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TagesKritik.de steht zum Verkauf!Die Inhaberin dieser Domain bietet TagesKritik.de zum Verkauf an. Interessiert? TagesKritik.de kaufenTotgeschwiegenWednesday, 31. August 2005
Vor einigen Tagen hat in Berlin eine allein erziehende Mutter und Hartz IV-Empfängerin ihren Sohn niedergestochen, -aus Verzweiflung, sagte sie, das Jobcenter hatte- unrechtmäßig- wegen der zur teuren Wohnung einen Umzug verlangt. Diese Attacke war und ist krankhaft, aber Panik löst ein drohender Wohnungswechsel auch bei gesunden Menschen aus, die am Existenzminimum leben.45.000 Menschen bzw. Mieter droht der Umzug in Berlin, jetzt läuft bald die Übergangsfrist aus und hören wir etwas darüber bei den unsäglich vielen Wahldebatten im TV und auf den Tribünen aller Marktplätze unserer Städte. Keine Aussagen, keine Stellungnahme der Politik. Es wird beschönigt und niedergeschrieen, Fragen aus dem Volk abgewiegelt. Sie wollen unsere Stimmen, ansonsten sind wir nur eine dumbe Masse. Ein Brei der zusammengerührt wird.
Die Umzüge werden bezahlt vom Amt, anscheinend sind diese Kosten da. Wie rechnet es sich, eine nur 50.Euro billigere Wohnung und ein Umzug von ca. 2000. Euro? Dafür werden Menschen aus ihrem sozialen Umfeld gerissen, Kinder müssen neu eingeschult werden, verlieren ihre Freunde und die Eltern empfinden es als Schande. Übrigens um monatlich 40.Euro war die Wohnung jener Mutter zu teuer. Da redet Schröder von, nun greifen die Reformen. Das einzige was greift ist die immer größer werdende Verzweiflung der niedrigen Einkommensschichten. Wo bleibt da die Familienministerin Renate Schmidt, die trumpft noch schnell 20 Tage vor der Wahl damit auf, dass eine neue Untersuchung ergeben hätte, ältere Menschen wollen arbeiten, natürlich ehrenamtlich. Sie sollen mit ihren Fähigkeiten, ihrem Wissen, Jüngeren, Kranken oder Sterbenden zur Seite stehen. Rentner die die Grundsicherung bekommen, das heißt scharf an der Kante des überlebends vorbei schrammen, dürfen kein Geld hinzu verdienen, da es gleich von der Grundsicherung abgezogen wird. Natürlich möchten Ältere arbeiten, die gut berenteten können es sich leisten, die Armen mal wieder nicht. Hat irgend ein Politiker Sachverstand, hat einer ein Problem von Anfang bis Ende durchdacht? Mir scheint, dass einzige Ziel ist Geld in die Kassen, um sie anschließend in den Millionengräben ihrer Mißwirtschaft versinken zu lassen. Sie wird es übel treiben...Friday, 26. August 2005
Fünf Tage Zwangsurlaub vom Fernsehen so geschehen in einigen Regionen um Potsdam herum, anscheinend ohne größere Proteste, denn Kabel schaltete nur eine Hotline, Bauarbeiten auf unbestimmte Zeit. Zuerst zappt man durch die Schneebilder, vielleicht liegt es am Fernseher, endlich wurde es mal wieder laut zwischen den Häusern, dachte schon ich lebe in Italien, Worte flogen hin und her, Balkone wurden besetzt ungestört von der Dunkelheit. Ich tigerte durch die Wohnung und meinem Bücherregal, vielleicht etwas dabei, das ich noch nie gelesen habe oder wieder lesen möchte. „Meistererzählungen vor dem Kamin“, na sehr skeptisch, Kuschel- oder Lovestorys, gehören nicht zu meinen Vorlieben, Geschenk eines lieben Menschen wahrscheinlich, schnell versank ich zwischen Thomas Mann und Isaak B. Singer. Wunderbar, Zeit verfliessen hören. Und doch immer wieder testen ob noch immer Schneebild. 