Jetzt werden auch schon Kinder als Druckmittel gegen die böse Politik eingesetzt. Sie krähen und schreien, wir wollen eine bessere Bildung, schwenken Fähnchen, tatsächlich freuen sie sich darüber, dass der Unterricht heute ausfällt. Andererseits ist zu hoffen und zu wünschen, dieser Tag, bleibt ihnen im Bewußtsein, dass demonstrieren ein Mittel ist, um Zustände sichtbar zu machen. Ob es heute Politiker noch interessiert, glaube ich kaum, stehen sie doch kurz davor für elf Wochen, Anzüge gegen Shorts zu tauschen, ihre Büros zu schließen, in Urlaub zu fahren und uns hoffentlich für diese Zeit mit falschen Entschlüsse zu verschonen, ganz besonders im Hinblick auf unser Bildungssystem. Man kann es nicht mehr hören. Unsere Bundeskanzlerin kurz vor ihrem Besuch zum Halbfinale: “Wir müssen die Bildungsrepublik werden, Wohlstand für alle heißt Bildung für alle“.
Das werden die kleinen Schreihälse heute auf der Straße noch nicht verstehen. Dass sie 40% Unterrichtsausfall hinnehmen durch kranke Lehrer, dass sie marode Schulen besuchen, kaputte Turnhallen, vergammelte Sanitärräume das spüren sie täglich. Solange man hier über menschenunwürdige Zustände reden muss, wird die Debatte über ein neues Bildungssystem eine Farce bleiben. Ganz sicher hat jeder von uns ein Beispiel wie das Schulsystem funktioniert. In meiner Straße einer Grundschule, fiel vor einem halben Jahr der Turnunterricht aus, weil, welche Freude, die Turnhalle und die Toiletten saniert wird. Jetzt knapp vor den Ferien heißt es, ein, nicht die Turnhalle zu teuer, aber die Toiletten. Wieder werden Kostenpläne, d.h. Mehrkosten eingefordert und weiter fällt das Turnen aus.
Da sagen sich gutsituierte Potsdamer Eltern, lasst uns in Ruhe unser Kind geht ab nächstes Schuljahr auf eine private Schule. Solange bleiben öffentliche Schulen Aufbewahrungsorte für die zukünftige Unterschicht. Der Verdacht drängt sich auf, das ist hausgemacht und gewollt.