass das Kapital dem Kapital hilft, dass dies von dem kleinen Mann kommt und nur ihn betrifft, interessiert sie nur peripher. Die basteln längst an Ideen zu neuer Gewinnmaximierung.