Alles erloschen, alles vorbei, die Asche verweht. Johannes Heesters, zärtlich Jopie genannt, hat aufgehört zu rauchen. An die neunzig Jahre währte der zündelnde Flirt zwischen weißen Röllchen und dem charmanten Rollenspieler, dem ein kleines Rauchzünglein dem Mund entflieht, dem König der Eleganz. Mit Schirm, Charme, Zigarette und Zylinder, lud er uns ein, dieser schöne Flaneur, aus seinem Champagnerkelch zu trinken. Das ein Raucher auch nach langer Zeit seine Leidenschaft verwirft, ist nichts Besonderes, dafür gibt es viele Gründe, gerade jetzt in dieser aufklärenden, regiden Kampagne gegen Zigaretten. Aber Johannes Heesters hat noch nie mit etwas aufgehört. Hat er aufgehört zu singen, spielt er nicht auch noch Theater, gibt er nicht auch noch Interviews? Mit Hochachtung ist zu vermerken: Er hat nicht aufgehört zu leben, womit er übrigens in krassem Gegensatz zu den meisten Vertretern seines Geburtsjahrganges steht, ob sie alle rauchten oder nicht, ist nicht überliefert. Jopie wurde durch die Jahrzehnte zu einem Tenor, dem die Daseinsfreude besser stand als der Tod. Eines darf und muss festgestellt werden; Wer aufhört zu rauchen, muss nicht zwingend daran zu Grunde gehen. Johannes Heesters hörte auf zu Rauchen zu einer Zeit, da der Zigarette keine Arien mehr gesungen werden, er hat ein leises Adieu gehaucht, er wird nicht mehr ins Maxim gehen und galant, weiß behandschuht, an der langen Elfenbeinzigarettenspitze ziehen. Heute wird er überall hinausgeworfen, wenn er auch nur sein Etui öffnet, denn die Zigarette wird so verboten werden, wie die Liebe des Grafen Danilo zum Landmädchen Hanna in der Lustigen Witwe. Heesters hat einige Rekorde gebrochen, nun hat er auch noch die Zigarette überlebt und ist dabei um eine Leidenschaft ärmer geworden. Mit Hundertdrei Jahren dürfte einiges mehr verschmerzt sein.
Der kleine Junge Jopie Heesters, zog im letzten Jahrhundert, kurz nach dem erste Weltkrieg, an seiner ersten Zigarette, kein lebendes Gedächtnis reicht so weit zurück, und sie begleitete ihn neunzig Jahre, von Erfolg zu Erfolg. Ich rauche dieses wohlschmeckende Ding, bis ich schwarz werde, oder natürlich besser, Schauspieler, Sänger, oder Liebhaber schöner Frauen, bis zum letzten Zug. Nun wissen wir es besser, nicht bis zum letzten Atemzug. Rauchfrei Jopie, diese neue Erfahrung muss noch lange ausgelebt werden.