Unser neuer Gesundheitsminister bringt es auf den Punkt in seinem Interview mit der SZ, „egal was ich tue, einem passt es sicher nicht“. So eine Egal-Haltung zieht sich durch unser ganzes Volk, aber wenn ein Politiker diese Haltung vertritt, dann ist er fehl am Platze. Aber so sind sie unsere neoliberalen Politiker und was ihm recht ist, warum nicht uns auch. Nur im Fussball gibt es Meinungen und echte Gegner, ansonsten steht der Liberalismus hoch im Kurs. Ich halt mich raus, kann nichts ändern, und das ist nicht nur ein unterschwelliges Gefühl der Machtlosigkeit, sondern ein Gefühl des bedingungslosen Lebenlassens. dass die Eingriffsmöglichkeiten des Individuums auf Null setzt. Zur kollektiven Anteilsnahme wie bei der Abstimmung in der Schweiz zum Minarett, kommt es, wenn es mich gleich nebenan betrifft. Da sind wir eine Gruppe für einen Tag, das war es dann auch schon. Man sieht ja, dass die paar Engagierten die auf die Straße gehen, nichts erreichen, warum also sich aufregen. Täglich hauen uns Fernsehsender schreckliche Nachrichten um die Ohren, soll ich mich da jedesmal aufregen, dem begegne ich höchsten hinterher mit Ironie aus dem später nur noch ein Witz wird. Der Krieg in Afghanistan ist so ein Ding, ein Witz jagt den nächsten, die Anteilnahme dauert, solange der Bericht im Fernsehen läuft. Was für eine kollektive Trauer um einen selbstmörderischen Fussballstar, sie wurde von den Medien herbeigeschrieben, wir folgten. In wie weit ist uns unser Sozialstaat egal? Wir leben in einem Sozialstaat und die staatliche Fürsorge fördert ja das ignorante Nebeneinander. Niemand muss hungern, wer hungert ist selbst schuld. Drei Millionen hungernde Kinder, wer’s glaubt, da sind drei Millionen Eltern schuld, faule Saufbande. Trifft es mich, heißt es Rolläden runter, verkriechen. Nicht auffallen, keine Meinung zeigen ist unser heutiges Demokratieverständnis. Wer arm ist, stirbt eben früher, genau das propagiert unsere neue Gesundheitsreform. Keine guten Aussichten, was soll’s ich setz mich doch nicht in die Nesseln für andere. Da ist mir doch alles auch so was von egal.