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TagesKritik.de steht zum Verkauf!Die Inhaberin dieser Domain bietet TagesKritik.de zum Verkauf an. Interessiert? TagesKritik.de kaufenNato-Botschafter oder Nazi-Botschafter, egalFriday, 29. October 2010
Hauptsache in gut honorierter und honoriger Gesellschaft in blütenweißer Weste, lustig ist das Diplomatenleben. Frühe Filme, nicht Geschichtsunterricht der frühen Schule, gaben Hinweise, zum Beispiel „Casablanca“, dass der Diplomatische Diener eines Staates in dem selbigen Haifischbecken schwamm wie seine Politiker. Nun darf Joschka Fischer seit Vorstellung des neuen aufsehenerregenden Historienberichts über Diplomatie in der Nazizeit, als moralisches Gewissen des deutschen Volkes auferstehen. Längst hatten wir ihn als moralischen Versager und Verräter seiner Gesinnung dem Kapitalismus erlegenen, abgeschrieben Dazu kratzt er vernehmlich, wahrscheinlich unvermeidlich bei AM Willi Brandt, hoffentlich kommt das nicht als Retourkutsche in einigen Jahrzehnten an ihn zurück. Trotzdem bleibt einem die Spucke weg, bedenkt man, dass zu jener Zeit tatsächlich gesuchte Naziverbrecher in südamerikanischen Ländern von unseren AM den Tipp bekamen (Barbie Frankreich) nicht in Europa einzureisen, weil ihnen dann der Prozess drohe. Das ist die Infamie. Bodenlos das Eingeständnis, bzw. die Unterstellung, dass ein Nazi-Botschafter übergangslos Nato-Botschafter werden kann, weil er seine einstigen Fehler wieder gutmachen wolle, ist geradezu ungeheuerlich und zeigt, die Gesinnung der heutigen Diplomatie unverändert. Diplomaten sollen repräsentieren, parlieren, aber nicht politisieren. Sie sind Abhängige einer Regierung und nicht gewählte Politiker. Die hoffentlich nun ständige Historikerkommission darf ruhig zügig weiter forschen und fortschreiben über unsere Eliten im Ausland. Angestoßen und aufgedeckt wurde mal wieder von einer kleinen Bürgerin, die das Wort Demokratie ernst nahm und empörte Briefe ans AM und direkt an das Bundeskanzleramt schrieb und so Historiker erst mal auf Trab brachte zu veröffentlichen was sie wussten. Gerade wurde darüber diskutiert ob Elite die besseren Politiker seien, ich meine, exzellente Umgangsformen zeugen nicht von moralisch gefestigter Haltung, und die Projektionsfläche der Elite, von und zu Guttenberg, ist kein Diplomat, sondern Entscheider eines Amtes. Hoffentlich bleibt uns nicht das Lachen im Halse stecken, wenn wir später über AM Westerwelle lesen. Saufen statt rauchenTuesday, 26. October 2010
Langsam wäre es an der Zeit den Rauchern einen Wirtschaftspreis auszuloben, sie sind die Goldesel der Nation. Ökosteuerentlastung durch Raucher, darauf muss man erst mal kommen. Die Tabakloppy hält still, der Feinschnitt-Konsum ist mächtig angestiegen, Selbstdreher brauchen ihr Ritual für eine genüsslich Durchgezogene, verschmähen fertige Zigaretten, nun dürfen sie genießen beim Durchatmen, dass sie damit energieintensiven Firmen großzügig Ökosteuer erlassen. Der Hartzer ist doppelt bestraft, Zigaretten wurden ihm gestrichen, selbstdrehen unerschwinglich, bleibt ihm nur der Alkohol der bleibt billig. Guter Rat, gleich morgens einen Liter für 1 Euro runterspülen, dann braucht es für den Tag keinen Stängel mehr, mittags noch ein Fläschchen und abends den Schlaftrunk, für 3 Euro bekommt er keine Schachtel Zigaretten. Es sterben weitaus mehr Alkoholiker im Jahr als Raucher an Lungenkrebs. Das tumbe Prekariat lässt sich immer wieder über den Leisten ziehen, widerstandslos reglementieren. Weder die „Linken“ noch Sozialverbände werden Einspruch erheben, gegen das Argument der Schädlichkeit kommt man nicht an. Diese Woche widmet das Fernsehen ganz dem Essen, schöne Sache nur wird hier der Hund am Schwanz aufgezogen, die die uns den Fraß anbieten bzw. produzieren werden jederzeit vom Staat subventioniert, sich über Steuererleichterungen weiter freuen und den Abfall nach Afrika verscheuern. Das diese Regierung noch toleriert wird, ist eine Schande für uns. Eine Krise ist vorbei - wir schreiben uns eine NeueSaturday, 23. October 2010
