TagesKritik.de steht zum Verkauf!
Die Inhaberin dieser Domain bietet TagesKritik.de zum Verkauf an.
Friday, 22. April 2005
Ein Glück, dass es Harald Schmidt so richtig in alter Form wieder gibt, ein Bonmont nach dem anderen. So kann ich mich beruhigt meiner gesundheitlichen Pflege hingeben, schwimmen, cremen, lesen, essen, hin und wieder unterbrochen durch einen unfähigen Mediziner mir ein paar Kubikzentimeter Blut abnehmen lassen. „Sechs Versuche haben sie frei um eine Vene zu finden, dann, bitte lassen sie die Bodenkosmetikerin ran.
Anschließend werde ich mit blaugeränderten Armbeugen oder Handrücken,(aua) neue Erkenntnisse und Erfahrungen in die Tageskritik reinhauen.
Bis dann, vergessen sie nicht den Blick zu heben und sich derweil rotblühende Kastanien anzusehen. Für die Berliner Pflicht, in der Schillersstraße – Charlottenburg, eine ganze Allee und drum herum ums Schloß.
Bis dann.........
Tuesday, 19. April 2005
Offiziell nehmen wir jetzt unsere Frühjahrsdepression, 25 Prozent der Bevölkerung sind meine Partner. Psychiater schätzen, dass bei einem Viertel der Bevölkerung die Grenze der Belastbarkeit erreicht ist. Krankenkassen melden, Depression ist die häufigste Ursache für eine Krankmeldung.
Fazit: Unsere Zivilisation macht krank.
Gefragt, warum fahren sie immer wieder nach Afrika, antwortete ein Tourist, „weil dort die Menschen immer fröhlich sind, obwohl sie in Armut leben.“.
Angst davor, arm zu werden treibt uns in tiefe Verzweiflung, wir können nicht fröhlich zusehen, wie unsere gesellschaftliche Stellung in Wanken gerät, hierbei begleiten uns keine Verbündeten. Psychiater und Psychologen dürften heute einen krisensicheren Beruf ausüben, die Praxen sind voll, schnell und findig, geben sie neuen/alten Symptomen einen Namen, z.B. „posttraumatische Verbitterungsstörung“, ein Wort wie Galle
die am überlaufen ist.
Wir gedenken 60 Jahre Kriegsende und sehen täglich im TV eine Doku über das letzte Geschehen, mir stellt sich die Frage, wie konnten die Kinder in der Nachkriegszeit überleben ohne psychiatrische Betreuung? Dieser Beruf war damals noch die Seltenheit und meist nur in Anstalten anzutreffen. Wie konnten Millionen Kinder ihr Kriegstrauma bewältigen? Wir behandeln heute unsere Kinder psychologisch, wenn sie einen Autounfall auf der Autobahn miterlebt haben.
Stresssituationen sind hochoffiziell zugelassen, stoßen überall auf Verständnis und eine langjährige Therapie wird eher von den Krankenkassen bewilligt, als ein Stützkorsett.
Welchen Stress hieß es auszuhalten, nach Bomben, Hunger, Flucht, Angst um Familie und Angehörigen. Von Aufarbeitung konnte keine Rede sein, Psychologie gehörte in die Anstalt, nicht in den Alltag. Aufbauen hieß das Motto. Die Alten schwiegen sich aus, krempelten die Ärmel hoch und ihre Kinder gingen in den 60igern auf die Straße, rebellierten gegen diese graue Wand aus Schweigen. Forderten eine Aufarbeitung mit Gewalt und zwangen die Alten zur Diskussion. Scheint als wäre diese letzte Chance der Auseinandersetzung mit den Alten gescheitert, denn seither sind die Jungen die Ersten und machen das Spiel. Wer nicht dazu gehört darf unter einer „posttraumatischen Verbitterungsstörung leiden“.
Friday, 15. April 2005
Schmale Gesichter sind es, ernste, fast ausdruckslose Augen. Sie begegnen uns im Stadtbild täglich in öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn sie aus der Schule strömen, mit dicken schweren Ranzen auf dem Rücken und nach einem Platz suchen, Kinder die wir in die Welt gesetzt haben und die, von den Errungenschaften unserer Zivilisation profitieren sollten...
So eine Kleine setzte sich auf den leeren Platz im Bus neben mich, auf die Sitzkante, der Rucksack blieb auf dem Rücken. Beim nächsten Halt, stieg ein älterer Herr ein und schnell wie eine Feder flog die Kleine vom Sitz um ihm Platz zu machen, hörte nicht mein „bleib sitzen“, es gab genügend freie Plätze. Schätze, sie hatte da schon so ihre Erfahrungen.