400 Seiten und 5 Abende später mitten drin im Wahlkampf. Ein leichtes Erschrecken, wie öde die Gesichter und ihre Worthülsen, das Gewohnheitstier in mir wollte sehen, die hängenden Mundwinkel von Angela Merkel, die wässrige Bläue ihrer Augen und immer die selben Worte wie auswendig gelernt, Stoiber neben ihr, wie durch eine Betonwand getrennt, Clement hellwach, lebt ebenso wenig unterm Volk, wie alle Politiker. Der eingeladene Schneider vom Paritätischem Wohlfahrtsverband schilderte eindringlich die Not der Kinder, jedes 4. lebe von der Sozialhilfe, und ob es reiche 1,15 Euro für Schulmittel und 44 Euro im Jahr für Schuhe? Clement schon sehr müde, seine Backenfalten hingen bis zum Kinn, er sausste von ARD zum ZDF Politiktalk, mit den immer gleich Phrasen, argumentierte, dass er es eher für unzumutbar halte, wenn Sozialhilfeempfänger wegen Anschaffungen jedesmal einen extra Antrag stellen müssen, jetzt so er, bekommen sie monatlich 210 Euro und das muss reichen für alle Anschaffungen jährlich, ob Winterstiefel, Sommerschuhe, Sandalen, Turnschuhe, alles für 44 Euro. Wie war das, es müssen Anreize geschaffen werden, dass die Menschen hier wieder mehr Geld ausgeben. Bravo, welch ein Anreiz mit 10 Euro ordentlich zu shoppen, um ein paar Winterstiefel zu bekommen. Clement, das könne man in den nächsten Jahren nachbessern, Schneider, die Kinder leiden jetzt unter der Not, und sie sind unser höchstes Gut, was wird aus ihnen in den nächsten paar Jahren, setzten sie die Tradition ihrer Eltern als Sozialhilfempfänger fort?
Clement ließ die Scheuklappen runter. Die Antwort von Koch ersparen wir uns. Schöne Tage ohne TV, lesend und mehr erfahrend. Letzter Satz von Thomas Mann aus „Little Grandma“ Die Menschheit ist eine schwache, doch nicht gemütlose Kreatur. Sie wird es übel treiben bis ans Ende Mentalitäten und BefindlichkeitenMonday, 22. August 2005
Nun wird draufgehauen, ein Sündenbock gesucht, egal wie die Wahl ausfällt, den Ostdeutschen wird der Schwarzen Peter zu geschoben. Diese Taugenichtse, Faulenzer, Kindesmörder, am Schlimmsten kommt noch, die geistig Deformierten, nach wie vor die DDR-Sozialisalisierten, die nicht umkehren wollen. Schönbohm und Stoiber polarisierten und undifferenziert, wird es über die Medien verbreitet. Erwarten wir bei diesen Beschimpfungen, dass die Ostdeutschen souverän reagieren auf kritische Äußerungen von frustrierten Politikern? Jedem Bundesland wird seine eigene Mentalität zugestanden, die der Bayern gar kultiviert, solange es Erfolg mit seinem Bruttosozialprodukt aufweist und mit der Pisasstudie, nicht gar zu schlecht abscheidet. Nichts davon können die meisten neuen Länder im Osten. Thüringen und Sachsen, am kleinen Finger von Bayern dürfen auf Toleranz hoffen. Die Brandenburger, und MeckPom stehen auf der Abschussliste, die höchste Kriminalität, (allerdings auch zu DDR-Zeiten) ein höheres Ausmaß an Jugendgewalt und an rechtsextremistischem Denken. Und sowieso das Schlußlicht von Kultur und Wissens. Erwarten wir, dass fünfzehn Jahre reichen, um mit den Westbundesländern konkurrieren zu können? Wo sind denn die kritischen Köpfe der ExDDR, die Bildungselite und Künstler wurden zu DDR Zeiten vertrieben und das Proletariat gepredigt, nicht das von Marx und Engels, sondern das der SED die für den Proletarier das kulturelle Leitbild vorgab. Bedingungslos. Nach der Öffnung machten über zwei Millionen, rüber. Sind diese angekommen im Westen, ja. Was übrigblieb vom Osten, dem Rest, der noch eine müde Mark versprach, wurde vom Westen schnell abgewickelt. Ganz klar die Konsequenz der übriggebliebenen Millionen Menschen, sie rücken zusammen wie zu DDR Zeiten es gibt wieder ein Kollektivleben, man ist gekränkt, herabgewürdigt, ohne Chance den Angriffen ausgesetzt, und ohne Zeit sich ein Selbstbewusstsein und ein Differenzierungsvermögen auf Kritik anzueignen. Angela Merkel kann nicht verändern, wird nichts verbessern an der Situation, für die im Westen, ist sie eine humorlose Ossi, für den Osten