Jedes Jahr ekle ich mich mehr über das Tomaten-Desaster in Bunol - Spanien. 40.000 Krieger so nennen sie sich, bewerfen sich innerhalb einer Stunde mit ihrer Munition von 170 Tonnen Tomaten. Sie nehmen ein Ganzkörperbad in Tomatensuppe, schreien, lachen, knallen sich diese wunderbare Frucht, gegenseitig auf die Körper. Hundertsiebzig Tonnen, ich zahle für 1 kg, ca. zwei Euro. Allerdings kaufe ich keine aus Spanien.
Wieviel hungernde, unterernährte Frauen, Kinder, Männer die aus Afrika unter Lebensgefahr anlanden, müssen zurück, viele kommen nicht soweit, täglich erreichen uns Meldungen über neue Flüchtlingskatastrophen, ob Gran Canaria, Teneriffa, Gibraltar. Tote Kinder am Strand.
Nichts gegen alte Traditionen, aber haben sich nicht die Zeiten dramatisch verändert, noch hungern 1,4 Milliarden Menschen. Wäre es nicht eine großartige Geste heute auf die Tomatina zu verzichten, die Tonnen rauf auf ein Schiff und ab in die größten Zeltlager, gleich Suppe aus der Tomatenkanone, wenn schon Kriegsvokabular hierbei verwendet wird, damit an diesem Tag vielleicht einmal Babys, Kinder und Erwachsene satt werden. Zynischer und passender finde ich, die ganze Veranstaltung in einem dieser Lager zu organisieren, schöne Vorstellung was passieren würde. Die Einwohnerzahl der Stadt Bunol dürfte anschließend um einige Krieger weniger sein. Heute lesen wir allerorten über Lebensmittelknappheit, durch Biosprit, damit einhergehend die hohen Lebensmittelkosten. Doch niemand stört sich daran, dass kurz für eine Stunde, durch ein riesiges Spektakel mal eben so 170 Tonnen Tomaten vernichtet werden. Können wir uns das noch leisten? Anscheinend ja, nur ist es ethisch vertretbar? Was frage ich nach Ethik, sie wurde mit der Tomatensoße in den Gully gespült.