Wer sich nicht in das Gewirr der Leipziger Buchmesse stürzen möchte, kann sich Zuhause mit zwei hochkarätigen Bücher über deutsche Vergangenheit, einst und noch immer aktuell auseinandersetzen. Ich bin sicher mehr neue Erkenntnisse werden ihm auf der Buchmesse sicher nicht geboten.
Zur noch nicht verarbeiteten Geschichte jüngster Vergangenheit, gehört die RAF. Aktuell die augenblickliche Aufgeregtheit um Christian Klar und Brigitte Mohnhaupt, erschien von Anne Siemens ein Buch mit einprägsamem Titel "Der RAF ging es um das System, mir um meinen Vater".
Es ist ihr gelungen, Familien der Opfer zu einer Stellungnahme ihrer heutigen Befindlichkeit zu bewegen. Mit ihrem Buch bringt sie ein Thema zu gehör, dass bei den Medien längst abgehakt ist. Nicht ganz unschuldig sind die Opfer selbst, die hinter verschlossenen Mauern und Türen leben und es bisher ablehnten über ihren Verlust und ihre Trauer zu sprechen. Es sind auch eher die Kinder der ermordeten Väter. Sie sind jetzt erwachsen und fordern mit Recht Antworten auf ihre Frage, warum mein Vater?
Wir können kein Verständnis für die Morde und Taten der RAF von Anne Siemens erwarten, aber Antworten muss sie bekommen.
Ein Buch empfehlenswert für alle alten Sympathisanten und Weggefährten der RAF.
Der Autor Ernst Klee ein Mensch mit sehr viel Empathie, setzte sich hin und recherchierte über Künstler als Mitläufer der Nazizeit.
Sein Buch "Das Kulturlexikon zum Dritten Reich" Weit über Viertausend Künstler sind aufgelistet, akribisch recherchiert, mit Nachweisen ihrer Bewunderung für das Naziregime. Die damalige Klaviervirtuosin Elly Ney die zu einem Konzert nach Holland eingeladen wurde, fragt in einem Brief an Göbbels ob Holland von den Juden befreit sei, wenn nicht, könne sie nicht spielen. Sicher ist das Thema nicht neu, aber höchst interessant, zu erfahren, waren sie erzwungener Maßen zu Mitläufer geworden und nur Claqueure oder von rechter Nazigesinnung?
Das Buch erhellt, entstellt, so manchen Künstlerliebling, bis in die heutige Zeit.