Es war im KaDeWe, lange her, Kaufhaus des Westens Berlin, Rolltreppe runter der Blick, ich Rolltreppe rauf zurück der Blick, weiche Knie, das war er, der mit dem man könnte für immer. Seltene Momente die sich eingraben, nie vergisst, nicht lebbar werden. Hunderttausend Momente später.
Zwanzig Minuten bis die entsprechende Straßenbahn kommt. Junger Mann lehnt am Geländer, raucht, ein Kinderwagen mit einem etwa zweijährigem Mädchen dabei, ich laufe auf und ab, warte und sehe das Kind an. Alle Zweijährigen sind hübsch, doch mein Herzschlag setzt aus. Nie sah ich einen so trostlosen Blick, bleich das Gesichtchen, sie sah mich an und auf ihrer kleinen Stirn entsteht angstvoll eine Falte, gewellt vom Auge zur Stirn. Ich sah nach zu dem Mann, er rauchte sah anderen Mädchen nach, sprach weder mit dem Kind noch sah er es an, es war nicht vorhanden, die Kleine bewegte sich nicht, saß still mit der angstvollen Falte auf der Stirn, weil ich sie mal immer wieder ansah. Die Bahn kam, ich stieg ein, die Beide blieben stehen. Mein Tag war dahin. Die völlig resignierten Augen des Kindes verfolgen mich. Ich hatte nichts für sie getan. Ich war auf dem Weg zum 30jährigen Treffen einer Bekannten wir arbeiteten einmal zusammen, dann heirateten wir. Ihr Mann machte Karriere und sie erzog zwei Söhne zu fetten Promianwälten, sie wohnen auf einer Insel. Ich erzähle von den Augen des Kindes. Sie ist Vorsitzende des Lions, des Rotaryclubs, meint, wir spenden, tun Gutes, aber du darfst nie persönlich Anteil nehmen, komm wir machen heute eine Segelpartie, der und der ist dabei, aber keiner ist geschieden und schon gar nicht mehrmals wie du, wir bleiben an der Seite unserer Männer. Danke ich bin mit der Bark Kruzensthern als Trainee um die Welt gesegelt, allein ohne Mann selbst bezahlt, weil ich Abstand brauchte, von Leuten aus eurer Gesellschaft.
Ich rannte zu den Augen des Kindes und hoffe, dass es überlebe. Getan habe ich nichts in diesem unheilvollen Moment.