eine angepaßte Wessi. Auf alle Fälle eine, die dieses Dilemma nicht in den Griff bekommt. Wir sollten noch einige Jahre uns in Toleranz üben, Hilfestellung anbieten, vor allem uns in Geduld im Umgang mit den Menschen üben. Mindestens zwei Tage lief ich schimpfend über das Amtsverhalten der DDR-Weiber, durch die Gegend, bis mir einfiel, dass ich in 20 Jahren München, des öfteren über die bayrischen sturen Quadratschädel herzog, von den hinterhältigen Franken, den Pfälzer und von den zehn Jahren bei den geizigen Schwaben, ganz zu schweigen. Mit einem Vorzug, unabgestraft, durch unsere Meinungsfreiheit. Katholisches WoodstockFriday, 19. August 2005
Mach et Ratzi, Ratzi, ol`e. ol`e, Benedetto, Benedetto, Jesus lief über das Wasser, Papst Benedikt XVI, fährt mit Komfortschiff über den Rhein, während alle Sprachen im Gesang erklingen. Was für ein Happening von Hunderttausenden. Drei Tage Köln im Ausnahmezustand, doch frohlockend, die Kasse klingelt. Da erheben sich die Hände nicht zum Gebet, da flutscht zählend der Zeigefinger durch die Scheine. Hunderttausende auf Pilgerreise und wer den Papst nicht sehen kann, stopft in sich in Form eines Lutschers in den Mund und der Papst schmeckt nach Himbeere. Himmlische Preise für Pilgermenüs, Pilger-Döner, Pilger-Uhren, T-Shirts, Ansteck Pins, Armbänder, bis zum Pilgerhocker.
Benedetto, ganz in weiß, lächelt grimmig ohne Unterlass und hebt die Hände zum Ablasssegen. Jede Gemeinde die etwas auf sich hält, schickte eine Abordnung Jugendlicher zum Treff. H&M gekleidet, ganz selten eine Glatze, ein einziger Farbenrausch in rosa und pink. Der Herr im Himmel wird seine reine Freude haben, über diese blitzsauberen Gesichter die strahlen, lachen und singen. Keine Rocker, keine Gangs, keine Stiefel die knallen, friedvoll und leichtfüssig, konservativ diese Jugendlichen, mit Prinzipien, die für uns alle an eine bessere Welt glauben. Man möchte es ihnen gleichtun, doch allein mir fehlt der Glaube. Welch ein Unterschied zu einer Fußballweltmeisterschaft, mit ihrem Gegröle der Trunkenen und Schlägereien. Diese Pilger sind die Wähler die sich jede Partei wünscht, leicht zu begeistern, realistisch, optimistisch, dogmatisch und spirituell, ganz die Generation Zuversicht, eher religiös als politisch, formbare Masse, widerspruchslos, gerne ein lächeln um den Mund. Ganz anders Rocker, die leicht mal einen Stein werfen, immer bereit zum Zoff und ohne Visionen und vielleicht die nächsten drei Tage etwas neidisch auf die Wallfahrer von Köln. Harald Schmidt, ganz nebenbei, reiste mit, angesteckt von all der Freude, ganz ohne Ironie, schickte er Kusshände zum Papst über den Rhein und bot Unterkünfte für die Pilger an. Also, wenn das nicht eine Zeitreise ist. Tanz der VampireSunday, 14. August 2005
Noch, ehe die Entscheidung von Karlsruhe gefallen ist, werden wir mit Slogans am Wegesrand erschlagen. Keinen Spaziergang, keine Fahrt, wo immer wir auch hinwollen, morgens und abends zugemüllt mit Plakaten.. Geldverschwendung, Millionen rausgeworfen, ganz umsonst. Wen soll das beeindrucken, reichen doch die Sprechblasen der Politiker. Herr Stoiber verlor vor Ingrimm gegen die Ostler ganz die Contenance, sie waren es, die ihm die Kanzlerkandidatur vermasselten und mit Angela Merkel, die ihre Biografie gerne geändert wüsste, kann er nicht. So tanzt der Herr patzend die letzten Wankelmütigen wieder zur SPD, als bekäme er vom Nochkanzler Prämien für jede Stimme. Der Kanzler, derweil bei Christiansen das wirkliche Wahllokal, besticht cool und süffisant, dass er der Bessere ist und noch mal will, aber wenn nicht, so hat er eben Zeit für seine Familie und kann die kleine Viktoria mit Essiggürkchen füttern.
