Ein relativ kleiner Ort in Brandenburg machte bisher von sich reden, weil alljährlich Störche auf hohen Nestern ihre Jungen großziehen die werbewirksam als TV-Bilder über die Sender laufen. Die Bewohner bauten artgerechte Nester gleich mit Kamera und filmten jeden Flügelschlag. Irgendwie schien der Rummel den Störchen nicht zu passen, sie blieben aus, bauten sich irgendwo ein geheimes Nest. Linum so heißt das kleine Dorf schaute eine ganze Weile umsonst in den Himmel, rieben sich irgendwann die Augen, denn was sie sahen, verdunkelte den gesamten Himmel. Über dem Kirchturm schwebten fast Hundertausend Kraniche mit einer Flügelbreite von 2.20 m ein, ließen sich mit lauten, sicher freudigem Gekreische auf die Maisfelder nieder, um sich satt zu essen und auszuruhen, vor der langen, anstrengenden Weiterreise. Maisanbau nimmt in Brandenburg ungesunde Ausmaße an, weil der Mais für Biogas ordentlich subventioniert wird. Kraniche lieben Mais und wenn er so in Massen auf den Feldern steht, lohnt sich eine Pause einzulegen, sich vollzufuttern für die nächste Etappe. Sie bleiben meist zwischen drei Tage und einer guten Woche. Mancher Bauer sinniert in seiner Stube schon darüber nach, ob wir tatsächlich ein Einwanderungsland zu Wasser und zu Luft sind. Er mag weder das eine noch das andere, Flüchtlinge die es bis in unser Land schaffen, ohne vorher zu ertrinken, dazu die Kraniche aus der Luft die ihm den Mais wegfressen. Da übertönt der Schrei des Bauern nach Entschädigung, fast den Schrei der Kraniche. Bisher bekam der Bauern schnell eine Entschädigungen, mag es Hagel, Blitz oder Kranich sein. Immer ein schönes Zubrot. Der Kranich ein geschütztes Tier darf nicht geschossen werden, daher fiel den Männern von Linum ein einfaches Mittel ein, wie sie die Kraniche vertreiben. Sie fahren mit höllenlärm auf ihren Traktoren über die Felder und vertreiben die Tiere. Tiere die für die Reise sich rüsten müssen, werden so quasi zu Nervenbündeln mit der Gefahr, dass sie ihr Winterdomizil nicht erreichen. Nicht viel Veränderung in unserem Verhalten Flüchtlingen gegenüber, da lohnt sich ein Vergleich durchaus, wie mit Mensch und Tier außerhalb unseres Gesichtskreises umgegangen wird.
e-book:NANINAS KIND