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Sunday, 31. December 2006
Fünf nach zwölf ist überstanden und mir ist nicht danach, meinen Lesern, das Eierlikör- sektlaunige Gestammel von einem glücklichen neuem Jahr hinzuwerfen.
Der Karpfen, der Lachs, der Hummer, durfte es diesmal schon sein, wir leben wieder, wir konsumieren, und sei's auch nur, den letzten schadhaften Dreck, den uns das ausgelaugte, verseuchte Meer liefert. Klonen und züchten, bietet die letzte zweifelhafte Garantie, gesundes zu essen, betrifft aber erst die nächste Generation. Wir verdauen die Gifte, unsere Körper sind längst Sondermüll zur Endzeit.
2006 ist mit allem was das Leben zu bieten hatte, vorbei und Geschichte.
Wo blieben Seele und Geist? Genies die hunderte Jahre vor uns, Hinweise lieferten, dass Sein gleich Begreifen sei, intuitive Erkenntnisse des Dasein, das Absolute unseres Lebens?
Vergessen sie es, Trieb und Begierde wurden zum Inferno.
Der letzte Tag im alten Jahr gab unserer Demokratie noch ein letztes anschauliches Bild.
Saddam gehängt, wir durften zusehen, mir drängte sich die Vision auf, dass da noch einer daneben hängen sollte, aber ab 2007 ist der Irak demokratisch. Eine demoralisierende Farce, auch der Gouverneur von Kalifornien unterschreibt per Krankenbett weiter Todesurteile. In Somalia wird verhungert, sicher wird es demnächst auch demokratisiert. Putin wird schon noch durch Gazprom, seine russischen Anrainer, dank Schröder demokratisieren. Wird Demokratie hier nicht zum Schindluder des Kapitalismus?
Das neue Jahr birgt Hoffnung für unsere Hartz IV. Vorschlag Arbeitslose in Betriebe parken, wie einst in der sozialistischen DDR, Geld gibt es und Anerkennung, morgens raus, abends zurück, ich bin wer, ich kann mich einbringen, oder auch nicht, die Chance besteht, das wäre mein Vorschlag, Sozialversicherung, Rente wird bezahlt, die Firma setzt Hartz IV als Steuer ab. Die Gesundheitsministerin bekommt einen Job in der Pharmaindustrie und von der Leyen übernimmt die Patenschaft für Kinder, die fünf vor zwölf 2006 noch geboren wurden.
Das Prinzip Hoffnung trägt uns auch durch 2007
Insofern wünsche ich uns doch noch einen hoffnungsvollen Blick auf 2007.
Sunday, 17. December 2006
An die 250 Kolumnen schrieb ich dieses Jahr, (ohne andere für eine gewisse Zeitung.)
Mal hat es gepasst mal weniger. Im neuen Jahr geht es weiter.
Jetzt stehen arbeitnehmerfreundliche freie Tage an, daher ultimative letzte Tipps zur richtigen Handhabung der freien Zeit:
-der Ego-Single
Drapiert um sein Bett oder Sofa nach dem Bad, einen Becher Kaffee oder Tee, eine Flasche Piccolo, den geschenkten Weihnachtsteller, Aschenbecher, Zigaretten, SZ, Playboy, Stern, Spiegel, Kopfhörer auf, Max Bruchs Violinkonzert, Mozart Violinkonzert Nur.2 oder Ouvertüren und Arien aus seinen Opern. Handy aus.
Zwei Stunden und sie sind wie neu.
- die Familie
nach dem Frühstück legen sie sich auf den Teppichboden, alle in bequeme Bauchlage. Für die Kinder steht in unerreichbarer Sichtweite, ein gewünschtes Geschenk, das sie nach Ende der Musik bekommen, sofern sie durchhalten. Hier wäre ich für Isaac Albeniz, aber wer kennt den schon, es könnten Wagners Ouvertüren sein. Kommen sie nicht mit Peter und der Wolf oder Humperdincks Hänsel und Gretel. Einfach Musik gleiten lassen. Der schnarchende Vater darf angeschubst und das Baby gestillt werden. Der Tag ist gerettet. Die Kinder flüchten zu ihrer Playstation, die Eltern genießen anschließend die Pause.
