Man erntet unverständliche Blicke, verbal allerdings geht es nicht so einfach ab. Zwei Tage stundenlang am Fernseher hängen und sich Geschichten von Möchtegern-Literaten anhören, blankes Unverständnis. Fußball ja, das darf mit Absolution der Herrschenden gesehen werden, Arbeitnehmer bekommen frei, Stunde um Stunde einen Ball zu verfolgen. Völlig sinnfreie Entspannung die von allen toleriert wird. Ich ziehe es vor, stundenlang mir vorlesen zu lassen, zuzuhören, den anschließenden Beurteilungen zu lauschen, meine dagegen zusetzen auch zu erfahren, worüber wird in diesem Jahr geschrieben, was ist der Trend unter den jungen Autoren.
Es ist mal wieder der Ingeborg Bachmann Preis und da werden andere Kriterien laut, wenn ich nicht gestört werden möchte, sage ich höre zu. Ogott nein, langweiliges Geschwafel, wenn einer überhaupt weiß worum es geht, ansonsten leere Blicke, kenn ich nicht, woher auch, wenn die BZ der einzige Meinungsmacher ist.
Ich habe Freitag ein wenig reingehört und eine Geschichte fand ich bemerkenswert und hoffe für sie, das sie weiterkommt die Autorin heißt „Bronski“, eine harte Geschichte über Hass und Rache einer kaputten Familie, schnell geschrieben mit Kindermund.
Samstag spielte das Wetter mit, stürmisch immer wieder Sprühregen, genau richtig fürs Sofa. Zuvor hurtig aufs Rad und die SZ geholt TV an und beides zur gleichen Zeit, bis zur Schlagzeile im Wirtschaftsteil: “Die Kultur des Positiven ist verloren gegangen.“ Aber da halt, was höre ich? Welch eine Dualität, denn gerade liest Tilman Rammstedt „Der Kaiser von China“ eine Suade, eine Kaskade von genialen Einfällen, der Saal johlte, wenn man das so nennen darf unter den zumeist zur Schau gestellten ernsten Literaten, jedenfalls solange sie öffentlich auftreten. Sie können den Text über 3sat lesen. Ein Liebesgeständnis des Enkels an seinen Großvater,
der endlich gestorben ist. Auf dieses Buch bin ich gespannt.
So zusammenhängend war ich noch nie dabei, darf feststellen, es war Entspannung pur.
Wer gewinnt ist mir letztendlich gleich, ganz sicher im Gegensatz zu morgen, dem Endspiel in der Europameisterschaft. Abwarten muss ich bis die Fähnchen an Autos und Fenster wieder in der Kiste verschwinden.
Die Kultur des Positiven lebt.