Man darf sich ruhig fragen wem nützt das deutsche Gesundheitswesen, so wie es heute ausgeübt wird, üben darf man es nennen, und das Üben liegt ganz auf Seiten des Patienten.
Meine Nachbarin schilderte mir ihre Odyssee durch die Ärzteinstitution an einem einzigen Tag. Mit hochrotem Kopf fahrig, aufgeregt, klingelte sie an meiner Tür um noch im Flur zu einer heftigen Tirade anzusetzen über unser Gesundheitswesen, mir die Augen zu öffnen, was unser Gesundheitswesen mit den Menschen anstellt, anhand ihrer gestrigen Erlebnisse: Hin und wieder kam ihr Herz Stunden aus dem Takt, ein sogenanntes Vorhofflimmern weswegen sie eine Blutverdünnungsmittel einnahm, dabei alle möglichen Nebenwirkungen des Beipackzettels bei ihr auftraten und sie einen Besuch bei ihrem Hausarzt für angemessen hielt. Nach knapp 90 Minuten Wartezeit, eröffnete er ihr, aus rein juristischen Gründen halte er es für angebracht, sie sofort ins Krankenhaus zu überweisen, weil er eine sofortige Magen-Darmspiegelung für angezeigt hielt.
Im Krankenhaus angekommen, wurden nach zwei weiteren Wartestunden vorstationäre Untersuchungen vorgenommen, Blutabnahme EKG etc. mit der anschließenden Diagnose, dies sei kein Notfall, gepaart mit dem Rat, sie solle doch gleich gegenüber in die Internistische Praxis gehen, an der Peripherie des Krankenhauses angeschlossen, der führe ambulante Magen-Darmspiegelungen durch.
Auch diesen Arzt erreichte sie nach einer weiteren Wartestunde und man einigte sich schnell auf einen Termin für die Magenspiegelung und seinem Rat, doch auch gleich weiter gegenüber zum Kardiologen zu gehen, damit eine andere Medikation für die Blutverdünnung verschrieben werde. Auch dies befolgte die Nachbarin, der längst alles egal war, denn ihr Magen protestierte lautstark vor Hunger. Nach einem kleinen kurzen weiterem Wartestündchen inzwischen war es 15,oo Uhr, zurückgehastet von der Hausärztin wegen eines weiteren Überweisungsscheines, empfahl man ihr eine kleinere Dosis einzunehmen und sollten die Nebenwirkungen auch hier nicht verschwinden, dann helfe nur noch ein Elektroschock ins Herz, um das Vorhofflimmern zu beenden mit der Voraussage einer 50%igen Wirksamkeit, drückte ihr ein Blatt in die Hand fertig zur Unterschrift für die Durchführung. Nun saß sie ratlos auf meiner Couch nur um festzustellen, ein Einweisungsschein, zwei weiter Überweisungsscheine, mehr Angst und ein Tag dahin mit der Feststellung, dass es ihr zuvor besser ging als danach, dafür dürfen einige Ärzte abrechnen.
Meine Rede! Antwortete ich.