Kaum war die Bezeichnung Wutbürger durch den Blätterwald gerauscht, machte sich ein Göttinger Forschungsinstitut daran rauszufinden, wär, was und woher kommt der Wutbürger. Ein mosernder Bürger der nur seinen Eigennutz im Sinne hat und ihn vertritt gegen das ebenso eigennützige Projekt eines Anderen. Groß aufgetreten ist der Wutbürger erstmals bei Stuttgart 21. Oberbürgermeister Mappus von Stgt. Ließ gleich Wasserwerfer und Schläger auffahren um wie er glaubte Berufsrandalierer oder Gegner unseres Kapitalismus, mit brutalen Methoden zeigte, wer Herr im Haus ist. Erst die folgenden Tage zeigte, wer da auf die Straße ging und gegen die Umbau-Pläne protestierte. Anwohner, Nachbarn die durch den Umbau ihr Eigentum gefährdet sahen. Hartz IV, Arbeitslose oder Menschen aus der sogenannten Unterschicht konnten also nicht diejenigen sein die da lauthals, relativ geordnet und gesittet ihre Sprechchöre, wie Gregorianischen Gesänge kund taten. Das waren gutausgebildete, qualifizierte und kompetente schwäbische Bürger, auf die sich Presse und TV stürzten um Augen reibend, erstaunt festzustellen, dass es sich hier um Rentner der Güteklasse A handelt, die noch niemals auf die Barrikaden gingen. Menschen die eher als Vorbildbürger taugen, zumeist nützlichkeitsorientiert für alles was sich direkt vor ihrer Nase befindet, ordentlich aufpassen. Ein Haus weiter gibt es den Wutbürger, der gegen Windkraft protestiert solange es an seinem Gartenzaun postiert wird, oder gegen Fluglärm der über ihn wegdonnert. Ob Griechenland pleitegeht, ist ihm vollkommen wurscht, solange es weder seinen Geldbeutel noch sein Eigentum betrifft. Sollten seine handfesten eigenen Interessen gegen den Strich gehen, mutiert der sonst handzahme Bürger zum klaffenden Terrier und Wadenbeißer. Er macht es Politikern recht ungemütlich, weil er selbst aus seinen Reihen und Wählern kommt. Er ist ein eigener Typus von Protestler der sich etabliert hat, genau so neu entstanden wie die Piratenpartei, man darf getrost einige Jahre abwarten wie sie sich weiter formieren und die Welt stören. Revoluzzer werden sie wohl nicht, dieser Job starb mit dem Neoliberalismus und der älter werdenden Gesellschaft aus.