Machen sie das täglich eine Stunde und der Weltfrieden ist uns sicher.
- für Senioren
Essen ausfallen lassen, aber Piccolöchen, Christstollen, Pralinen, neben den Sessel drapieren, Kopfhörer auf volle Lautstärke,
Elvis, Bee Gees, Paul Anka, Dean Martin oder Julio Jglesias, kein Heino, keine Matrosenchöre, das erinnert nur, dass man zu wenig geschenkt bekommen hat und wie undankbar die Welt ist. Mein Vorschlag garantiert die Erinnerung an den ersten Zungenkuss.
- Ehepaare ohne Kinder
Machen eh nur ihren Jahresabschluss für die Steuererklärung und warten bis der segensreiche Alltag wieder beginnt. Wenn alles nichts hilft, empfehle ich, sich das Konterfei von Max Strauß, Sohn des ehemaligen bayr. Ministerpräsidenten eine kleine Weile anzusehen, wer sich danach nicht wie ein König fühlt, muss
scrollen und all meine Tageskritiken oder endlich mein Buch das anhängt "Naninas Kind" oder die "Reise mit der 4-Mastbark Kruzenshtern lesen.
Derweil sitz ich am Hafen von Potsdam mit `ner Flasche Sekt und warte, dass sie hier vorbeisegelt.
Alles Liebe bis 2007
Wednesday, 13. December 2006
Seit über sechzig Jahren schämen wir Deutsche uns darüber, was im zweiten Weltkrieg mit den Juden geschah. Eine hochoffizielle Tagung in Teheran, vom Außenminister eröffnet, beschäftigt sich mit der Frage, fand der Holocaust wirklich statt. Man glaubt es nicht, die Finger streiken dies zu schreiben,
Irans Präsident, bezeichnet den Mord an 6 Millionen Juden als Märchen. Sollte die Konferenz tatsächlich herausfinden, dass die Millionen Juden umgebracht wurden, so soll eine zweite Konferenz darüber diskutieren, wie Deutschland bestraft werden könne, man denke da an die Übergabe von deutschem Territorium für einen Judenstaat. Irans Präsident leugnet den Holocaust, um so die Legitimation Israels in Frage zu stellen. Israel muss weg.
Unglaublich es sind Menschen bereit, ihm zuzuarbeiten, darunter gar orthodoxe Rabbis aus verschiedenen Ländern, Deutsche und Franzosen
Wissenschaftler aus 30 Ländern, zugegeben, es handelt sich meist um Literaturhonorationen, bestreiten den Holocaust. Ich meine, hier sind sie mit ihrer Fabulierkunst böse übers Ziel hinausgeschossen und darf an ihrem Verstand zweifeln. Dass Irans Präsident Ahmadinedschad, den Holocaust als Märchen bezeichnet, ist klar, er braucht einen Grund für seinen Krieg.
Es sollte ernst genommen werden, wenn der Außenminister Irans die Konferenz eröffnet, eine grausame Realität. Diejenigen, die den Holocaust ablehnen, sprechen auch Israels Existenzrecht ab. Der Massenmord an den Juden werde von Israel nur benutzt, um die Palästinenser zu entrechten.
Zeitgleich in Berlin erfahren wir, dass Israel die Atombombe besitzt. Das nenne ich diplomatisches Geschick und Können, zu diesem Zeitpunkt es öffentlich zu machen. Geahnt habe ich es längst. Die Konferenz in Teheran ging anschließend ziemlich klanglos zu Ende.
Dass Israel die Atombombe besitzt, beunruhigt mich zutiefst.
Ich werde Affe spielen, Augen, Mund und Ohren zu.
Sunday, 10. December 2006
Es ist wirklich ein Lacher den sich unsere Regierung wieder geleistet hat. Nach Monatelangen Debatten, für und wider, hin und her, Gespräche, Notizen, ganze Berge Akten, Gutachten, Profiler, Gutmenschen, rigide Nichtraucher, Stammtische, Streit bis in die letzte dunkle Kneipe, heißt es halt, zurück, zurück. Rauchen weitergeben.