Düstere Prognose im Gesundheitswesen wird herbei geschrieben für anno 2030. Ja brauch ich bei der heutigen Situation zu wissen, dass sich nichts rein gar nichts ändert im Gegenteil sich angeblich verschlimmert, selbst wenn wir bis dahin keinen Rösler mehr kennen. Die Wirtschaftskrise ist abgeschrieben, die Milliarden wachsen ungebremst den unfähigen Finanzmännern unserer Regierung in die Eurokiste. Geht’s dem Volk zu gut schicken wir es aufs Eis, mit dem nächsten, düsteren herbei geschriebenen Kollaps. Das Gesundheitswesen wird es danken. Hier so erfahren wir werden in zwanzig Jahren 165.000 Ärzte fehlen dazu 800.000 nichtärztliche Fachkräfte, weshalb die Studie hier von nichtärztlichen spricht, zeigt die Einstellung der Darmstädter Wirtschaftsforschung zu diesen ausgebeuteten Mitarbeiter. Längst arbeitet in Krankenhäusern nur jeder Zweite eines Personalschlüssels. Die Menschen geben ihr bestes, sind ständig überfordert, überlastet, und so mancher Kranken-Station steht längst kein Arzt mehr vor, da kommt täglich ein neuer durchaus engagierter Assistentsarzt der völlig unbekannten Patienten gerecht werden soll. Die Studie prognostiziert: „ In den Krankenhäusern werden die Schwestern durchschnittlich 60 Stunden in der Woche arbeiten müssen, wenn die Versorgungsqualität nicht absinken soll.“ Von Versorgungsqualität kann heute keine Rede mehr sein, außer man ist Privatpatient. Ein Krankenhaus hat seinen Anspruch verloren, “Menschen helfen zu wollen“, heute sind es Kapitalgesellschaften und müssen Plus beibringen. Die Menschen die drinnen täglich sich verausgaben, das sogenannte nichtärztliche Personal, die längst Arztpflichten übernehmen, können von ihrem Gehalt gerade so leben, viel Freude bringt es nicht, dazu sind sie zu kaputt. Das ist jetzt Situation. Bei einer solchen Studie sollte man meinen, wird darauf reagiert, sofort, attraktivere Angebote der Ausbildung, geregelte Arbeitszeit, genügend Personal. In zwanzig Jahren werden wir gesund gepflegt von Menschen die es heute noch nicht gibt, schöner Zukunftstrau! Die Vorbereitung muss in Gang gesetzt werden. Aber bei Rösler graut einem allein der Gedanke. Milliarden liegen für unfähige Banker bereit. Für den der es erwirtschaftet bleibt eben zweite Wahl. Porusnyj Awral - Short-StoryMonday, 11. October 2010
Eine fantastische Reise mit der Viermastbark Kruzenshtern (ex.Padua)/
Der letzte legendäre Flying P-Liner, 1926 auf der Tecklenborgwerft für die Hamburger Reederei Laeisz gebaut. Ab 1945 unter sowjetischer, 1992 unter russ. Flagge. 1995 u. 96 Weltumsegelung. 3.400 qm Segelfläche. Länge 114m, 3545 BRT, Tiefgang 6,5m, Masthöhe 55m über Deck. Crew 68 Mann 110 Kadetten Platz für 40 Trainees. Der Traumurlaub oder die jährliche Reise, war fast immer ein wenig daneben vom Ideal. Eine Insel ob Süd ob Nord, das Meer, ob Sonnenauf-oder-Untergang, mehr bei Sonnenuntergang, immer sehnsüchtig Schiffen, besonders Großseglern hinterher blickend. Dieser Wunsch eine Reise mit ihnen, blieb offen. Manchmal hilft der Zufall. In Warnemünde lagen sie grandios anzusehen. Die russischen Großsegler MIR und SEDOV zur Besichtigung. Jetzt geschieht es, die Sterne stehen günstig, die Zeit ist reif, die mißlichen Umstände denen man entfliehen möchte, ein Alter, von dem man nicht weiß, wissen kann, wie lange noch. Der letzte Traum mußte sein. Windjammer ein dreidimensionaler Film, in den Sechzigern genauer 1957 von Mike Todd in die Kinos gebracht, ein nachhaltiges Erlebnis, da klebten wir in den Kinosesseln, fuhren mit. Erste sehnsüchtige Gefühle, Seemann oder Pirat als