Gestern abend bei "Beckmann" erhielten wir einen beklemmenden, gleichzeitig respektvollen Eindruck, über Susanne Osthoff, sofern die Medien insbesondere die Boulevardpresse, noch eine freie objektive Sicht zuließen.
Eine freie Frau die das Gerüst der Mittelmäßigkeit abstreifte, sich entschloß, kompromißlos ihr Leben nach ihrer Vorstellung zu verwirklichen, kann nur mißtraut werden. Wer die Mittelmäßigkeit verlässt, wird schutzlos und kann nicht mit Mittelmäßigkeit mehr gemessen werden, er ist der ganzen Härte der Masse ausgesetzt, ausgegrenzt. Bei "Beckmann" saß eine stark gewordene Individualistin, mit einer Idee, mit einer Vision für ihr Tun, die wir höchstens noch einem Extrembergsteiger zugestehen, bei ihr verfangen unsere Klischees nicht, Mutter, Kind, Eltern, Heim und Herd.
Alle Achtung vor dieser Frau. Gott sei Dank, ist sie nicht die Einzige, die für ihre Sache kämpft, dazu gehört Alice Schwarzer und die fast schon vergessene Regine Hildebrand.
Möglich, dass Mut dazu gehört für Individualisten in die Mittelmäßigkeit zu gehen um den Schutz der Gesellschaft. Scheint so, sieht man sich die Kunstszene an. Mittelmäßigkeit in Literatur, Malerei, Musik und die Wissenschaft an der Grenze der Kriminalität.
Was Boulevardpresse bewirken kann, beschrieb anschaulich Heinrich Böll in "Die verlorene Ehre der Katharina Blum ".
Unser großer Satiriker Harald Schmidt, zuvor mit Elke Heidenreich auch gestern, via Television für den WDR, demonstrierte, was aus einem Menschen werden kann, der sich rein aus Spaß an der Ironie und Schadenfreude, zu weit aus dem Fenster lehnt. Er zog sich das Gerüst der Mittelmäßigkeit an zum Schutz vor weiteren Angriffen, Elke Heidenreich war fassungslos über so viel Angst und Angepasstheit, dass sie große Lust verspürte, ihm eine Torte ins Gesicht zu werfen.
Die Politik fordert Mut von uns, doch den Schutz kann sie nicht gewährleisten.