Was ist geschehen? Der Bundesregierung ist der Groschen gefallen und rappelt bis ins letzte Ländle. Wir sind gar nicht zuständig, wir nicht ha, ha, wir haben den Föderalismus, deshalb kann jedes Land entscheiden wie es will. Wir waschen unsere Hände in Unschuld. Her mit dem Schweißtuch, eine Entscheidung weniger.
Eine Geschichte fürs Lehrbuch. Hat einer der Ministerpräsidenten, vor lauter Hauen, Stechen und Falschspiel begriffen, dass es den Föderalismus gibt der für sie bedeutet, dass sie für ihr Land frei entscheiden, ob geraucht wird oder nicht.
Hört, hört, einige Ministerpräsidenten besinnen sich auf ihren demokratischen Eid und entschieden, dass nicht alles reglementiert werden soll, sie ihren Untertanen die Freiheit lassen zu wählen, ob rauchen oder nicht. Nicht so in Bayern, klar.
Hoffentlich das Ende einer Hetzjagd, der es weniger um Nichtrauchen ging, als wichtige Themen wie Umweltschutz zu bearbeiten. Das Rauchen schädlich ist bestreitet niemand, zumal in unserer verschmutzten Umwelt, wo ist die Feinstaubdebatte, die hohe Konzentration Umweltgifte, abschalten der Kernkraftwerke und was täglich über uns wegfliegt oder über die Felder gesprüht wird, dass man nicht mal mehr einen Apfel unbedenklich essen kann. Wo stecken denn Seehofer und Gabriel um für eine gesunde Umwelt zu sorgen? Dann verringert sich auch die Schädlichkeit einer Zigarette, die seit es Menschen gibt, geraucht wird.
Gerade starb der Nichtraucherverfechter Allan Carr der 20 Jahre nicht rauchte und nun doch an Lungenkrebs starb, dass ist herb. Denn die Lunge erholt sich schnell vom Qualm, aber nicht mit der Beimischung anderer Gifte aus der Luft.
Ein Tipp. 12 Stunden rauchfrei sollten zwischen der letzten und der ersten Zigarette liegen, damit sich die Lunge regenerieren kann. Nebenbei bemerkt, ohne Nikotingestank, lässt es sich in einem feinen Restaurant sowieso lustvoller tafeln. Aber zur hitzigen Diskussion darf es schon eine vernebelte Kneipe sein. Auf dem frühmorgendlichen Heimweg wird dann ordentlich ausgelüftet. So ein halbnasser Nikotingestank reizt allemal den Brechreiz.
Wichtig, wir entscheiden selbst.
Thursday, 7. December 2006
Das Drama der Sturm und Drangzeit des jungen Werther, von Goethe, lässt sich durchaus vergleichen mit der Situation heutiger Jugendlichen.
Amoklauf, töten, drohen, Selbstmord, zeigt in welch extrem psychischer Verfassung Jugendliche kommen können, wenn sie jahrelang zuerst Opfer sind, durch moppen, quälen oder das nicht hinsehen von Lehrern und Erziehern, dann zu Tätern werden.
Mit einem riesigen Polizeiaufgebot an Schulen ist diesem Problem nicht beizukommen.
Nach dem Erscheinen des jungen Werthers kam es zu einer Selbstmordwelle, heute sagen wir dazu Trittbrettfahrer. Sie sehen sich bestätigt, das Gleichaltrige ebenso fühlen, die Hemmschwelle sinkt, sich öffentlich zu machen und los geht der Reigen der Gewalt.
Heruntergekommene Schulen, völlig genervte unzureichende Lehrer, überforderte Eltern und die Emotionslosigkeit ihrer Umwelt, Streichung staatlicher Mittel an Pädagogen und Freizeitgestaltung, was braucht es denn noch alles um zu begreifen?