Berufswunsch. Ein Prospekt der MIR versprach eine Transatlantikregatta aller Windjammer von Cadiz via Bermudas, weiter nach Amerika, Canada und Amsterdam, zurück nach Bremerhaven, eine fünf monatige Törn, in Etappen mit zu segeln, als Traineé und erschwinglich. Ich buchte kurz entschlossen auf der Kruzenshtern, ehemals Padua, ein Schwesternschiff der untergegangenen Pamir, in russischem Besitz, die alte Windjammer liebevoll restaurieren und als Schulschiffe in Betrieb nehmen. Im Westen wäre dieses Schiff längst verschrottet. Idealismus leistet sich der, der es sich nicht leisten kann. Wie schön, daß es in der sich ausbreitenden Ellbogenmentalität, gerade unser ehemaliges Feindbild Russland ist, daß sich dieses kostspielige Unternehmen leistet. Wir Trainees, Deutsche und Engländer sind schnell Kruzenshterner geworden. Aber der Reihe nach. Erstmal hatte ich eine Anfahrt von dreitausend Kilometer per Zug München-Cadiz zu bewältigen, mit umsteigen, Stadtfahrten auf andere Bahnhöfe in Paris und Madrid, alles mit schwerem Seesack, der durch seine Unförmigkeit schon Aufmerksamkeit hervorrief, man zieht oder schleift ihn hinter sich her. Ich schleppte mich schwitzend ab, war ein ums andere mal nahe daran ihn wegzuwerfen, bzw. ihn stehen zu lassen. Die Nacht im Zug verging mit drei wunderschönen Französinnen, die nicht interessiert waren, meine Fragen zu beantworten, sondern charmant lächelnd den Kopf schüttelten und sich ihrer Körperpflege hingaben. Kurz vor der Ankunft in Cadiz, ging mit Donner und Blitz ein Gewitter nieder, mit Hagelschauer und das ausgetrocknete Land wurde zum Sumpfgebiet, gerade als ich aus dem Zug stieg. So stand ich mit meinem Seesack am Bahnhof den Blick durch die Hagelkörner den Himmel absuchend, nach Masten Ausschau haltend, ich wußte, die Höhe der Kruzenshternmasten waren an die sechzig Meter, und alle Häuser überragen würde. Den Seesack hinter mir herziehend verließ ich den Bahnhof naß und gänzlich ohne Frisur stand mit letztem Blickrest auf einer Piazza die von Menschen überquoll und Schiffsmasten so viel ich wollte. Die span. Bark die Gorch-Forch die ital. Americo Vespucci die typisch italienisch mit bunten Lichterketten mehr Volksfest mäßig leuchtete, waren zur Besichtigung freigegeben. Bark an Bark, mit Trauben von Neugierigen. Ich lief den Kai ab, keine Kruzenshtern, bin ich hier falsch, Tränen und Regentropfen liefen übers Gesicht, was so egal unter all den Regenschirmen war, es beachtete mich niemand. Die Guardia Civil die träge in der Nase bohrend rumstand, schüttelten die Köpfe, wußten nichts von einer Kruzenshtern. Die Zunge klebte am Gaumen, ich wollte ankommen, endlich und sofort. Den nassen Seesack auf dem Kopfsteinpflaster stehenlassend mitten in der Menge, wagte ich einen letzten Versuch, rannte einen Nebenkanal entlang, nach mir die Sintflut, dachte ich und dieser Spruch kam der Situation sehr nahe, so lief ich den ganzen Hafen suchend ab. Kaum Hundert Meter, was sehe ich in kyrillischen Buchstaben Kruzenshtern, das kann man sich nicht vorstellen, wie erleichtert ich einem russ. Kadetten in schmucker Uniform, der an der Gangway Dienst tat in die Arme fiel. ‘Ich bin ein Trainee’, stieß ich radebrechend auf englisch vor, er verstand, ich deutete nach hinten, dort irgendwo liegt ein grüner Seesack “mei Bagage”, dieser Pasha so hieß er, beruhigte mich schulterklopfend, schickte einen Kadetten los, den Seesack zu suchen und herzubringen. Angekommen, geschafft, ich atmete ruhig durch. Ein Serviceoffizier nahm mich ins Innere des Schiffsbauches, über schmale Eisenstege hinunter durch lange Gänge, es brummte, hämmerte und stampfte in diesem Bauch, in perfektem Englisch, erklärte und zeigte er mir, was ich wissen mußte. Ich versuchte es in deutsch, englisch, wahrscheinlich noch portugiesisch. Generelles und