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TagesKritik.de steht zum Verkauf!Die Inhaberin dieser Domain bietet TagesKritik.de zum Verkauf an. Interessiert? TagesKritik.de kaufen(8) Es hat alles einen SinnTuesday, 24. May 2011
Tröstlich sollte dieser Satz für den Patienten sein, wer weiß wozu das gut ist, alles was geschieht hat seinen Sinn. Entweder wir haben diesen Satz selbst schon gebraucht oder ihn von gut meinenden Menschen gehört. Ich denke in unserer aufgeklärten Zeit ist der Satz nur ein Relikt aus dem vorigen Jahrhundert. Gottgläubige Menschen trösten den Kranken damit, dies sei eine harte Prüfung, von Gott geschickt und ist sie überstanden, kommt der Segen, du musst nur daran glauben. Einen Sinn in der Krankheit sehen oder suchen fällt schwer, ist gar unmöglich, wer kann akzeptiert den Satz ohne Protest der als letzter Trost oder zur Aufmunterung von Freunden oder der Familie kommt, der Sinn erschließt sich einem nicht und der Hinweis auf später, warte nur bis du die Krankheit überstanden hast, mag man jetzt nicht denken. Patienten die medial in der Öffentlichkeit stehen, erzählen schon mal vor der Kamera, dass die Krankheit sie zum besseren Menschen, zum nachdenken, zum bewussteren Leben geführt hätte. Das ist sicherlich nicht geschehen, aber Zeit während der langwierigen Krankheit bleibt, um ein wenig nachzudenken, nachhaltig wird es nicht sein. Nachhaltig ist nur das Geschehen, überstanden oder tot. Denken wir an Schlingensief dieser Mann und Künstler zog seinen Krebs in die Öffentlichkeit, er wollte, dass wir mit ihm leiden, vielleicht hoffte er, die Kraft vieler Menschen könne ihm helfen. Ihm blieb keine Zeit, er dachte nicht daran um seine Gesundheit zu kämpfen er lebte mit dem Krebs, er umarmte ihn lauthals schreiend haderte gleichzeitig nie geraucht und Lungenkrebs, zog sich Chemo und Bestrahlung rein bis sein Körper kraftlos aufgab. Mich erinnert sein Kampf an den Roman von Hemingway „Der alte Mann und das Meer“. Da war eine Sehnsucht nach tödlichem Kampf entweder du oder ich, oder wir gehen beide unter. Der erste und der letzte Kampf im Leben. Ihm einen Sinn geben. Ergibt Schlingensiefs Tod einen Sinn? (7) Hektische UmzügeFriday, 20. May 2011
In meiner hektischen Tätigkeit, neue Erfahrungen zu sammeln, als müsste ich die leere der linken Seite füllen ohne zu wissen womit, ein tanzender Derwisch der immer schneller seine Kreise zieht die enger werden und einen völlig ausgelaugt zurücklassen. Ich strich den Literatursalon von meiner Planung, arbeitete wieder und freie Zeit verbrachte ich auf den Bermudas, den Azoren mit Blick auf, Möglichkeiten da zu leben, die ich schnell verwarf, ich musste mich in meiner Muttersprache ausdrücken, mein Englisch taugte nur für den Notfall. Die Bermudas sind einem Märchen entsprungen lindfarbige Zuckertüten für Kamine auf schneeweisen Häusern, Zeichentrickfilmen entsprungen. Das fünfte Jahr das ich mit Lungenkrebs bisher überlebte und mein Arzt nun bewundernd bestätigte, richtig gehandelt zu haben mit meiner Ablehnung der Chemo und Bestrahlung, ganz gegen seine Haltung von vor fünf Jahren. Fünf Jahre ist so gut wie vorbei, die tägliche Angst wich seltener gewordener Gedanken jeder Stich, jeder Husten sei ein Rezidiv. Nach einem kurzen schmerzhaftem Irrweg oder Umweg, eine gewonnene Erfahrung auf die sich leicht verzichten lässt, Detail sind so unerfreulich, dass sie allenfalls ein Roman