Zwei idealistische, sicher gutmeinende Damen gründeten einen Verein, „querstadtein“, die Idee die dahinter steckt, Obdachlose zeigen ihren Kiez Touristen, die ein anderes Berlin kennen lernen wollen. Zuerst fühlt man sich angenehm überrascht über die Info, o.k. eine engagierte Sache, Obdachlose zu motivieren, sprechen wie ein Werbefachmann um Touristen bei Geberlaune zu halten. Das Ganze funktioniert angeblich in anderen Städten wie London oder Kopenhagen auch. Bei näherem Hinsehen allerdings verging mir schnell die soziale Attitüde. Sicher wird keiner vorgeführt der nicht will, denke die Anzahl der Stadtführer in den Untergrund bleibt beschränkt. Im Augenblick ist es ein Herr Voss. einer der bis kurz zuvor Obdachlos war. Nun aber morgens seine Wohnung verlässt, zu seinem Treff- sprich Arbeitsplatz geht und durch die Stadt führt. Noch ist kein Obdachloser dabei, der sein Hab und Gut zusammenrollt, unter den Arm klemmt, im Kaufhaus einen spärlichen Waschgang vornimmt und sich dann vor Touristen stellt und sie darüber informiert, wo er die letzte Nacht verbracht, wo die Kumpels sitzen und sie möglicherweise jetzt den Steinen ausweichen müssen, wenn sie ihnen zu nahe kommen. Seit vielen Jahren kenne ich zwei Menschen von denen ich allerdings nicht weiß, ob sie zu den Obdachlosen gehören, zu unterschiedlich, abgesprochenen Zeiten stehen sie bei zwei Discountern. Hunderte Käufer kennen sie; eine junge Iranerin, die anfänglich noch behauptete ihre Mutter zu unterstützen, die im Iran operiert werden müsste und ein Mann aus Exjugoslawien, inzwischen fast ohne Zähne, immer freundlich lächelnd. Was sie einnahmen in den 4-5 Stunden, ihrer täglichen Arbeitszeit, ist nicht wenig. Die Iranerin ist jetzt in Mutterschaft, denn nach ihrem Bauch zu urteilen muss das Kind da sein. Augenblicklich steht nur der Mann, lacht und grüßt und weiß nichts von seiner Kollegin. Ist eben wie überall am Arbeitsplatz. Es gibt Obdachlose, die es sein wollen, die unter Normalos nicht mehr können und wollen das gilt es zu respektieren. Diese Beiden führen niemanden durch den Kiez.