Wichtiges wurde verstanden. Das wir zu mehreren in einer Divisionskammer untergebracht, war mir bekannt, nur daß Männlein und Weiblein, quer, drunter und drüber liegen, war neu. Möglich das er es an meinem Blick erkannte, wie entsetzt ich auf die vier anwesenden älteren Herren starrte, die grob geschätzt nicht weit von meinem Alter entfernt noch lange kein Grund für mich darstellten, bei ihnen zu nächtigen, fünf Wochen lang. Weißhaarig, bärtig, ob dick oder dünn, nicht im entferntesten entsprach einer meiner Toleranz, unmöglich hier wollte und konnte ich nicht bleiben! Abend für Abend über einen Alten in mein Etagenbett klettern, ich die immer ziemlich freizügig herumläuft. Ich versuchte es dem reizenden blond und blauäugigem Michael Serviceoffizier zu translation. Er müsse mit dem Kapitän reden. Ich erklärte um die Notwendigkeit zu untermauern, daß ich bewußt seit Jahren allein schlafe und nicht die Absicht hätte, es zu ändern. So kann und wollte ich die Reise nicht beginnen. Schnell fiel die Entscheidung. Er schulterte meinen nassen Seesack, wies mir eine andere Kombüse zu, die eine etwa siebzigjährige Engländerin nun mit mir teilte. Ich war`s zufrieden. Schnell waren meine Habseligkeiten im schmalen Spint verschwunden. Die Neugier trieb mich an Deck, zu prüfen wie steht es sich auf Schiffsbohlen, Bretter die für mich die Welt bedeuteten. Fest lag die Kruzenshtern im Wasser, nicht das kleinste Schaukeln, blanke Bohlen besser als häusiges Parkett, Poller und Masten schwarz-weiss gestrichen, ebenso die Leitern um hinauf zusteigen. Majestätisch und stolz erhob sie sich, die größte aller Barken. Ein Fest für sie und vor allen den Kadetten, eine Menge Menschen standen bewundert und Erläuterungen suchend am Pier und die schmucken Kadetten, auf die ich jetzt schon stolz war, gaben in perfektem englisch Auskunft. Stolz war ich an Bord zu sein. All die sehnsüchtigen Blicke, die ich auf diesen Segler geworfen hätte, jetzt in den Vorbeigehenden wiederzufinden. Der Start aller Windjammer war für den nächsten Tag geplant. König Juan-Carlos gab seiner Bark die Ehre und den Startschuss, auch die Spanier segelten diese Regatta mit. Sicher der Grund weshalb ganz Spanien Cadiz bevölkerte. Gegen Abend folgte ich der Musik auf der Piazza, ging von Bord, ruhiger geworden. An einem der vielen Weinstände genehmigte ich mir einige Glas und schon sah die Welt anders aus. Zu regnen hatte es aufgehört, die Musik, der Tanz der Senoras im Takt auf der Piazza, die geschmückten Segler, taten ihr Übriges. Anschließend meine erste Nacht in einem schmalen bequemen Bett. Niemand der seekrank wurde. Ein derart schönes ruhiges Liegen im leichten Wiegen, ließ mich mit blanken Augen erwachen. Kaum konnte ich die Abende erwarten um mich wieder in die Koje zu legen. Fünf Wochen genoß ich diesen Schlaf. Es folgte ein Frühstück in der Messe und die offizielle Vorstellung unserer kleinen Gruppe. Zehn Trainees standen sich neugierig beäugend gegenüber. Fünf Engländer, fünf Deutsche. Mein mäßiges Englisch, sowieso in Vergessenheit geraten, wurde von beiden Seiten als mangelnde Intelligenz gewertet, die Deutschen vergaßen sofort ihr deutsch, sie palaverten englisch als wäre es ihre Muttersprache. Erschütternd mitzuerleben, wie die Deutschen tatsächlich, wie es böse Kritiker behaupten, besser sein wollten, englischer als die Engländer. Geradezu lächerlich und beschämend. Meine Bitte, bei der Übersetzung zu helfen kamen sie sehr lau nach, und ich ließ es sein. Dafür wurde auf dem Du bestanden. der wunderbaren Freundschaft wegen, die beginnen konnte, und der ich sehr skeptisch gegenüberstand, eigentlich ablehnte. Was soll`s es wurde geduzt, Freundschaft hin oder her. Eine Tischplatzordnung gab es nicht, frei die Entscheidung des Platzes. Am nächsten Tag saßen die Engländer und die Deutschen