In einem Plattenbaubezirk Berlin gibt es die „Arche“ ein ehemaliges Schulgebäude wurde umgebaut in Privatinitiative und von Spendengeldern, um nach der Schule Kindern unentgeltlich ein warmes Essen zu geben. Inzwischen kommen 250 Kinder täglich. Bringen ihre kleinen Geschwister gleich mit und so manche 3ährige jongliert ihren vollen Teller zu einem Tisch.
Vielleicht geht es nicht anders, schöner wäre, Töpfe und Schüsseln ständen darauf, so erinnert es an Armut, anstehen, Essen fassen.
Der „Stern“ berichtet in seiner neuen Ausgabe darüber. Diese Kinder sind nicht die Ausnahme. Die „Arche“ ist die Ausnahme.
Unsere Politik ist nicht in der Lage die Situation der betroffenen Kinder zu ändern, im Gegenteil, Bemühungen in anderen Bezirken ähnliche Einrichtungen zu gründen, torpedieren sie mit Amtsdeutsch.
Abgesehen davon, ob die Eltern nicht können, nicht wollen, wir dürfen nicht zulassen, dass eines dieser/unserer Kinder hungert, keinen Platz zum Spielen und keine Freunde hat.
Ich erwarte von jedem Bezirksbürgermeister, dafür Sorge zu tragen, dass in seinem Gebiet keine Kinder hungern und er diesen ehrenamtlichen Initiativen den Weg frei macht. Eine Schande, Kinder jetzt schon in eine Zweiklassengesellschaft zu drängen. Für die seelische Gesundung sind Eltern zuständig, wir können für die leibliche sorgen.
Tuesday, 12. April 2005
Kofi Annan unterrichtet uns kurz und lapidar, dass demnächst in Afrika zwei Millionen Menschen verhungern.
Wir wissen längst Afrika ist unser Trauma und Thema, wunderschönes Land, Wildreservat, der Boden, Grund der Ausbeutung von Milliarden Schätzen in Mineralien. Ein Erdteil, scheint mir, der uns ohne Einwohner lieber ist.
Der Ausspruch von Annan beschämt mich zutiefst. Heute muss ich zusehen, zulassen, dass neben mir Menschen verhungern, dass dies Teil eines Planes ist. Unzumutbar.
Ich lebe in einer hochentwickelten reichen Zivilisation und sehe zu, wie ein Kontinent ausgebeutet und ausgehungert wird.
Jährliche Spendenaktionen für „Kinder in Afrika“, zigMillionen werden gesammelt, wobei sich die einzelnen Sender an Höchstsummen nur so überbieten, beruhigte mein Gewissen.
Inzwischen ist klar, von diesem Geld kommt, wenn überhaupt, nur ein kleiner Prozentsatz an.
Welch eine Schande, wie werden unsere Nachkommen und die Geschichtsschreiber über uns denken? Einem Jahrtausend des ausrotten
Friday, 8. April 2005
So wünschte es sich der Pontifex, so kannte er es, Millionen Menschen auf die Straße zu bekommen. Mit dem Kuss des staubigen Asphalts auf allen Flughäfen der Welt, gewann er die Sympathie der Menschen, die er besuchte. Er, der Feldherr des Allmächtigen. Das ging direkt ins Herz, das wird nicht vergessen, jetzt erweist man ihm die letzte Ehre an der Bahre.
Keinem Eventmanager wäre es möglich gewesen, dieses Ereignis zu planen. Italienische Improvisation und Temperament schaffte es schnell und wendig, sich der Gegebenheit anzupassen, ohne große Logistik, lotsten sie 4 Millionen Menschen durch ihre Straßen zum Petersdom, gleichzeitig schleusten sie Staatsmänner, wie Bushs und Clinton etc. von hinten an die Bahre, die normalerweise eine wochenlange, kostenaufwendige Logistik für ihre Sicherheit einfordern.
Niemals wäre ich der Idee verfallen nach Rom zu reisen, nach täglicher Berichterstattung, egal welcher Medien, doch zuvorderst den Bildern des Fernsehens, wurde mir bewusst, wie schnell man in den Sog hineingerissen werden kann. Bei diesem seltenem Event dabeizusein, raus aus dem Alltag und gemeinsam mit Gleichgesinnten, trauern, feiern, im Kollegtivbewusstsein einer guten Sache zusammenzustehen. Junge Leute aus der Mittelschicht treffen sich hier, keine Freaks. Zugegeben, wenig Afrikaner, keine Armen, keine Zerlumpten, die seinen letzten Segen erbitten.
Ein ängstliches Gefühl schleicht sich ein.
