Nicht nur der Bildungsbürger freut sich über einen gelungenen Theaterabend, der kritisiert oder gelobt wird, über den man lange schwadronieren kann, fühlt man sich doch heute ein wenig elitär in jenen Kreisen. In Wirklichkeit geht es um den Widerspruch zwischen dem hohen Kulturgut Theater oder dem Konsumgut Theater.
Der ganz normale Bürger, der vielleicht zweimal im Jahr eine Theateraufführung sieht, geht immer mit einem Hochgefühl nach Hause. Das Berliner Theatertreffen zeigt Aufführungen, die die Vermutung stärken, da sind neue gute Regisseure am Theaterhebel. Wunderbare Aufführungen, in denen wir uns schlapp lachen, oder Rotz und Wasser heulen. Zwei Stunden sitzen wir gespannt und leben mit. Trinken anschließend ein Gläschen Prosecco, während der Schauspieler langsam wieder in die Realität runterkommen muss, wenn er auf seinem Gehaltszettel liest, dass er diesen Monat 1.400 Euro netto verdient. Und ohne Engagement bekommt er meist auch keine Aufstockung, oder Hartz IV. Ein Engagement von einigen Monaten berechtigt nicht zur Unterstützung.
Während wir von dem Abend noch lange zehren, hat der Schauspielen nichts zu verzehren.
Laut Bundesarbeitsgericht, hat das Publikum ein Abwechslungsbedürfnis. Um dies festzustellen, brauchte es wohl ein Gericht. Ich denke, dass bei unserem Kulturangebot der Mensch in der Lage sein sollte, selbst in seiner Freizeit für Abwechslung zu sorgen. Hier geht es um Rechte der Schauspieler, die ich nicht sehe. Sie können über Abwechslung in ihrem Beruf, sofern sie ihn ausüben, nicht klagen, das lässt sie immer hoffen, doch oft sorgen unfähige Intendanten, meist aber Intendanten, die durch Kürzungen der Subventionen dazu gezwungen sind, Schauspieler zu entlassen.. Einen unsicheren, wenig gestützten Beruf als den der Schauspieler gibt es kaum. Schauspieler, egal wie viele Theater es in Deutschland gibt und welche Stücke sie aufführen, bekommen nur Jahresverträge und meist bei einem Intendantenwechsel die Kündigung. Die Perspektive im Konsumsystem Theater ausrangiert zu werden ist immer da. Erst nach 15 Jahren werden Schauspieler in Deutschland zwar theoretisch unkündbar, bei den meisten allerdings wird nach 14 Jahren gekündigt. Die meisten von uns glauben, Hunger mache kreativ.