an getrennten Tischen und ein sechsworte englisch sprechender Deutscher mit mir an einem Tisch. Ein wenig ausgestoßen kamen wir uns vor, lächelten uns aber ermutigend zu. Mit welcher Arroganz die Engländer ihre Sprache, ohne Rücksicht ob man sie verstand sprachen ist unglaublich, meine englische Zimmergenossin redete auf mich ein, wandte sich entrüstet über meinen verständnislosen Blick. Eine junge Schweizerin letztendlich war so nett, immer wieder zu übersetzen, sie wurde zum Verbindungsglied zwischen den Sprachschwierigkeiten. Ein Haufen egoistischer Individualisten, die die Liebe zu den Windjammern und dem Meer verband, eifersüchtig sie zu teilen. Ob ich mich da ausnahm? Sicher nicht. Endlich auf See, der Startschuss war gefallen, das erste Porusnyj Awral erklang mit einer Sirene, zwei Worte – Porusnyj Awral – Segelalarm. Egal in welchem Teil des Schiffes, sich Bootsmänner oder Kadetten befanden, selbst der Schneider, der Segelmacher, der Schmied, die gesamte Mannschaft, ausgenommen der Koch, den wir manchmal allerdings gerne an den höchsten Mast gebunden hätten, fanden sich bei ihrem Maat und Mast ein, aufmerksam, gespannt die Befehle abwartend vom Kapitän, dann durch die Flüstertüte gebrüllt von den Bootsmännern, zwanzig bis dreissig Mann standen um ihrem Mast, drehten Taue und Seile von den Nagelbänken, wickelten, zurrten, einige eilten die Masten hoch, daß einem beim Zusehen schwindelte. Stahlseile wurden von Winden gedreht, eine Präzision, der ich und die anderen Trainees nie müde wurden zuzusehen bzw. es dauerte nicht lange und einige der Trainees beteiligten sich an der Arbeit. Anschließend hingen wir über der Reeling um zu sehen hat sich der Aufwand gelohnt, sind wir im Wind und eine Idee schneller? Egal zu welchem Zeitpunkt Alarm gegeben wurde, das konnte alle zwei Stunden geschehen, mitten in der Nacht kam es durch die Lautsprecher, auch ganz Unbeteiligte durften mithören, die Kadetten knüpften ihren Matrosenlatz, den wir von alten Fotos kennen. Dieser Matrosenkragen war der Ausweis der Zugehörigkeit. Fünf Uniformen wurden getragen, eine adretter als die andere, dazu passende Käppis. Schmuck sahen sie aus die Jungs und waren selbst stolz darauf. Morgens um neun Uhr begann die Arbeit, eine Gruppe Kadetten stellte sich in Dreierreihe vor ihren Bootsmann, der ihnen Arbeit für den Tag zuwies. Das ging vom Matten flechten, abrosten, neu streichen, Messing glänzen, Taue winden, neu einziehen, Poller putzen und streichen. Setz dich nie auf einen Poller wurde mir gesagt, das sind die Eier des Bootsmannes, nie sah ich jemanden darauf sitzen, obwohl es der einzige bequeme Platz zum Sitzen gewesen wäre. Die unterste Etage des Schiffes glich einem Baumarkt, alles gab es, bis zur kleinsten Schraube, alle Reparaturarbeiten wurden sofort erledigt. Sogar Vorhänge wurden neu genäht. Um das Innere des Schiffes, kümmerten sich ebenso die Kadetten, eine Arbeit um die sie sich nicht rissen, aber getan wurde. Türen abwaschen, Toiletten, Bäder, Gänge, Bullaugen geputzt, Küchendienst, Abfall beseitigen. Am Ende des Schiffes hing eine Eisentonne die angeheizt, allen Müll verbrannte, den ganzen Tag, leider war dies auch der einzige Platz für die Raucher, der Abfallgestank kam zwischen die Zähne, hier lohnte die Zigarette. Wer Dienstfrei hatte lag mit Büchern, sonnte sich die milchigweissen dünne Beine, obwohl es genügend zu Essen gab, sah ich keinen dicken Kadetten. Egal zu welcher Tageszeit, holten sie die Gitarren und sangen. Ich hatte nie ein Feindbild der Russen viel eher beneidete ich sie um ihre Mentalität, der Tiefe, die ihnen nachgesagt wird, ich glaube es stimmt. Freundlich ohne aufdringlich zu sein, begegneten sie uns. Wenig Ressentiments gegenüber den Deutschen. Nur Nikolai, ein Fitfreak, morgens um sechs schon an Deck zwanzig