Kann Karlsruhe noch unbeeinflusst entscheiden, auch auf ihrem Weg ins Gericht, prangen Slogans und die kosteten. Umsonst? Umsonst wieder Steuergelder verramscht, auf Kredit. Brutto =netto? Von mir aus. Nur Bayern kann sicher sein, da gewinnt die CSU, hier darf Stoiber seinen krachledernen Schuhplattler tanzen, unter dem Beifall der Altherrenriege. Vorsicht, es ist das beliebteste Einwanderungsland der Ostler, der Intelligenz, der Bestausgebildeten der Ostuniversitäten und der jungen Frauen, Frauen für den Bayern und Stoibers Schrittfolge genau verfolgen. Derweil der Rest des Ostens sich aufmacht seine eigene kleine, längst fällige Revolution durchführt, mit den neuen Linken. Ein neuer Tanz, kleine Schrittfolge. Das Geschrei ist groß aus dem Westen, und vergessen, dass die CSU vor Jahren, die NPD die Ultrarechten schluckte. Nun wird die Linke das Sammelsurium Aller. Die Vergangenheit, der Fall der Mauer, wurden nicht bewältigt, Animositäten brechen auf. Der Osten, ihr habt uns abgewickelt, der Westen, ihr schluckt unser Geld ohne Gegenleistung. Es rumort im Karton gewaltig und kein Verhaltenstherapeut der Nation weit und breit, nur dubiose Heilsversprecher ohne Visionen. Dazwischen Menschen, der große Spielball der Parteien, rot, grün, gelb und schwarz, der geworfen wird, um zu sehen, welche Farbe oben liegen bleibt. Erst wenn der Schilderwald gefallen, weggeräumt ist, sehen wir wieder klar. Inländische TomatenWednesday, 10. August 2005
Holländische Tomaten schmecken wie Waschwasser, halten jahrelang im Kühlschrank, kosten nur die Hälfte, der deutschen gut riechenden, leider erst im Herbst reifen Tomaten.
Landwirtschaftsministerin Renate Künast, richtete einen Appell an die Verbraucher, deutschen Waren den Vorzug zu geben, beim Kauf. Na, da entfachte sie einen Blättersturm, BDI HDE Industrie und Handelsverbände, schrien auf, Frau Künast solle über die Konsequenzen ihrer nationalistischen Argumente nachdenken, soll so weiter, jetzt Protektionismus Regierungspolitik werden, was, wenn Japan und China im Gegenzug keine deutschen Autos mehr kaufen? Ein Boykott ausländischer Waren wäre schädlich. (Millionen Pullover aus China hängen beim Zoll) Was für ein scheinheiliges Geschrei. 1. Ist sie Landwirtschaftsministerin und hat mit IG Metall nichts zu tun, sie spricht für Lebensmittel und seit wann gibt es etwas gegen „Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch“. Mehr Tomatenplantagen, mehr Anbau von Gemüse, würden tatsächlich Arbeitsplätze schaffen. So wollte sie es verstanden wissen. 2. Kontrolliert sie die Standards ausländischer Ware auf Qualität und Güte. Sie verzichtete auf das Wort nationalistisch, sagte uns und wir. Ist dies schon nationalistisch zu werten? Die Debatte führt uns vor, wie vorsichtig, ängstlich wir mit dem Wort -nationalistisch- umgehen. Dieses negativ besetzte Wort, lässt uns erschauern, aus verständlichen Gründen und Vergangenheit. Gleichzeitig mit gutem Essen in Verbindung zu bringen und ich verzichte auf die deutsche Tomate. Ohne Ressentiments kann dieses Wort, untermauert durch die Rechte Szene mit ihrer Brutalität in Deutschland, nicht einfach so, lapidar, selbstverständlich, ausgesprochen werden. Wir umschreiben, umgehen es, suchen nach Ersatz. Im Gemüseladen. Eine Dame fragt nach inländischen Tomaten. Sofort schloss ich mich an, einen ganzen Sack inländischer Tomaten bitte, aber nur inländische. Ist inländisch, strahlte der Türke, alles gute inländische aus Türkei, ich meinte deutsche ah, –nationalistisch Mensch. Ich nehme Broccoli. Der erste Tag - keine WundertüteSunday, 7. August 2005
Der erste Weg zum Schulgebäude ist rosarot, - mit Speck fängt man Mäuse, und silbrig glänzenden spitzen Tüten dekoriert, aus dem Süßigkeiten fallen, die abends Magenschmerzen verursachen.