akzeptiert, aber nicht in die Wirklichkeit gehören. Das stimmt so nicht, fällt mir gerade auf, realistisch dramatische Geschehnisse bereiten die Medien die sie anbieten, meist abgeschwächt auf, weil sie ganz gegen Sitte, Anstand und Würde, gegen jegliche moralische Gesinnung verstoßen. Viel Platz, neue Geschehnisse zu verdauen blieb mir nicht, das Herz war in die Hose gerutscht, verlor den halt ohne Lunge, der Körper verteilte sich neu. Die rechte verbliebene Lunge gehorchte meinem Wunsch, schlängelte sich unter der Wirbelsäule durch und wuchs hinein in die linke Seite, was ihr zukünftig nicht so gut bekam. Das fünfte Jahr andererseits gestaltete sich für mich als reiner Glücksfall gegen alle Widerstände auch trotz meinem Alter von über 60 Jahren wählte ich Potsdam zu meiner neuen Heimat. Das Drum und Dran ließ ich zurück in München, Bonn oder Hannover, mit leichtem Gepäck saß ich auf der Sonnenseite um einen Augenblick zu verschnaufen. (6) Am Leben bastelnTuesday, 17. May 2011
Zur Tagesordnung übergehen, weitermachen, den alten Stiefel leben, dies schien mir keine angemessene Haltung. All die Krebskranken, die ich zwangsläufig kennenlernte wollten so schnell wie möglich zurück in ihr altes Leben, ihre Familien, ihrer Arbeit ganz so als wäre nie etwas geschehen, nur keine Veränderung. Niemand keine einzige Krebskranke aus dieser Zeit lebt heute noch, wie es in Todesanzeigen steht, haben sie den tapferen Kampf gegen die Krankheit verloren. Als wäre Krebs gleich Krieg. Andere meinten in ihren Erfahrungsberichten man solle den Krebs zum Freund machen, auf ein Mal war alles Krebs, über den ich mir vordem nie Gedanken machte. Selbsthilfegruppen boten sich an, ebenso Herr Fliege, holte mich in seine Sendung, den Titel vergaß ich, irgendetwas mit den Tod vor Augen oder so, da blieb mir wirklich die Luft weg. Viel hätte nicht gefehlt, die Krankheit fing an mich zu fressen ich sie zu pflegen, einfach so, arbeitete mich gelinde gesagt in die Orientierungslosigkeit. Halbherzig führte ich meinen Literatursalon im Prinzregententheater weiter, zunehmend fehlte mir das Geld dafür, suchte nach anderen Möglichkeiten. Kurzzeitig drehte ich mich im Kreis, ein leben auf Halbmast, vielleicht fehlten die Zigaretten, vielleicht waren Haferflocken all das Gesunde auf das ich achtete nicht was mir taugte? Wie gesagt Kurzfristig. Leben am Meer nicht nur eine Option, früher verbrachte ich Monate in Portugal, leider die heißen Monate mit einer Lunge wäre wohl nicht auszuhalten, dies musste ich abschreiben. Die Ostsee gäbe es zu entdecken ein nicht zu verachtender Gedanke, nicht nur schön sondern der Gesundheit höchst einträglich, gleichzeitig unbekanntes Land, höchst interessant. Ich schrieb an die Bürgermeister aller Badeorte der Ostseeküste mit dem Vorschlag ein Literaturhaus zu installieren, die Antworten mit entsprechenden Hausangeboten, besuchte ich flugs, lernte die Ostseeküste kennen von Boltenhagen bis Ahrenshoop. Letztendlich wurde nichts daraus um ein Literaturhaus zu führen brauchte ich eine adäquate Arbeit und die gab es nicht. Ich sah mein Tun als warm up für die Zukunft. In Warnemünde lag das russ. Segelschulschiff „Kruzenshtern“ mit 200 Kadetten an Bord. Meine Reise kann man unter www.“Literaturcafe“ nachlesen. Den Segeltörn von Cádiz bis Hamilton 2000 fuhr ich kurzentschlossen als Trainee mit. Im Hinterkopf die Möglichkeit in der Saragossasee, sie ist bis zu 4000m tief, mit einem Sprung würdig zu scheiden, doch saßen alle Mann am Abend am Bug oder Heck, spielte Gitarre und Schach oder las und das Leben war schön. (5) Erste Hürde erledigtSunday, 15. May 2011