Klimmzüge, recken und strecken, dünn und schmal, Gesicht eines alten Haudegens aus Wildwestfilmen, antwortete auf meine Frage, ob er deutsch verstünde, er kenne nur ‘Hände hoch’, ich erschrak. Daß er im Krieg war gegen die Deutschen, erklärte er. Immer herzlich begrüßte er mich am Morgen, wollte mich einschließen in seine Gymnastik, am Seil Kopf nach unten hängen, von wegen, Leistungssport in Leichtathletik, ich lief meine Runden um die Masten. Er mußte an die Siebzig sein mit der Figur eines Zwanzigjährigem. Erstaunlich wie viele Kadetten nicht nur englisch sondern deutsch sprachen, in Kaliningrad lernten sie es in der Schule. Ich genoß die Unterhaltung mit ihnen, erfuhr aus ihrem russischen Alltag zu Hause. Bald saß ich abends mit einem jungen Serge beim Schachspielen. Seine Liebenswürdigkeit wußte ich zu schätzen, es blieb nicht nur ein Verdacht, daß er besonders Rücksichtsvoll spielte, denn ich hatte überhaupt keine Chance zu gewinnen, höchstens mal ein Remis. Schätze die Russen werden mit einem Schachcomputer im Kopf geboren. Schachspielen wurde auf unserem Schiff honoriert und geehrt. Wetten und Feste organisiert. Der Beste wurde ausgezeichnet, gegen wen gespielt wurde, erfuhr ich nicht, wahrscheinlich gegen ein anderes Schiff. Alle erschienen in Paradeuniform, kleine Präsente wurden an die Sieger verteilt. Ernsthaft und feierlich stellte sich die Mannschaft zum Gruppenfoto. Zwei Moskaureporter an Bord dokumentierten auf Film jede Bewegung des Schiffes um später über die Regatta in Russland zu berichten. Morgens bewaffnet mit Kamera traf ich einen von beiden an Deck. Ich liebte es die Sonnenaufgänge zu erleben und dabei einmal das Knie zu beugen und schon hing er auf einem Seil und fotografierte meine sportlichen Bemühungen. Danach begann der Alltag um ein Schiff voran zu bringen und zweihundert Menschen zu versorgen. Dieser Alltag wurde in seiner Routine alle zehn Tage unterbrochen. Für das Großreinemachen. Zuerst wurde mit einem Schlauch das Deck mit Meerwasser abgespritzt, während die Kadetten steuerbords mit grünen Schrubber, Backbords mit roten Schrubbern das Deck bürsteten, legten sie ihre Uniformen darauf, übergossen sie mit Gejohle, und heißem Wasser und schrubbten was das Zeug hielt, um sie sauber zu bekommen. Danach wurden Taue und Seile zum Aufhängen benutzt. Das Schiff sah aus wie eine Zirkusmanege. Der Rest des Tages blieb zum Sonnen, kreuz und quer lag man auf den verschiedenen vier Decks, spielte Schach, Backgammon, Gitarre oder las Liebesromane, nur durch Essen gehen unterbrochen. Ich sah an den Segeln hoch wartete auf ‘Porusnyj Awral. Schallte der Befehl durch die Lautsprecher, schnellte jeder noch so nackte Körper in nullkommanix in die Uniform und zu seinem Bootsmann, der durch die Flüstertüte schrie und sich alle in die’Seile hingen’. Die Trainees, die Unbeschäftigten mußten sich auf ihrem dafür besonderen Deck einfinden, um den Ablauf nicht zu stören. Hier war der Platz der Romantik. Der Abend das reinste Vergnügen. Sonne zum Greifen nahe und alle an Deck, wenn sie unterging. Ein Sternenhimmel wölbte sich als könne man ihn berühren. Die Bewegung des Schiffes ließ das Firmament vor-und zurück wippen. Magisches ging davon aus, Zauberer und Magier holen hier ihre Inspiration. Diese wunderbaren Sternenhimmel wirkten ebenso faßbar wie unfaßbar, ebenso endlich wie unendlich. Nie wird einer diese Erlebnisse vergessen. Das Geräusch des Windes in den Segeln, der schnelle Schnitt durchs Wasser, reflektierende Schaumkronen die hell aufleuchten. Oder am Tage den Blick hoch in die Masten, auf denen Kadetten sitzen, Taue und Stahlseile umwickeln, wieder reparieren, wie sie dem Wind ausgesetzt, so als säßen sie bequem in einem Sessel arbeiteten, da kam Neid auf. Ich wagte es nicht einen Fuß auf die unterste Sprosse zu setzen. Entspannt