Offiziell nehmen wir jetzt unsere Frühjahrsdepression, 25 Prozent der Bevölkerung sind meine Partner. Psychiater schätzen, dass bei einem Viertel der Bevölkerung die Grenze der Belastbarkeit erreicht ist. Krankenkassen melden, Depression ist die häufigste Ursache für eine Krankmeldung.
Fazit: Unsere Zivilisation macht krank.
Gefragt, warum fahren sie immer wieder nach Afrika, antwortete ein Tourist, „weil dort die Menschen immer fröhlich sind, obwohl sie in Armut leben.“.
Angst davor, arm zu werden treibt uns in tiefe Verzweiflung, wir können nicht fröhlich zusehen, wie unsere gesellschaftliche Stellung in Wanken gerät, hierbei begleiten uns keine Verbündeten. Psychiater und Psychologen dürften heute einen krisensicheren Beruf ausüben, die Praxen sind voll, schnell und findig, geben sie neuen/alten Symptomen einen Namen, z.B. „posttraumatische Verbitterungsstörung“, ein Wort wie Galle
die am überlaufen ist.
Wir gedenken 60 Jahre Kriegsende und sehen täglich im TV eine Doku über das letzte Geschehen, mir stellt sich die Frage, wie konnten die Kinder in der Nachkriegszeit überleben ohne psychiatrische Betreuung? Dieser Beruf war damals noch die Seltenheit und meist nur in Anstalten anzutreffen. Wie konnten Millionen Kinder ihr Kriegstrauma bewältigen? Wir behandeln heute unsere Kinder psychologisch, wenn sie einen Autounfall auf der Autobahn miterlebt haben.
Stresssituationen sind hochoffiziell zugelassen, stoßen überall auf Verständnis und eine langjährige Therapie wird eher von den Krankenkassen bewilligt, als ein Stützkorsett.
Welchen Stress hieß es auszuhalten, nach Bomben, Hunger, Flucht, Angst um Familie und Angehörigen. Von Aufarbeitung konnte keine Rede sein, Psychologie gehörte in die Anstalt, nicht in den Alltag. Aufbauen hieß das Motto. Die Alten schwiegen sich aus, krempelten die Ärmel hoch und ihre Kinder gingen in den 60igern auf die Straße, rebellierten gegen diese graue Wand aus Schweigen. Forderten eine Aufarbeitung mit Gewalt und zwangen die Alten zur Diskussion. Scheint als wäre diese letzte Chance der Auseinandersetzung mit den Alten gescheitert, denn seither sind die Jungen die Ersten und machen das Spiel. Wer nicht dazu gehört darf unter einer „posttraumatischen Verbitterungsstörung leiden“.