Krebs wird überall konventionell behandelt, Operation, Bestrahlung, Chemo oder umgekehrt, die Ärzte bestehen darauf und rechnen einem vor, wie teuer man der Kasse kommt als sei es eine Ehre und gleichzeitig Gnade. Für mich war diese Argumentation völlig unverständlich, genauso könnte ich mit dem Bau eines Atomkraftwerkes einverstanden sein. Ich werde nichts zu mir nehmen oder mit mir machen lassen, dass mir schadet. Selbst die Hinweise, man könne alles wieder aufbauen in einem Jahr ist das Immunsystem wieder intakt auch die Schäden die durch die Bestrahlung entstehen könnten, werden heilen. Grauenvoll die gleiche Methode die die Psychoanalyse anwendet erst blank bis auf die Knochen machen, dann wieder neu aufbauen. Wenn der Aufbau nicht klappt weil die Zerstörung grundsätzlich ist? Das gerne verwendete Argument nur Präventiv, damit wir sicher sind alles getan zu haben, für mich keine Logik. Die Lungenhälfte ist perdü, das war doch schon Präventiv, damit alles raus ist, was soll in diesem Bereich denn noch bestrahlt oder mit Chemotherapie der ganze Körper in Mitleidenschaft gezogen werden, die Methode glich eher einem Ganzkörpergau. Ich war resistent gegen jegliche Argumentation, sagte nein, und ging nach Hause. Es gab keinen Zweifel darüber, meine Entscheidung in Frage zu stellen sie kam aus dem Bauch und meine Angst, es könnte etwas schiefgehen bei weiterer Behandlung war weitaus größer. Allein die Vorstellung, etwas geschehe an Speise- oder Luftröhre, schmerzhaft schlucken, oder die Stimmbänder versagen, meine Toleranz an Schmerzen hatte sich erschöpft. Basta. Ob Freunde und Bekannte meinen Gedanken folgen konnten, da bin ich skeptisch, sie akzeptierten meine Entscheidung, standen und halfen, wenn immer ich Hilfe brauchte. Schwere Einkaufstüten trug anfangs Freundin Regina hoch in meine Mansardenwohnung. Es war Frühjahr ich stieg aufs Fahrrad und drehte erste Runden um der verbliebenen Lunge die Gelegenheit zu geben sich auszudehnen und sie tat es. Die Narbe war nur als 2 Millimeter-Strich sichtbar. Die Narbe im Kopf allerdings zwang mich zum überlegen, wieso und warum und der Möglichkeit jetzt das Leben zu verändern. Total oder? (4) Akzeptieren nicht BeurteilenFriday, 13. May 2011
Nach meiner Erkenntnis bleibt nur die Akzeptanz der Operation in jeder Hinsicht, die laienhafte Beurteilung, von möchtegern Besserwisser hindern sicher den Heilungsprozess, behandeln unsere Krankheit lustvoll, wenn Krebs dann richtig und alle sollen es miterleben, jetzt wünsche ich volle Aufmerksamkeit und vergessen ganz unsere Gesundheit vordem abzurufen und neu zu beleben. Schlingensief brachte seiner Krankheit genauso viel Aufmerksamkeit entgegen wie seiner Frau die er in der Zeit heiratete. Er kämpfte nicht mit der Gesundheit sondern mit der Krankheit. Der Tennis-Ball ist entfernt, die schwebenden Lymphkonten erledigst du selbst, also raus aus dem Kranken-Kasten, der verbliebenen rechten Lunge die Chance geben zu wachsen sich auszubreiten. Zwei Organe sind darauf vorbereitet allein zu agieren, du musst es ihnen nur beibringen. Ein Geschenk an die Lunge, wir lassen mal die Rothändle weg, ging eine Weile ganz gut. Das sind so die Gedanken während kleine glänzend, farbige Gummibärchen in Richtung Lunge verschwanden, gemäß meiner Vorstellung. Mit dürren Worten, rothaarig war er, Prof. in Großhadern München nachdem die Dinge etwas klarer sich erkennen ließen, „ wir haben den ganzen linken Lungenflügel vorsichtshalber herausgenommen, konnten einige befallene Lymphknoten entfernen, einige nicht, aber das bekommen wir hin.