Deutschlands zweitwichtigstes Thema nach der WM, noch vor der Gesundheitsreform, ist Bayerns streunender Braunbär.
Ob uns da nicht die Bayern einen richtigen Bären aufbinden und dem Norden ihr Seemannsgarn spinnen? Zur richtigen Zeit unterhält Bayern während der Fußballweltmeisterschaft, für alle Globetrotter, täglich in der Zeitung, eine neue Geschichte über Bayerns wichtigsten Exportartikel JJ1 bereit. Wie sehr Bayern auf der Höhe der Globalisierung ist, zeigt, dass finnische Jäger mit ihren Hunden dem Bären hinterhertrotten und ihn, solange die WM geht, auch nicht finden dürfen. Der Bär verspeist genüßlich ein Schaf auf der Alm, die Sennerin darf ihm dabei zusehen, er blickt ihr gelangweilt in die Augen, zeigt ihr lachend seinen vollen Bauch und trollt sich gemächlich. Tausende von Krachledernen mit Gamsbärten blasen zum Halali, a rechte Gaudi ist's und kein Hund kommt ihm so nah wie eine Kamera. Flugs stellt Bayern einen Bärenbeauftragten, der darf auf 600 m in die Röhre gucken, sicher ist er daran interessiert seinen Job noch eine Weile zu behalten und so geht die Hatz lustig weiter.
Jeden Maulwurf kennen sie, jedes Stück Rotwild ist listenmäßig aufgeführt, nichts entkommt ihren Jägeraugen. Mit dem Abschießen sind sie schnell zur Hand, wenn ihnen etwas nicht ins Konzept passt, oder so richtig schön vor die Flinte läuft. Der Bär muss am Laufen gehalten werden, bis die Weltmeisterschaft gewonnen oder verloren ist. Danach darf JJ1 sich nach Österreich verziehen, oder in östlichen Wäldern verschwinden und Wühlmäuse verspeisen. Es interessiert keinen mehr, die Geschichte ist abgestanden. Nach dem Almabtrieb wird’s eh schwerer noch so ein schönes fettes Haustier zu erwischen. Leitartikler und Kolumnisten sehen sich gezwungen wieder über Politik, Gesundheitsreform, anderer Steuereinsparungen, Korruption und Kunkelei bei Hartz IV zu berichten. Gähn, langweilig, öde, Fuffi und Sex bringt auch nichts mehr. Bleibt nur eins, ein neuer Bär oder der Abwechslung wegen, darf es auch mal ein ausgebrochener Elefant sein, der in der Wintersaison an einem Skilift gesichtet wird.
Hauptsache wir erfahren, wie gemütlich und lustig es in Bayern zugeht. Trotzdem lieber ein Bär als die Preußen.