Dass 20 Jahre Mauerfall ordentlich gefeiert wird, hat seine Berechtigung. Millionen hüben und drüben sind ganz dabei und einige, ich zähle mich dazu, reiben sich noch immer die Augen, dass man in Westberlin, nicht mehr irgendwo oder irgendwann auf eine undurchlässige Mauer stößt. Mit Freunden aus Westdeutschland zeigte man bei einer Exkursion die Postamente stieg hoch und konnte einen Blick auf eine trostlose Gegend werfen. Unzählige Male passierte ich die Grenze ob mit Auto oder Zug enervierend wartend, meist frierend und immer stundenlang. 1982 strich ich die Segel und zog wie vordem viele Westberliner in den Westen. Genug der Einschränkungen. Ich hatte fertig, leben mit der Mauer die im kalten Krieg zum Spielball mutierte und man nie wußte, von welcher Seite die Katastrophe naht. Dass sie letztendlich durch die Menschen im Osten zu Fall gebracht wurde, diese Möglichkeit konnte man sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen. 2001 kam ich zurück in mein Westberlin, rieb die tränenden Augen, denn es war nicht wiederzuerkennen. In den Osten hieß meine Devise, endlich die andere Seite kennenlernen. Alleen so dicht, dass man keinen Himmel mehr sah, Seen, nah und geheimnisvoll. Hier wollte ich wohnen und wohne und lernte die kennen, die 40 Jahre hoffnungsvoll einen anderen besseren, friedlichen Staat aufbauten und sich nun heute die Augen reiben über das was ihr Staat wirklich war.
Nein, diese feiern heute keinen Mauerfall, sie haben fertig, egal welches politische System, gerade an der Macht ist. Wir wollen nicht, sagen sie, wir haben gearbeitet und daran geglaubt. Mit uns nicht mehr. Reisen gut und schön, dazu fehlt uns das Geld. Freiheit im Kapitalismus muss man sich leisten können. Wie sagte Gorbatschow, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Für uns ist es zu spät, als ewig Gestrige beschimpft egal, uns langt es.
Feiern sollen die, die im sozialistischem System den Mund aufmachten und einen harten Preis dafür bezahlten, sie werden eher weinen. Drama Mauer, für die Jugendlichen, gottseidank nicht mehr nachvollziehbar, sie dürfen ihren Eltern danken.
Ich werde den Mauerfall feiern und in Sacrow über den See spucken.