“ Einfach so einen Lungenflügel entfernt, von Wirbelsäule zum Brustbein, haarklein die Narbe, die Lunge hätte ich gerne gesehen, vielleicht in Formaldehyd aufs Klavier gestellt. Also links schlug nur noch das Herz hohl vor und hinter den Rippen. Die neue Leere wird gefüllt. Meine Besucher brachten Gummibärchen und so füllte ich in Gedanken die leere Hälfte täglich mit einem halben Pfund gedanklicher Zinnsoldaten. Vor meinem Auge standen sie in allen Farben militärisch aufgereiht und füllten die linke Seite. Damit sollte es gut sein. Schluss, Ende, Aus. Es ist geschehen und kein weiterer Grund die Krankheit zu pflegen, sie wurde laut ihrer Dokumentation erfolgreich durchgeführt. Wie bitte, nicht gesund, jetzt die konventionelle Behandlung für diese Diagnose,Chemo, Bestrahlung, sind sie irre, nehmen sie mich nicht ernst? Wir sind fertig miteinander.
(3) SichtachsenTuesday, 10. May 2011
Heute nach dreizehn Jahren ist es nicht mehr möglich oder gottseidank, die Gefühle abzurufen, die einen umtrieben, bei der Diagnose Krebs, Lungenkrebs der bis dato eher den Männern zustand, Frauen bekamen Brustkrebs. In meiner Brust wuchs ein Tennisball, der ein halbes Jahr lang in meiner Brust unentdeckt brannte. Nein ich wunderte mich nicht, da gab es eine Frauenärztin, so Mitte fünfzig wollte ich näheres oder weiteres im Frauenkörper wissen. Sie testete und erklärte mir Testosteron und Östrogen. Frauen die früh selbstständig sein mussten, früh Verantwortung für sich und andere übernehmen, bei diesen Frauen hält sich Testosteron und Östrogen die Waage. Eine Erklärung die mir einleuchtete, ja sogar gefiel. Seit meinem neunten Lebensjahr sorgte ich für mich, davor war Krieg und kaum Erinnerung übrig. Also warum nicht Lungenkrebs, außerdem rauchte ich filterlose Rothändle, eine seltene Frauenzigarette, da kamen so ca. dreißig Jahre zusammen. Selbst schloss ich allerdings eher auf Tschernobyl. An jenem Abend flog ich von Griechenland mit der Wolke nach München um anschließend ausgiebig bei leichtem Landregen spazieren zu gehen. Vorausgesagt, wann die verseuchte Wolke sich positiv auswirkt, seien zehn bis fünfzehn Jahre nach dem Gau, dann schlägt der Krebs zu und so kam es. Schlagartig rutschte Krebs nach der Häufigkeit als zweit häufigste Krankheit in Deutschland, mit meist tödlichem Ausgang nach oben. Allen voran Lungenkrebs. Fast täglich wurden wir über den tödlichen Ausgang eines berühmten Menschen informiert. Das Fußvolk starb still und verwundert. In literarischem Kreisen München kannte mancher meinen Namen und die AZ brachte einen Artikel über meine Erkrankung. Was ich nicht verdrängen konnte sind so manchen Geschehnisse die einen doch sehr erstaunen. Kurz bevor ich in den OP geschoben wurde rief mich, mir schleierhaft wie sie an meine Nummer kam, die Schriftstellerin Asta Scheib an, die für meine nächste Literaturlesung gebucht war und forderte sofort die fälligen fünfhundert DM die sie verliert, wenn ich die Lesung absagen sollte, was schon geschehen war bzw. auf später verschoben wurde. Meine Einwände registrierte sie überhaupt nicht. Zahlen oder Anwalt. Erst die OP überleben dachte ich, sie dachte anders. Sie blieb der Einzelfall, die anderen zeigten Verständnis. Wobei es leider oft so ist, dass man von Autoren verlangt, ihre Werke kostenlos zu lesen, damit einverstanden ist, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Mir als Autorin war selbstverständlich, dass die schriftstellerische Arbeit bezahlt wird, was selten genug vorkam. (2). Erste AuswirkungenSunday, 8. May 2011