Berliner Schulen riefen zur Feier ihrer Jüngsten und ich verhaspelte mich samt Fahrrad, im Gemisch der Familien, nach der Einschulung. Feierlich gekleidet, (der dunkle Anzug, das neue Kleid passen für jede Gelegenheit), schoben sich ganze Clans, vom Opa bis zur Cousine, geordnet nach Stellung und Rang an mir vorbei. Die kleinen Mädchen in rosa Kleidchen, rosa Schühchen, die Jungs, wie kleine Manager in adretten Anzügen. Abgespart vom Mund, oder geliehen. Elternaugen schätzen ab, sichern den sozialen Rang für einen Tag, jedes vierte Elternpaar ist arbeitslos, nur auf diesen Tag lassen sie nichts kommen, das wird der Nachbar registrieren. Meine Tochter, (Jahrzehnte her)musste mit mir vorlieb nehmen. Abgehetzt auf die Uhr sehend, brachte ich sie zu der Veranstaltung, um anschließend ins Büro zu hetzen. Sie hat es mir heimgezahlt mit einem akademischem Abschluss. 3000 ABC-Schützen mehr als Berlin plante, 3000 Rechtschreibfibeln (Duden)zuwenig. Kommt es auf diese Kosten noch an? 12 Milliarden verschlang das Procedere um die Rechtschreibreform. Wissen wir, wieviel ein paar neue Regeln, abgesehen davon, ob überflüssig oder nicht, kosten. Drei ttt, fff, lll Biologisch-dynamische Jagd im MaisWednesday, 3. August 2005
Am Rande des Naturparks Märkische Schweiz, in der Idylle Hohenstein, blasen zwei Fronten zum Halali. Die Initiative "Gendreck weg", eine unglückliche Benennung wie ich finde, rief auf zum Feld niedertrampeln, das ein gut bezahlter Bauer mit Genmais bepflanzte. Auf der anderen Seite fuhren nicht Befürworter der Genanbauung auf, sondern die ganze Polizeimaschinerie aus Berlin und Brandenburg. Mit dabei rund ums Feld, das biologisch-dynamische Fortbewegungsmittel, Pferd mit Polizist. Aufgefahren, an diesem schönen Sonntag pro Demonstrant ein Polizist, und statt Grillenzirpen, Hubschraubergetöse über dem Feld.
Der Bauer und Feldeigentümer verkündet, dass die Feldränder mit biologischem Mais umgrenzt seien, um der heimischen Kleintierwelt nicht zu schaden. Ich hoffe, Tiere und Insekten wissen zu unterscheiden. Es ist vorbei mit der Unschuld auf dem Feld. Am Rande mit Imkerhut, stehen einige Bienenzüchter mit verbitterter Miene. Ihre Bienenvölker müssen unterscheiden lernen, welche Polle ist unschädlich und welche garantiert uns einen reinen Honig. Eine giftige Versorgungskette rollt mal wieder auf uns zu. Der aus USA importierte Mais MON810 produziert ein giftiges Protein, das den bekannten Schädling, den Maiszündler, den Garaus macht. Aber leider nicht nur dem Schmetterlinge, z.b. das Tagpfauenauge verschwindet jetzt schon langsam aus unserem Land. Niemand weis über die Langzeitwirkung Bescheid. Eines ist sicher, es ist Gift, das tötet. Ängstliche Frage, wie wird es in der zweiten Generation wirken? Abwarten bis in dieser Richtung neue Gaus geschehen, dafür lassen sich die Gengegner wieder mal die Mütze vollhauen, während das biertrinkende Dorf oberkörperfrei, Maulaffen feilhält. Wie soll der Biobauer im Nachbardorf argumentieren, ob sein Anbau gentechnisch unbelastet ist? Kennt er den morgigen Wind? Traurig schütteln die Imker ihre Köpfe, biologisch einwandfreier Honig, werden sie nie mehr anbieten, und ob sie gentechnisch verändert annoncieren, glaube ich kaum. Die Neugeborenen sind für Allergien vorprogrammiert, aber dafür wird irgendein pharmazeutisches Labor ein Gegenmittel finden. Schöne Aussichten.
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