Ein kleiner weiterführender Gedanke nur, und ich höre den vollmundigen „Ja“-Schrei- der Frage „wollte ihr den totalen Krieg?“ Das Spektakel, die Masse medienwirksam zu beeinflussen fing mit den Hitleraufmärschen an. Seine Gradlinigkeit, seine Starrköpfigkeit, seine Intoleranz, Eigenschaften, gleich bei Hitler und Papst Johannes Paul II genannt, beeindruckten die Massen. Einer kämpfte für den Allmächtigen, der andere für eine fixe Idee. Gegner sind da wie dort nicht gerne gesehen. In den Bann oder zu Tode schlagen, nicht seltene Strafen.
Heute wird er in seine Krypta gelegt und der nächste Papst wird hoffentlich ein Schattendasein führen und die Kirchengelder an die 3. Welt weitergeben, oder in Afrika für Kodome einsetzen, die Fabrik zur Herstellung hat er ja schon..
Morgen beerdigen wir Fürst Rainer von Monaco, Harald Juhnke, Max von der Grün der Kohlenpottautor.
Danach wäre mal wieder die Geburt einer kleinen Prinzessin fällig, nicht zu vergessen die Hochzeit von Charles.
Tuesday, 5. April 2005
Diesem Kollektivbewusstsein aller Christen auf dem Petrusplatz zuzusehen, öffentliche Sterbebegleitung, bis zum Tode des Papstes, war faszinierend einerseits, aufdringlich von den Medien andererseits. Eine öffentliche Sterbebegleitung für den Papst. Wir bleiben bist Du tot bist, wir helfen Dir im Gebet.
Zum Papst, zur römisch kath. Amtskirche äußere ich mich heute nicht. Freunde, Anhänger, Mitarbeiter der Kirche, Milliarden Gläubige trauern um den Stellvertreter Gottes, das gilt es zu respektieren.
Ich gehöre nicht dazu, ich verließ die Amtskirche aus gutem Grund, und die Trauer um einen 84 Jährigen hält sich in Grenzen.
Es fällt auf. Im Frühling und Herbst wird gehäuft gestorben. Scheint die Kraft wurde im Winter verbraucht und im Herbst lohnt die Anstrengung nicht, den Winter zu erleben.
Augenblicklich tritt eine Generation ab, - Jahrgang 1925-40. Vorkriegskinder, die teilweise noch als Pimpfe eingesetzt, mühsam das Trauma überlebten. Diese Generation schaffte den Wiederaufbau und muss sich jetzt als „Methusalem-Komplott“ rechtfertigen. Diese Generation wird fehlen, Mira, Juhnke, starke Individualisten, Holzköpfe, Charakterköpfe, wie man will. Menschen die lernen mussten zu Überleben, die daran wuchsen und wieder zerbrachen.
In ihrer Art natürlich einzigartig, vielleicht zwangsläufige Eigenschaften bei Kriegsgenerationen.
Die stromlinienförmige Plastikgerneration heute, kämpft auf ganz andere Art ums überleben, mit anderer Wertvorstellung.
Meine Idole, Helden meiner Zeit, Zeitzeugen, Mitgestalter ob richtig oder falsch, flossen in meine Gedanken und prägten mein Handeln. Heutige Idole, Leitbilder, Zeitzeugen, tauchen von Kameras begleitet, kurzfristig auf und verschwinden nach Jahresfrist in der Versenkung. Eine Jugend die ohne Leitbilder aufwächst, wird zum ständigen schnellem Wechsel der Modeströmungen gezwungen, ohne die Zeit der Verarbeitung, oder an ihnen zu wachsen.
Es ist ihre Zeit, die Gestaltung liegt in ihren Händen und ich schau einfach mal zu.
Friday, 1. April 2005
Einer reißt das Thema an und alle fallen ein, als gäbe es Staub erst seit heute, Generationen von Hausfrauen würden protestieren. Wie immer ein Thema, dessen Zug längst abgefahren ist. Nun wird Mobil gemacht gegen den Feinstaub.
Einige Jahre ist es her, vielleicht ein Jahrzehnt.
In meiner Mansarde in München, im Grünen gelegen, zwischen Schloß Nymphenburg und Blutenburg, fiel morgens die Sonne bis ins Bett, in ihrem langen Strahl tanzten kleine Partikelchen von Staub, die ich meiner leicht laxen Sauberkeit zuordnete. Ansonsten klar wie eine lichte blaue Seifenblase.
Irgendwann sehr viel später, beobachtete ich wieder die einfallende Helligkeit, nicht jeden Tag bleibt Zeit den Sonnenstrahl zu mustern, was ich sah war kein Sonnenstrahl eher eine Nebelwand, bzw. der Ausstoß eines Auspuffrohres. Schuldbewußt ging
|