Vergleicht man Berlin mit einem Zirkus, so ist augenblicklich das Regierungsviertel die Manege, wo Dompteur und Dompteuse versuchen sich in ihren Kunststücken zu übertreffen, abgesichert mit Netz und doppeltem Boden. Kein Zirkus leistet sich diese Absicherung, der Salto mortale dreht sich ohne Netz. In Berlin tummeln sich traditionsreiche Namen wie Krone, Barelli, Busch, Sarransani. Herbstzeit ist Zirkuszeit und ruft den Tierschutz auf den Plan. Bei Barelli reitet ein bengalischer Tiger auf dem Rücken eines Pferdes, normalerweise ein Biß in den Nacken und ein ganzes Rudel Tiger könnte sich satt fressen. Hier nun völlig seiner Würde beraubt, statt Pranke in die Flanke, statt Jäger, Hampelmann. Bei Krone wird ein weißer Löwe per Lastkran in die Kuppel gehievt. Gehen wir in den Zirkus um die Tiere zu bedauern oder zu beklatschen. Wollen wir das sehen, deformierte Tiere? Boulevardpresse titelte mit Bild, bei Busch, nackte Artisten mit ihren nackten Tieren. Dompteuse bei Hengst, Dompteur Rüssel an Rüssel mit Elefant. Geht es noch geschmackloser? Eine SPD-Sprecherin forderte, „Schluss mit der Zirkusgaudi“ lahm, in Ermangelung konkreterer Nachrichten der Politikartisten aus der Manege der Staatskanzlei. Im RBB läuft allabendlich 3 Minuten lang, „unser Gorilla im Zoo“ und zeigt wie dieses Tier versucht sich in seinem Käfig umzubringen. Anschließend wird die Spechtmeise zum Vogel des Jahres 2006 erklärt, jene Rotbäuchige die sich draussen auf meiner Terrasse, auf den Rosensträuchern im Wind schaukeln lässt. Völlig ungefährlich für Tierschützer und SPD. Wer kürt schon gequälte Schlachttiere, Tausende Kilometer von einem Land zum anderen gekarrt, zum Tier des Jahres. Künast darf sich die Hände in Unschuld waschen ist nicht mehr ihr Ressort. Der Mensch hat den Vorteil, dass er weis wofür er und das Tier lebt, nur das Tier tappt völlig ahnungslos in die Falle.
Sehen wir gelassen den Politik-Dompteuren im Regierungsviertel zu, wer im Netz aufschlägt, sich noch dreimal zappelnd aufbäumt, um hoffentlich endgültig abzusteigen.