Konnte man vor einigen Jahren sicher sein, dass bei einer Wohnungsklage die Richter zumindest annähernd dem Mieter entgegenkamen, ihre Sympathie in Richtung Sozialverträglichkeit gingen, darf das heute abgehakt werden. Nirgendwo eine Entscheidung die im Zweifel für den Angeklagten sprechen, ganz im Gegenteil, der heute sozial Schwächere bekommt egal wo, sollte er aufmucken, eine übergezogen. Keine Partei interessiert sich für ihn. Die „Linke“ mit Gregor Gysi schwafelt vom bösen Vermieter vom habgierigen Eigentümer, ohne Abhilfe zu schaffen. Von der Politik ist nicht zu erwarten, dass sie dem Treiben auf dem Wohnungsmarkt, gesetzlich einen Riegel vorschiebt.
Berlin erlebte jetzt fassungslos das Urteil einer Richterin, die einem Eigentümer recht gab, sein Mietshaus luxussanieren zu dürfen. Ein Eigentümer kaufte 150 ehemaligen Sozialen-Wohnungsbau und fing gleich ohne Vorwarnung an, die Häuser an zu renovieren. Er mauerte Badezimmerfenster einfach zu, stellte das Wasser ab, brach Wände im Treppenhaus etc. Angstvoll zogen sogleich relativ schnell 75 Mieter aus. Der Rest klagte über 2 Jahre und nun das Urteil gegen sie. Mit einer Perfidie arbeitet Eigentümer und ausführende Baufirma-Leitung zusammen. Vor der Presse, nein, nein, wir sanieren nur für unsere Mieter. Ohne Kamera hört man, natürlich wollen wir, dass alle ausziehen, das bekommen wir schon hin. Menschen die 40 Jahre ihr Leben in diesem Haus verbrachten, sollen sich neu orientieren, vor allem höhere Preise bezahlen.
Keine Lobby weit und breit. Lobbyistin ist hier die Richterin, für die Eigentümer.
Hier müsste dringend jeder einzelne Mieter protestieren, sich solidarisch zeigen. Aber genau das ist das Problem. Wir sitzen total gelähmt, ohne weiteres Engagement in unserem hausgemachten Brei, wenn wir uns kümmern dann nur für uns. Solidarität ist total flöten gegangen. Und wenn ich höre, dass jene Richterin, die für Wohnungsklagen spezialisiert ist, Kolumnen für die Zeitschrift „Haus und Grund“ schreibt, selbst mehrfache Eigentümerin ist, ja was kann man erwarten. Sie müsste wegen „Befangenheit“ in eine andere Strafkategorie versetzt werden. Jetzt wird das Halali geblasen auf die Mieter, täglich erfahren wir neue Klagen, die reißerisch gegen den Mieter aufgemacht, sich in der Presse wiederholen. Ob Rauch, ob Parfüm, ein Mieter der den ganzen Tag in seiner Wohnung verbringt, raucht und sich parfümiert, ist asozial und außerdem, wer arm ist wird aus der City gejagt. Jetzt wird die Streu vom Weizen getrennt.