Rein medizinisch gesehen sind Frauen weit von einer geschlechtsspezifischen Behandlung entfernt. Eine Studie von Gesundheitsökonomen der Universität Köln stellt fest, das Frauen schlechter versorgt werden als Männer. Herzkreislauferkrankungen sind die häufigste Todesursache bei Frauen. Doch noch immer gilt zum Beispiel, der Herzinfarkt als typische Männerkrankheit, Frauen sterben eher an Brustkrebs. Die meisten Ärzte hegen dieses Vorurteil und rechnen erstmal nicht mit weiblichen Infarktpatienten. Bei den gleichen Symptomen bekommt der Mann sofort und schnellstens ein EKG und alle üblichen konventionellen Herzuntersuchungen, während die Frau zur Mammographie überwiesen wird. So kommen sie durchschnittlich etwa eine halbe Stunde später als Männer ins Krankenhaus, schon gar nicht in eines das auf Herzkrankheiten spezialisiert ist. Mit dramatischen Folgen: In Europa sterben 55 Prozent der Frauen an den Folgen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung - gegenüber 45 Prozent der Männer. Selbst im medizinisch gut versorgten Berlin ist das Risiko eines tödlichen Infarkts für Frauen doppelt so hoch wie für Männer. "Es ist aber auch so, dass man bei Frauen von Seiten der Ärzte und von Seiten des medizinischen Assistenz-Personals in der Regel nicht erwartet, dass sie einen Infarkt oder einen Schlaganfall haben", bestätigt die Ärztin Prof. Vera Regitz-Zagrosek vom "Cardiovascular Research Center" in Berlin. Besonders häufig leiden Frauen unter einer Verengung der Gefäße der so genannten koronaren Herzkrankheit. Trotzdem werden Frauen schlechter versorgt, zwar bekommen sie mehr Medikamente, allerdings auch die schlechteren. Doch damit nicht genug, Frauen leiden stärker unter den Nebenwirkungen, denn Arzneimittel werden an ihnen viel weniger getestet. Gerne behandeln Notärzte, Sanitäter, Assistenz-Personal, Frauen in der Soforthilfe auf Erschöpfung, Nerven, Wechseljahre, etc. während bei gleichen Symptomen Männer sofort auf Verdacht eines Herzinfarktes behandelt werden. Hier ist dringend die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und entsprechender Handlungs- und Schulungsbedarf nötig.
Das GenderKompetenzZentrum ist gefragt, um Prävention der Geschlechtergerechtigkeit speziell im medizinischen Bereich aufzunehmen, um 55 Prozent der Frauen die gleichen Gesundheitschancen zu bieten wie Männern.