Es wäre ziemlich blauäugig am 1. Mai nach Kreuzberg zu fahren um mit Freunden, fröhlich und gelassen den „Tag der Arbeit“ abzufeiern. Dieser 1. Maitag ist längst in den Großstädten seiner ursprünglichen Bestimmung, zum Tag der Randale verkommen. Nur in ländlichen Gebieten wird noch um den Maibaum getanzt, anschließend gehört auch hier eine ordentliche Rauferei dazu, meist ohne politischen Hintergrund. Doch Berlin wird durch die Medien Wochen vorher in die Randale getrieben. Die Vorbereitungen laufen beidseitig auf Hochtouren. Der Staat zeigt, was seine Polizei bisher gelernt hat, der 1.Mai als Test Tag ihres Könnens. Die Autonomen sammeln Steine, Stöcke und inzwischen geleerte Flaschen und ohne, dass zum Halali geblasen wird geht die Randale los, ein politisches Engagement lässt sich auch hier wie in ländlichen Gebieten nicht erkennen .Mit Hörnern wurde früher zum Angriff geblasen, mit Schalmei und Trommeln ging es gegen den Feind und die Trompete spielte später über den Gräbern. Heute schlägt man sich ganz ohne Musik ins Kampfgetümmel. Mir scheint man vergaß ganz die heilsame Wirkung der Musik, kein Orchester wie beim Untergang der Titanic, das bis zum Ende spielt. Wie wäre es, statt der kriegerischen Vorbereitungen die Straßen mit Musik zu beschallen, Lautsprecher die Straßen entlang installiert und ab geht es mit dem Donauwellenwalzer im dreiviertel Takt. Roy Black, Rex Gildo, ja die Beatles bieten sich an. Wer will da noch einen Stein werfen, die Polizei stellt die Schutzschilder ab greifen nach der schönen Kreuzbergerin und tanzen. Den NPD-Demonstrationszug begleitet man mit Operettenmusik aus dem „Vogelhändler oder dem „Weißen Rösl am Wolfgangsee“. Formieren sie sich zum Marsch ertönt die „Christel von der Post“ und alle werden in schallendes Gelächter ausbrechen. Diese jahrzehntelange Auseinandersetzungen zeigten doch ausgiebig, dass die bisherigen Praktiken nichts fruchten, also warum nicht mal ganz anders reagieren. Als „Tag der Arbeit“ mit lobenden, motivierenden Reden der Gewerkschaftler, oder einfach zur Begrüßung des Frühlings. Bedenke musikresistent sind selbst Taube nicht. Anschließend werden Meldungen der Medien nur noch zur Randnotiz.