Spannend die kurzen Tage vor der Wahl, Wahlüberflutung wie Dauerregen, aufregend mit der ganzen Familie unter strahlender Sonne, mit Freunden oder allein zur Urne flanieren, da vielleicht der letzte Entscheid. Spannend der Wahlabend, und grauenvoll das Ende, erschöpft sanken wir zurück in die Polster, bitte jetzt das Halleluja. 73 % gaben ihre Stimme, votierten für einen Neuanfang, so oder so, es kam weder so noch so. Vollmond Schreckenssonntag. , Wahlkämpfer erschöpft oder am Rande des Wahnsinns. Unmögliches wurde möglich und unmögliches müssen die Parteispitzen jetzt möglich machen. Sie machten es uns nicht leicht, hielten uns vielleicht zu fügsam, wir gaben ihnen die Antwort, erwarten, dass sie denken in unserem Sinne, miteinander sprechen, handeln, wirtschaften hart arbeiten an diesem Wählerauftrag, einen gemeinsamen Nenner finden, den besten für unser Land. Werdet zu Künstler, denn politische Kunst ist jetzt gefragt, zum Beispiel die Kunst, unter schwierigsten Bedingungen Reformblockaden verhindern.
Müde sind wir geworden, standen im Dauerfieber, lechzen nun nach inspirierender Langeweile, wonnigem Gleichmut oder nach einem guten Buch, einer Geschichte mit Happy-End. Kein feuerspeiender Kanzler und keine griesgrämige Kanzlerin mehr. Friede, Freude, Eierkuchen, bitte.
Wird unser Bundespräsident Horst Köhler einschreiten, in ruhiger schwäbischer schöner Manier, dem Dauerstreit Einhalt gebieten und entscheiden? „So wird’s gmacht unn paschda“.
Bei all dem Getöse, so ganz nebenbei, entlässt Siemens Tausende von Mitarbeitern. Manager, die kurz zuvor mit Parteispitzen zusammensaßen, bei teurem Wein und konferierten, handeln den globalen Gesetzen gehorchend und niemand zuständig der ihnen in den Arm fällt.
Wer brüllt noch glaubwürdig, wir schaffen Arbeitsplätze.
Oder wer war Bundeskanzler als Außenminister Joschka Fischer seinen Abschied nahm?