Die Vormachtstellung des Raubes bleibt ganz unbenommen in England. Die Engländer besitzen einen Sinn für Satire und schreiben gleichzeitig das Drehbuch für einen neuen Thriller. Der legendäre Postraub läßt ganz Europa schmunzeln und sie können gewiß sein, ihre Namen sind in die Geschichte eingegangen. Ist der Brite ein wenig klamm, überfällt er einen Postzug haargenau berechnet, verzieht sich in die Südsee bis es ihn langweilt, und als Promi sein komfortables Leben in England beenden darf.
Eigentlich ist diese herkömmliche englische Tradition nicht mehr zeitgemäß, Deutschland ist längst weiter in seiner räuberischen Tradition. Führungskräfte der Geldtransportfirma Heros haben gezeigt, dass die Unterschlagung dem Raub vielfach überlegen und effizienter ist. Ohne Waffengewalt und anderer unschönen Dingen stehen rund 70 Millionen Euro Beute, 300 Millionen Euro der deutschen Manager gegenüber. Ausserdem ist sie erst mit einer gewissen Zeitverzögerung als Straftat erkennbar, erhöht noch mehr die Fluchtchancen und die sichere Unterbringung des Geldes. Zudem findet sie beim Scheitern vor Justitia eine relative Gnade, da es sich trotz des kapitalen Verlustes an Kapital nicht um ein Kapitalverbrechen handelt. Hier zeigt sich, dass die Technik der Deutschen weit erfolgreicher ist als die der Briten.
Inzwischen dürfen wir schon von einer deutschen Tradition sprechen, was das verschwinden lassen von Millionen durch gewiefte Manager, vom dumben Volk, Missmanager tituliert, von der Geldkaste mächtig hofiert, bedeutet. Ein wunderschönes Beispiel lieferte der alljährliche Wiener Opernball, was hier an Betrügern im Smoking und Champagner süffelnd feierte, das dürfte leicht 1000 Jahre Zuchthaus übersteigen.
Wen schert