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• Überlegen, nachdenken, Gründe suchen, die Zeit blieb nicht, oder wollte sie nicht. Zeit wurde zu einem wichtigen Faktor, hast du noch Zeit? Hier die Tatsache, die Diagnose, darauf musste ich reagieren oder sofern man zum Stoiker neigte, es ließ sich auch zur Seite schieben, lebte die vermeintlich verbleibende Zeit nach Wunsch und nahm wie es kam aber auch hier blieb Zeit der Wunsch. Ich neige eher zum Fatalisten, das Augenmerk fokussiert auf unabdingbares das getan werden wollte für die Möglichkeit so weiterzumachen wie bisher. Einmischung von außen, Freunden oder Familie gestattete ich nie, das sagt sich so, wahrscheinlicher ist, dass ich dazu nicht fähig war, genau völlig unempfindlich gegen sogenannte gute Ratschläge, und „lass dir doch helfen“. Dafür war ich bekannt, dass ich völlig resistent und ignorant eigenen und fremden Erfahrungen, die jedem im Laufe von über 50 Jahren begegnen, handle. Wundern ja, jeden Tag aufs neu. Das Verhalten meiner Familie allerdings war so nicht vorauszusehen, erschreckend, andererseits konsequent ganz nach meinem Verhalten. Meine Tochter schrieb zu der Zeit an ihrer Diplomarbeit zur Psychologin und Krebs kam bei ihrem Thema nicht vor. Sie war entsetzt, „aber Mutti, das muss ich erst mal verarbeiten, das beinhaltet ja, dass ich eventuell auch Krebs bekommen kann“. Donnerwetter, mir fiel fast der Hörer aus der Hand. Solange ich also am Krebs laboriere, werde ich mich nicht mehr melden. Meine Schwester lehnte Krebs ab. Das hast du dir nur eingebildet und schreibst ja also, da überzeugten auch keine Kopien die ich faxte. Auch die Mutter fand es bedauerlich und selbst nicht so richtig gesund, „Kind das wird schon“ Bisher war so ein Verhalten mir nur als Fallbeispiel bekannt in der Psychologie und nur unter asozialen Personen möglich. Später hatte ich noch oft die Gelegenheit, diese Reaktion bei Familienangehörigen festzustellen, es wurde nicht zur Regel aber allseits bekannt, die Familie zieht sich zurück bis alles im Lot ist, um anschließend Erklärungen und Entschuldigungen über ihr Verhalten abzugeben, so ähnlich, meine Liebe zu dir hielt den Schmerz nicht aus. Wir schützen uns, bevor der Schlag kommt. Die Nachwirkungen des Krieges überstand meine Familie sehr schlecht, der kindliche Rest war penibel darauf bedacht, so wenig wie möglich mit Stammesangehörigen zusammen zu sein. Bei 5 Geschwistern wird die Zahl fast zwangsläufig größer und jeder hatte seinen Freundeskreis und später eigene Familie. • Ich blieb immer verwundert und erstaunt ein richtiges Netzwerk aus Freunden ob in Berlin, München, Portugal oder wo ich mich länger aufhielt zu haben. Freunde seit über 50 oder 30 Jahren sind mir geblieben und sie sind das Salz in meiner Suppe, Wahlverwandschaften, Akzeptanz, Zuneigung und Vertrauen des Menschen. War höchste Not am Mann, gab es einen toten Vater der immer für einen Dialog zur Verfügung stand. Der musste auch jetzt hin und wieder herhalten. 1. 2000 Jahre der erste BetrugFriday, 6. May 2011
