Vor 25 Jahren wurde in Klagenfurt für den ersten Bachmann-Preis vorgelesen und damit ist sie die erste Casting- Show im deutschen Fernsehen, nicht bei RTL, sondern bei 3sat-Kulturkanal ausgestrahlt worden. Jeder mit Ambitionen zum Schreiben, ist es das beste Trittbrett um Aufmerksamkeit zu erregen, oder gar einen Verlag zu finden. „ 3sat“ steht für den einzigen Kultursender, (ausgenommen „arte“) der mit besonderen Beispielen, uns Künstler, Theater, Schriftsteller näherbringt. Nicht das Gro der TV-Seher sieht allabendlich eine halbe Stunde Kulturbeiträge, die leider, das muss angemerkt werden, in den letzten Jahren, sich auch dem Mainstream anpassten. 3sat schielt, oder muss sogar auf Zuschauer setzen, die nicht auf künstlerische Aktivitäten setzen. Nun steht die Frage im Raum, wird der Bachmann-Preis weiterbestehen und übertragen. ORF sagt nein, Sparzwängen zwingen sie 350.000 Euro Kosten für die 3-tägige Übertragung der Vorlese-Kandidaten, zu bezahlen. Ein Klacks, billiger ist ja nur das Testbild und 3sat ist nicht mehr der Garant, oder die Lobby um Künstler, zukünftige Literaten, eine Steigehilfe zu geben. Ich habe rein gesehen und zwei, drei Lesungen verfolgt. Da las wie ein Donner von Sprache und Gestik der Schauspieler Joachim Meyerhoff davon, dass er unbedingt einen Fotoband stehlen wollte. Ich liege auf der Coach mit meist geschlossenen Augen und höre einer tollgeschriebenen Story zu. Sehr Preisverdächtig. Den nächsten Tag las und gestikulierte Zè do Rock über seine Reise durch Brasilien und in seinem selbsterdachten Ultradeutsch. Zum ersten Mal sah man fröhliche Gesichter im Publikum, dafür eher erstaunte bei den Juroren. Eine Lesart auf die man sich einlassen muss, ironisch, aber immer liebevoll berichtet er über seine Begegnungen per Anhalter durch Brasilien. Er löste einen kleinen Kulturschock aus, auch bei Literaturkritikern heißt es, was ich nicht kenne, mag ich nicht.
Wenn ORF aussteigt, dann muss es doch Möglichkeiten geben, andere Sponsoren ins Boot zu holen, reiche Verlage reiche Schriftsteller, z.B. Daniel Kehlmann, Millionen verkaufter Bücher heißt Millionen Euro im Säckel. Irgendwie muss dies weitergehen, wo sonst kann sich mein Gehirn füllen mit gut formuliertem Deutsch, mit Sprache im TV, wie sie sonst nicht und nirgends vorkommt.