Also, mal ehrlich, wird Johanniskraut dem Trinkwasser beigemengt, eingefrorene Gehirne sind neueren Datums, diese politische Einigkeit der Parteien, die vor der Wahl mit scharfer Munition sich in Schützengräben gegenüber lagen, sind wie ausradiert, man liegt sich schulterklopfend in den Armen, demonstrativ einig vor Öffentlichkeit und Presse.
Bundeskanzlerin Merkel hinterlässt bei Staatsmännern anderer Länder eine guten Eindruck, nichts aufregendes, prägnantes. Alles akzeptabel, selbst die neuen spitzen Schuhe. Für einen Temperamentsbolzen hält sie sowieso keiner. Unsere anfängliche Aufmerksamkeit, wie und was macht sie, legten wir ab und versanken in Agonie. Eine Opposition gibt es nicht mehr, politischer Streit unter den gerupften Parteien wird nicht mehr ausgefochten, die Linken werden noch nicht ernst genommen und Westerwelle darf es sich nicht mit der CDU verderben, die Grünen nicht mit der SPD. Auf allen Fluren freundliche Stille, ein ausatmen nach Schröders Geschrei und seinem; seid umschlungen Millionen. Es kommt einem tief verwurzelten Harmoniebedürfnis entgegen, sozusagen ein Volksgemeinschafts-Gefühl, glatte Oberfläche, still ruht der See. Werden Konflikte unterdrückt, bagatellisiert, muss der BND herhalten? Wird er hochgespielt und kommt doch eher einem Sturm im Wasserglas gleich.
Kabarettisten sitzen nägelkauend in der Ecke, Politik als Programm findet nicht mehr statt. Brotlose Kunst. Die Intellektuellen dürfen sich einer neuen Innerlichkeit widmen, das zehntausendste Sachbuch darüber schreiben. Die Kunst macht Geld, horrende Summen für nichts Bleibendes in Galerien und bei Versteigerungen. Ein Glück, dass Mozart seinen 250igsten und Heine seinen 150igsten feiern darf.
Das Großereignis Fussball, wird künstlich mobilisiert. Jede Stadt glänzt mit eigener Eröffnungsfeier, Heller darf in München den Bruchteil seiner Millionenshow zeigen. Da wachen wir auf, mit Gegröle, Bierleichen, ganz sicher mit einigen Sensationen und wenn's die Presse herbei schreiben muss.