Manche zählen Schafe, schwarze und weiße getrennt, eine Methode vor dem Einschlafen, andere haben besseres zu tun und mir fallen ganze Romane ein. In jungen Jahren, hielt ich Referate, stimmgewaltig und überzeugend deklamierte ich, war Klassenprimus und heißbegehrt. Kein Wörtchen kam über meine Lippen während des Unterrichts, das nächtliche Referat wortlos verschwunden. Aber die Ideen für Romane, die wurden gleich in bereitliegende Hefte, stichwortartig festgehalten. Übung macht den Meister, es kam die Zeit in der nichts aber auch gar nichts vergessen wurde, das Gehirn speicherte selbst die Kommata. Zeitweilig überschlugen sich die Ideen, sodass mein Gehirn Dateien anlegte. Ich konnte mich darauf verlassen vor dem Einschlafen gedachtes, den nächsten Tag auzuformulieren. Meine Ideen trugen mich auf hohen Schuhen durch die Jahre.
Gestern war wieder so eine produktive Nacht, eine phantastische Idee formten meine Gedanken zu einer wunderbaren Geschichte, hellwach lag ich und folgte der Geschichte. Sollst du, so meine Überlegung aufstehen und es vielleicht doch aufschreiben, könnte dir ja passieren dass du etwas davon vergißt, Unsinn sagte der Verstand wie werde ich wohl etwas vergessen, dass so klar und eindeutig, so einfach und prägnant, als Story daherkommt. Die ist so gut, die vergisst du nie. Blieb` liegen, denk weiter und morgen kannst du Notizen machen, ausarbeiten und anfangen zu überlegen, ob es den Jahrtausend Roman gibt oder eine Kurzgeschichte in einer Anthologie oder gleich ein Drehbuch für einen großartigen Film, der je nach Regisseur mit acht Oskars nach Hause geht.
Wirklich eine tolle Story, das Genre, leicht Science Fiktion mit viel „Vom Winde verweht“. Aber das ist auch alles, was übrig blieb. Nichts aber auch gar nichts ist von der Produktion meiner nächtlichen Gedanken zurück geblieben. Es muss ein Supergau in meinem Gehirn stattgefunden haben, keine ältere Dateien mehr abrufbar. Worum ging es, wer spielte eine Rolle und welche? Nichts, reineweg nichts ist übriggeblieben. Ich sitze am Frühstückstisch und hämmere mein Gehirn durch, es war eine fabelhafte Geschichte, preisverdächtig und du hast keinen blassen Schimmer mehr. Nicht ein gedachtes Restwort übrig, ganz zu schweigen vom Anfang und Ende. Überlege ruhig, während ein Stück Knäckebrot in der Mundhöhle zersplittert und das Gehirn erschreckt. Es hilft nichts die Gedanken, Geschichte, Story, Film weg, von der Nacht verschluckt. In einen Höllenschlund gerissen, bleibt nur höhnisches Gelächter, aber Grund genug, eine Glosse zu schreiben.