Spielzeuggeschäfte so mein Eindruck vergrößern sich wie Möbelhallen und dass die angebotene Waren verkauft werden, dafür stehe ich gerade. Meine Enkelin sammelt und spielt mit Feen auf einer Schaukel, mit güldenem Flügel auf dem Pferd, selbst auf einer Palme thront ein lila Wesen, fährt mit der Kutsche und glitzert in hellen Tönen. Ich hatte einen klaren Auftrag, was heute von mir besorgt werden musste um ihr Ensemble zu erweitern. So stand ich vor einem Regal von 10m Länge und guckte, während in mir die Frage anschwoll, wie kann man mit diesem steifen Zeug nur spielen, da ist doch die Fantasie vorgegeben. Eine Kundin in der Nähe besah sich einen Bauernhof nahm eine kleine Kuh, zeigte mir den Euter, und bemerkte liebenswürdig, ist das nicht toll wie fein ziseliert die Venen am Euter gezeichnet sind? Eine heitere Frage, es kollerte schon in mir. Ihre blauen Augen strahlten, als gäbe es nichts bewundernswerteres als dieses Tier, sie forderte meine volle Aufmerksamkeit, wendete das Tier hin und her, konnte sich kaum sattsehen . Können unsere Kinder wirklich damit spielen, fragte ich? Begeistert beschrieb sie wie Tochter und Sohn Bauernhof und Pferdestall spielen und endete mit der interessanten Frage; Mit was haben sie denn als Kind gespielt?
Es rutschte spontan wie Spucke aus meinem Mund; Ich, ich war im Krieg! Was nun folgte ist fast unbeschreiblich. Alle Dämme brachen, vielleicht sahen wir uns eine hundertstel Sekunde an, es brach los wie der Sturm über Noahs Arche, wir lachten, wir kreischten, hielten uns an den Regalen fest, Leute kamen näher, wir lachten und bogen uns wie Kulis mit einem Sack Reis auf dem Rücken. Wir waren nicht zu halten, sie röchelte, sie war im Krieg, ich schrie zurück, als Kind, bogen uns erneut, sie sind zu jung dafür. Wortfetzen hin und her. Inzwischen lachte der ganze Laden mit. Meine ersten 5 Lebensjahre waren Kriegsjahre. Ich lachte bei Feen und Kühe, dank einer jungen Frau, die fragt, mit was ich als Kind gespielt hätte? Irgendwann verlies uns die Lachkraft, verwischte verlaufene Wimperntusche, kauften Fee und Pferd, gingen einen Kaffee trinken, während der Lachmuskel noch immer in uns gluckste. In die Zeit passte diese zufällige Begegnung, denn augenblicklich wird an Kriegskinder gedacht, es gibt einige Bücher über die Kinder der Kriegszeit und ihre Auswirkungen auf ihr Leben. Wie immer viel zu spät. Wahrscheinlich ist ein Lachanfall nach Jahrzehnten die Beste und letzte Art der Bewältigung.
ebook:Naninas Kind