Heute nach dreizehn Jahren ist es nicht mehr möglich oder gottseidank, die Gefühle abzurufen, die einen umtrieben, bei der Diagnose Krebs, Lungenkrebs der bis dato eher den Männern zustand, Frauen bekamen Brustkrebs. In meiner Brust wuchs ein Tennisball, der ein halbes Jahr lang in meiner Brust unentdeckt brannte. Nein ich wunderte mich nicht, da gab es eine Frauenärztin, so Mitte fünfzig wollte ich näheres oder weiteres im Frauenkörper wissen. Sie testete und erklärte mir Testosteron und Östrogen. Frauen die früh selbstständig sein mussten, früh Verantwortung für sich und andere übernehmen, bei diesen Frauen hält sich Testosteron und Östrogen die Waage. Eine Erklärung die mir einleuchtete, ja sogar gefiel. Seit meinem neunten Lebensjahr sorgte ich für mich, davor war Krieg und kaum Erinnerung übrig. Also warum nicht Lungenkrebs, außerdem rauchte ich filterlose Rothändle, eine seltene Frauenzigarette, da kamen so ca. dreißig Jahre zusammen. Selbst schloss ich allerdings eher auf Tschernobyl. An jenem Abend flog ich von Griechenland mit der Wolke nach München um anschließend ausgiebig bei leichtem Landregen spazieren zu gehen. Vorausgesagt, wann die verseuchte Wolke sich positiv auswirkt, seien zehn bis fünfzehn Jahre nach dem Gau, dann schlägt der Krebs zu und so kam es. Schlagartig rutschte Krebs nach der Häufigkeit als zweit häufigste Krankheit in Deutschland, mit meist tödlichem Ausgang nach oben. Allen voran Lungenkrebs. Fast täglich wurden wir über den tödlichen Ausgang eines berühmten Menschen informiert. Das Fußvolk starb still und verwundert. In literarischem Kreisen München kannte mancher meinen Namen und die AZ brachte einen Artikel über meine Erkrankung. Was ich nicht verdrängen konnte sind so manchen Geschehnisse die einen doch sehr erstaunen. Kurz bevor ich in den OP geschoben wurde rief mich, mir schleierhaft wie sie an meine Nummer kam, die Schriftstellerin Asta Scheib an, die für meine nächste Literaturlesung gebucht war und forderte sofort die fälligen fünfhundert DM die sie verliert, wenn ich die Lesung absagen sollte, was schon geschehen war bzw. auf später verschoben wurde. Meine Einwände registrierte sie überhaupt nicht. Zahlen oder Anwalt. Erst die OP überleben dachte ich, sie dachte anders. Sie blieb der Einzelfall, die anderen zeigten Verständnis. Wobei es leider oft so ist, dass man von Autoren verlangt, ihre Werke kostenlos zu lesen, damit einverstanden ist, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Mir als Autorin war selbstverständlich, dass die schriftstellerische Arbeit bezahlt wird, was selten genug vorkam.