war dieses Leben an Bord, dafür sorgte der Kapitän, durch den Lautsprecher informierte er alle, seht mal den Regenbogen oder seht am Bug die Delphine. Eine derart gute Atmosphäre unter den Kadetten, Matrosen und Bootsmännern dürfte einmalig sein. Nie hörte ich schimpfen, toben, keinem Matrosen flog das krumme Messer in den Rücken, daß die Bootsmänner an ihrer Seite trugen, wie ich es erwartete, wer kannte nicht die Geschichten von Jack London. Nein dieses Schiff war ein Zuhause für alle. Das Unglück. Ich hatte Wache bis zwei Uhr nachts, gegenüber die Positionslichter eines Tankers, der die Eintönigkeit der Wache unterbrach. Drei Kadetten bewegten das Ruder nach Anweisung des Diensthabenden der von oben die Befehle rief, meine Tätigkeit war mehr zur Dekoration aber ich genoß, in der Stille der Nacht draußen zu sein. Anschließend ging ich in meine Koje versuchte zu schlafen bis ein unheimliches Knirschen am Rumpf mich aufschreckte, ich dachte wir sind auf Grund gelaufen, der Eisberg der Titanic, o Gott, und rannte mit meinem Friesennerz an Deck. Tatsächlich hatte uns jener Tanker, ein Kroate, der mit Gas beladen schlief und seinen Autopiloten eingeschaltet hatte, vorn am Bug mitgenommen, den Anker versenkt, die Reeling eingedrückt. Als schwerer Segler waren wir nicht in der Lage schnell auszuweichen, alle Bemühungen mit Licht-und Morsezeichen, ihn zu warnen waren umsonst, wir mußten zusehen, wie er uns rammte und weiterfuhr. Der Alarm brachte alle auf die Beine. Was sich auf der Kommandobrücke tat und tatsächlich abgespielt hat, erfuhren wir nicht ganz genau und Vermutungen machten die Runde. Am Morgen sahen wir erst den ganzen Schaden. Nun gab es Gesprächsstoff für die nächsten Tage und ausreichend Filmmaterial. Aus Stricken wurde ein Geländer provisorisch hochgezogen, ansonsten blieb der Schaden bis zu den Bermudas unrepariert. Ich überlegte, daß, wäre Schlimmeres passiert, mit der Kruzenshtern unterzugehen, ein Seemannsgrab zu finden, noch immer besser sei, als zu Hause im Bett zu sterben. Wir waren stolz auf alles was unser Schiff leistete, so ein Zugehörigkeitsgefühl entwickelt sich schnell. Vielleicht geht es nirgendwo so schnell wie auf einem Segelschiff. Ich wage zu behaupten, daß auf der Kruzenshtern ein ganz besonderes Klima herrschte, vom Kleinsten bis zum Kapitän. Einmal beobachtete ich bei einem Segelalarm, wie unser Kapitän auf der Brücke einen Strick knotete, wie er in dem Film High- noon vom Baum hängt, damit scherzhaft seinem ersten Ingenieur drohte, wenn die Segel nicht schnell genug gesetzt werden, würde sein Kopf...., alles lachte. Bemuda in Sicht unser erstes Anker werfen, festen Boden unter den Sohlen. Zweiter Platz für uns nach der Gorch Forck. Wir jubelten. Eine jahrelang von mir eingeübte Meditation, beginnt, daß ich mich hinsetze, die Beine grätsche, die Augen schließe, mich konzentriere, sage, “stelle dir das Meer und sein Rauschen vor” Eines morgens saß ich in alter Gewohnheit an Deck, flüsterte meditativ diese Worte, öffnete meine Augen, sah die Wirklichkeit gewordene Meditationan Land und lachte so laut, daß sich alle Jogger an Deck umdrehten, “ich bin am Meer höre das Rauschen” hoffentlich noch lange und vielleicht einmal wieder auf der K r u z e n s h t e r n BruniSadler@gmx.de Giftiger roter Schlamm über der PaprikaThursday, 7. October 2010