Sturm und Drangzeiten regelten früher Kriege, was aber geschieht mit den Emotionen Jugendlicher in Friedenszeiten, wohin mit ihrer Kraft. An den Computer zu Gewaltspielen, brutalen Videos? Sicher besitzen Jugendliche eine bestimmte Affinität zu Waffen, kämpfen der Stärkere sein, sich beweisen wollen. Wieviel Kraft fliesst in falsche Kanäle. Kraft die unsere Gesellschaft nicht mehr braucht. Arbeit, Zukunft, so ungewiß wie die Idee es ändern zu können. Der Staat steht bereit mit einem ganzen Katalog von Strafen, leider fehlt ein Katalog zur Hilfestellung.
Begreifen wir es doch als eine längst fällige Rebellion und antworten wir darauf als Erwachsene, nicht Richter braucht's, sondern Vorbilder, Lenker, zuhören, antworten, Zuneigung zeigen.
Wenn ich schon sterben muss, nehme ich die mit, die dafür Verantwortlich sind. Soviel verschwendete Kraft, die richtig eingesetzt, unsere Gesellschaft verändern könnte. Sinnlos.
Monday, 4. December 2006
Schon wieder verschwindet ein Jahr in den Annalen der Geschichte. Jahre verschwinden gerne in die Bedeutungslosigkeit.
2006 vermute ich, dürften einige Eckpunkte noch lange in Erinnerung bleiben. Zur allgemeinen Verblüffung, fehlte in diesem Jahr der Frühling und der Herbst, von der Kälte ging es über in Hitze und vom sonnigen Oktober, leben wir heute noch. Klimaveränderung pah... das Wetter am Puls der Zeit, Einsparung Frühling und Herbst wird gestrichen. Sozusagen eine Klimareform. Die neue Produktivität ist heiß und kalt, nicht lauwarm, lindes Lüftchen, taugt für die Poesie, völlig unnötig, wird gestrichen. Maximalismus oder Minimalismus, wer dazwischen kommt, wird zu Brei gestampft.
Verwundern uns die positiven Gefühle durch Sonneneinstrahlung? Der Trend in allen Richtungen zeigt aufwärts. Glückshormone zuhauf. Die Wirtschaft funktioniert, Politiker werfen sich in die Brust, lesen in Prozenten und sind zu blöd zu erkennen, dass jetzt eine Wende in Prozenten für den Steuerzahler angesagt ist. Jetzt neu und gerecht ordnen. Sie werden es wieder verpennen. Der Aufschwung wird vergehen wie das Hornberger schiessen.
Man könnte sich sonstwohin beissen, denkt man nur daran, was wir es uns haben kosten lassen, für diese Spezies in Berlin ein Regierungsviertel zu bauen, das Milliarden verschlang, in der Hoffnung, auf eine optimale Politik in unserem Sinne. Die Resignation ist groß. Diese Investition müssen wir als Verlust abschreiben.
Wir sind die Macher zeigt uns das vergehende Jahr..
Lange wird in unserem Gedächtnis die neue Freude an gemeinsamen Feiern nachhallen. Glückliche Momente, die uns der Sommer fahnenschwingend, in ein fast selbstverständliches Selbstbewußtsein katapultierte, uns einfach mitriss. Kleine Zweifel seien erlaubt, ob es uns gelingt, sie ins neue Jahr hinüber zu retten. Zeit, Feste zu feiern wie sie fallen, ein bißchen Nonchalance, ein wenig carpe diem. Entfallen zukünftig Frühling und Herbst, werden wir lernen mit der neuen Zeitaufteilung umzugehen.
Ein neues Zeitalter mit der Möglichkeit ein seltenes Gut neu zu entdecken, die Zeit selbst. Wir sollten langsamer werden. Die Zukunft unserer Mobilität sollte Langsamkeit heißen. Mehr gehen im Alltag gilt als Luxus, solange Wohnen, Arbeit, Einkaufen immer weiter auseinander rücken, muss man sich Gehen erst leisten. Zeit für sich nehmen. Möglichkeit, nächstes Jahr gemeinsam die Annehmlichkeiten die das Leben bietet, ausloten.
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