Wie das Kerngehäuse bei einem Apfel, innen faul, außen glänzend, sieht es heute mit dem heiligen Schwur eines Arztes, den Menschen zu dienen, auch nicht aus. Schicker Weißkittel, innen morsch. Der Stab des Äskulaps liegt zerbrochen. Die Sorge aller in Deutschland die uns umtreibt ist doch, Inflation ja oder nein, jetzt oder später, oder nur Sand in einer undurchschaubaren Wirtschaft. Angst und Sorgen treiben uns um, da drohen unsere Elite-Akademiker 55 000 angestellten und beamtete Ärzte mal wieder mit Streik. 5% mehr Lohn, schon wieder, 700 Krankenhäuser können nur noch nach einem Notfallplan arbeiten. Schon wieder einmal. Dabei hat man als Patient längst den Eindruck, auf Ärzte vertrauen gleicht einem vakantes Unternehmen. Und ein funktionierendes Gesundheitssystem gibt es schon längst nicht mehr. Will sich die Gutverdienende noch schnell vor der allgemeinen Pleite ein höheres Gehalt sichern, das selbst eine Abwertung aushält, oder wollen sie bessere Arbeitsbedingungen? Wieso sind sie nicht in der Lage selbst für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen, braucht es dazu einen Streik der nur zu Lasten der Patienten geht. Patienten befinden sich doch permanent in einer Notsituation und heute nimmt der Patient mehr Rücksicht auf seinen Arzt als umgekehrt. Natürlich sind die Überstunden bzw. die Regelung 16 Stunden am Stück zu arbeiten grotesk und eigentlich keine Frage des Gehalts mehr. Ihrer Forderung von 5% steht ein annehmbares Angebot von 2,9% gegenüber. Das heißt aber noch lange nicht, dass es die Arbeitszeiten regelt. Keiner von uns möchte sich von einem überforderten Arzt behandeln lassen. Mein letzter Arztbesuch, der einzige Spezialist der Stadt, überzog mich mit einer Alkoholfahne, die mir jede weitere Behandlung unmöglich machte. Ich hatte aber nicht den Eindruck, dass ihn Geldsorgen plagten. Es wäre an der Zeit, dass Patienten streiken, jedenfalls alle die nicht unmittelbar vor dem Mann mit der Sense stehen. Das ist natürlich unmöglich und dadurch der Patient erpressbar.