Für Menschen die in der ersten Hälfte des 20igsten Jahrhunderts geboren wurden, war der Blick auf die Welt alles andere als rosig, gar die Jahrhundertwende zu erleben, keinen Gedanken wert. Die erste Jahrhunderthälfte donnerte mit 2 Weltkriegen in die Kinderseele, was noch nicht verstört war, daran arbeitete konsequent die Kirche mit der dicken Lüge, die Welt bestände seit 2000 Jahren durch Adam und Eva. Hier hörten unsere Zahlenkenntnisse längst auf und hinter die zweite Hälfte des Jahrhunderts zu blicken, dazu reichte die Fantasie nicht. Die Menschheit bestand für mich aus versehrten Männern, stummen Frauen, Befehlen und einer allgemeinen Kinderfeindlichkeit. Man überstand einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jahr konnte man nicht absehen, das dauerte endlos, bis man über die ersten Gartenzäune sehen konnte. Jetzt näherte man sich verwundert dem letzten Drittel des Jahrhunderts, jetzt war man wer man ist, ich habe so den Verdacht, es gibt nicht viele, die so wurden wie sie sein wollten. Wir haben nicht nur überlebt, dank unserer Verdrängungskünste, wir feierten unseren 50igsten und schauten nach 2000 dass erwartet werden konnte, bzw. darüber hinaus gelebt sein wollte.
Ich wagte über das Jahr 2000 hinaus nicht zu denken, planen, wobei planen mir sowie so nicht entsprach. 1998 kam die Zäsur, März. CT sie haben einen Lungentumor, Tennisball groß hinter dem Herzen, war schlecht einzusehen, sorry. Aha,- ich verlies die Praxis stand unter einem Baum der anfing zu grünen, rauchte eine Zigarette und sagte mir, na dann muss er raus. In 14 Tagen sollte meine nächste Literaturveranstaltung im Prinzregententheater über die Bühne gehen, dafür zeichnete ich allein verantwortlich. Literaten eingeladen, Musik bestellt, Karten verkauft und einen Tennisball in der Brust. Ich musste etwas planen, sollte planen, was konnte ich planen? Es ging darum einen entsprechenden OP-Termin zu bekommen um in 4 Tagen gesund auf der Bühne zu stehen. Sterben war überhaupt kein Gedanke, aber auch garnichtnicht, der Ball muss entfernt werden mehr nicht- aus. Das UNGEHEUERWednesday, 4. May 2011
Zwischen Februar und heute ziehen sich meine Tageskritiken ermüdend lange hin, mal keine, dann völlig daneben, dann liest es sich eine zustimmend, also man konnte leben ohne Tageskritiken gelesen zu haben. Aber ich nicht. Ohne Tageskritiken zu schreiben, fehlt mir die Kante in meinem Tagesablauf. Sich ein Bild von mir machen ist nicht schwierig, da vorhanden, meine soziale und politische Einstellung schrieb ich mindestens 2mal pro Woche. Nun da ich auf der Kante lebe, nach medizinischer Einschätzung, andererseites müde bin über Politik zu resümieren und kommentieren ging meine Überlegung dahin, endlich etwas über die letzten 15 Jahre zu schreiben. 1. Mache ich solange Einträge. 2. traf mich vor 13 Jahren das Ungeheuer, das Schlingensief nicht überleben durfte wie viele andere Persönlichkeiten nicht. 3. Ich zähle zu den wenigen 5% die einen Lungenkrebs 10 Jahre überstehen. 4. Aber dann kommt’s dicke. Ich schnüre ein rundum Paket, schreibe aus heutiger Sicht, nicht das trostlos Tagebuch während der Krankheit. Was daraus wird werden wir sehen. Heute einen Tag nach dem Krankenhaus, muss ich erstmals wieder die Welt wahrnehmen dann kann es losgehen.
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