Dies ist nur ein Fall von vielen, was egal auf welchem Gebiet zum Nachteil passieren kann, wird passieren. Da hilft kein lockerer Spruch, über ängstliche Hasenfüße, Pessimisten und Schwarzmalerei. Für alle Errungenschaften gilt, plus - minus gut – böse, hilft oder schädigt. 35 Kilometer entfernt vom Stolz Ungarns dem Plattensee, geschah am Montag eine Katastrophe für die nähere Umwelt, einbezogen die Österreicher und Bayern sie müssen befürchten, dass hochgiftiger roter Schlamm, der sich aus einem Staubecken der Aluminiumfabrik Magyar über ca. 100-200 Quadratkilometer ergoss, demnächst, wenn auch verdünnt in die Donau fließt. Dieser toxische Schlamm, aus Blei, Chrom, Arsen, und sicher anderer Chemikalien, tötete bisher vier Menschen, aber alles, jedes Leben in der Erde, jeder Gebrauch von ihr, ist auf mindestens vier Jahrzehnte verseucht. Langsam kommen ganz schön viele Quadratkilometer zusammen die wir nicht mehr nutzen können, bzw. eine tödliche Gefahr bedeuten, jedoch einige Leute ganz schnell reich wurden. sie lassen immer verbrannte Erde hinter sich. Die Hinterlassenschaft trifft immer den Arbeiter, er wird nicht nur materiell ausgenützt, nein seine ganze Existenz geht ins Ungewisse. Die Bewohner mehrerer Dörfer durch die sich der Schlamm wälzte, sollen als Endschädigung für den Verlust ihrer Häuser, 400 Euro bekommen, zynisch versprach die Firma die Beerdigungskosten zu übernehmen. Das ist wirklich ein Hohn, dazu kommt dass in nächster Zukunft weder Anbau noch Verkauf möglich ist, eine tote Gegend für Mensch und Tier. Das heißt sie müssten komplett umgesiedelt werden, wirklich eine Zumutung, Verlust der Heimat mit 400 Euro in der Tasche. Die Regierung will helfen, wie die Hilfe aussieht, sehen wir an Haiti, Italien, Pakistan oder eben überall wo Menschen zu Schaden kommen. Die Firma selbst sei total unterversichert. Man schätzt, um den giftigen Müll oberflächlich zu reinigen die Kosten auf ca.11 Millionen Euro, wobei die Gefahr besteht, dass bei einer schnellen Ausdünstung Quecksilber frei gesetzt wird.
Schöne Aussichten. Was, wenn es sie nicht gegeben hätte?Monday, 4. October 2010
Die Einheit oder Gesamtdeutschland. Bremen durfte, hoffentlich kostengünstig die offizielle Feier ausrichten, pleite wie es ist. Berlin dagegen nahm es gelassen, besetzte Bänke und Wiesen, blinzelte in die wärmende Sonne, genoss mit oder ohne Blaskapelle den 20. Jahrestag der Einheit. Am Brandenburger Tor rumzusitzen lohnt sich seit 20 Jahren sowieso. Ganz individuell in zwischenmenschlichen Beziehungen ist die Einigung längst gelaufen, was sie trennt, ist die Vorgabe der politischen Entscheidungen. Sie trennt und schafft so immer wieder eine Diskrepanz und scharfe Diskussionen. Es ist einfach nicht nachvollziehbar, warum der arbeitende Ostler weniger Lohn bekommt. Die Lebenshaltungskosten sind längst gleich wie im Westen, aber er muss mehr strampeln um etwa so komfortabel wie die Westler leben zu können. Programmierter Unmut und beim Westler sorgt der Soli für Unmut. Wiederkehrende Argumente die so scheint es, nur Stoff bieten für langweilige Talkshows, hier werden West und Ost aufeinander losgelassen, dabei eint inzwischen auf beiden Seiten, das Gefühl zusammen zu gehören. Der Westler müsste stolz darauf sein zu sehen, wie schön Städte, Dörfer und Straßen in den neuen Bundesländern aussehen, dank seines Soli, leider wird es in deren Köpfen beider Seiten wenig realisiert. Der gutausgebildete Ostler zieht um, weil er im Westen besser bezahlt wird und er einen angemessenen Lebensstandard anstrebt, was nützen ihm tolle Straßen, wenn die Infrastruktur seines Ortes fehlt. Überquert er den Weißwurstäquator trifft ihn dieselbe Antipathie wie den Ostfriesen, dahinter steckt immer ein Saupreis und das hat in Bayern eine lange Tradition, die nur noch für schlechte Witze taugt. Wenn weiter Soli verlangt wird, besser auf kommunaler Ebene, damit die Straßen im Ruhrgebiet oder sonst wo im Westen saniert und ein Vorwurf an den Osten ausgeräumt wäre. Andererseits zeigt der Westler wenig Interesse für die neuen Bundesländer, Urlaub dort, wieso, die haben meinen Soli mehr gibt es nicht, so die Meinung. Die Einigung ging vom Osten aus nun müsste die Politik für Gleichheit sorgen.
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