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TagesKritik.de steht zum Verkauf!Die Inhaberin dieser Domain bietet TagesKritik.de zum Verkauf an. Interessiert? TagesKritik.de kaufenBauernopferFriday, 30. May 2008
Ganz langsam interessiert sich Herr Klein wieder für die Dinge die unsere Welt berühren. Heiligendamm kann weiter in der Sonne glänzen, er fährt zurück zum Geschehen. Doch seine Kleinkrämerseele zwickt ordentlich und er rechnet, was ein Milchbauer für eine gesunde Kuh von seiner Molkerei bekommt und was er nun mit seinem völlig überflüssigem Streik, fordert. Eine Kuh liefert ca. 20-25 Liter Milch bei 43 Cent pro Liter sind also in etwa 8.60 Euro täglich, wieviel fragt sich Herr Klein, bekommt fürs Essen ein Hartz IV Empfänger, braucht er nicht zu rechnen hat der Finanzsenator von Berlin schon erledigt und 4.00 Euro für genug empfunden. Klarer Fall die Kuh bekommt mehr und da sind die Subventionen für jeden Grashalm und das Schlachtgeld nicht enthalten. Und wenn wir schon vom Grashalm reden, da sind wir nicht mehr sicher, ob uns der Bauer Gutes will. Was er dünkt und denkt ist für den heutigen Verbrauer ziemlich fatal, einige Skandale beweisen uns, dass es bei ihm nicht um Gutes für das Wohl des Verbraucher geht, sondern um das schnelle Geld. Beweis: Drohung nach China zu liefern. Als anteileigner lassen sie sich wirklich zu sehr von den Genossenschaften gängeln mit der Gewissheit den abhängigen Verbraucher hinter sich zu haben. Ganz so, denkt Herr Klein ist es nicht mehr, BSE, verdorbene und verseuchte Hühner, Schlachtfleisch, etc. haben ihm ordentlich seinen Maisbrei verdorben, ganz zu schweigen von den genmanipulierten Feldern und den Ernten.
Ob eure Milch noch die ist, die wir genüßlich zukünftig trinken und unseren Kleinkindern zumuten können, denkt Herr Klein, das ist hier die Frage. Nach der Abreise von Herrn Klein am Wochenende, übernimmt Bruni wieder engagiert das Schreiben gegen all das, was uns schlecht aufstößt. "Anne Will" ein Ärgernis ohne GleichenMonday, 26. May 2008
Der Puls des Herrn Klein normalerweise bei ungefähr 72 Schlägen erhöhte sich dramatisch nach dem Sonnenuntergang am Meer von Heiligendamm und dem Anfang von "Anne Will". 120 Schläge dürften es gewesen sein, als eine Filmemacherin ihr Konvolut von Unsinnfilm, der über zwei Jahre zwei HartzIV Empfänger begleitete, beispielhaft für das Prekariat, seit Generationen arbeitsunwillig zu sein und vom Staat leben zu wollen. Zu vermuten ist, dass der Film mit Steuergeldern finanziert wurde. Herr Klein biss die Zähne zusammen bis es knirschte, Herrn Geissler CDU erholte sich die ganze Sendung nicht mehr über dieses Machwerk und fügte an, dass sich mindestens 6 Millionen Menschen um Arbeit vergebens bemühen, für diese sollte der Staat besonders dasein, zuforderst dafür sorgen, dass sie erst gar nicht arbeitslos werden, aber da versagt unsere Politik total, da herrscht der Lobbyismus der Industrie. "Will" brachte ein anderes Beispiel eine liebenswerte alleinerziehende Mutter bemüht sich nach Leibeskräften sich und ihre Kinder durchzubringen, ein schönes Beispiel, ohne Hintergrund, wo, fragt sich Herr Klein, bleibt der Vater der Kinder um die Misere zu lindern und wo Frau von der Leyen die ein Land wo Milch und Honig fließt für Mütter versprach.
Dann der junge CDUler der möchte, dass Arbeitnehmer 2 Stimmen zur Wahl bekommen und wer eben nicht arbeitet nur eine Stimme, so einen Blödsinn, der sicher diskutiert wird in der CDU stellt uns Anne Will vor und erwartet Meinungsbildung vom Zuschauer. Was sie erwarten kann, ist der ganze Unwillen der Zuschauer über ihre politische Meinung, wenn Bildung=Geld bedeutet, dann kann sie nur ein abschreckendes Beispiel sein. Was eine Ratte verträgt muss einem Kleinkind nicht schmeckenSunday, 25. May 2008
Herr Klein beobachtet die braune Brühe die die Ostsee bei Flut anschwemmt und wundert sich nicht, dass Heringe und Kabeljau fast daraus verschwunden sind, überfischt, verseucht und weiß Gott was alles, zum Verzehr nur noch bedingt geeignet.
Da tagte doch das EU-Parlament und forderte ein Verbot von krebserrgenden Substanzen in Pestiziden, die im Verdacht stehen?(Ganz sicher) die Erbsubstanz zu schädigen. Nachgewiesen ist, dass Nervengifte verheerende Folgen für die Entwicklung des Gehirns von Föten und Babys haben. Nein,- die Pestizidhersteller bestreiten das gar nicht "Neurotoxische Substanzen sind das größte Problem, wir brauchen sie um das neuologische System der Insekten zu zerstören. Wen interessieren die Folgen wirklich? ADIEU BIENE... Ein Typ vom Industrieverband Agrar warnt sogar. "Wenn wir für unsere Pestizide keine Zulassung mehr bekommen, werden sie eben in Nordafrika hergestellt". Punkt, wenn nicht dort längst. Schon jetzt gäbe es nicht mehr genug Wirkstoffe um Schädlinge zu bekämpfen, die gegen die Gifte resistent geworden seien. wie die Agrarminister unter dem Druck der Lobbyisten entscheiden ist uns allen ganz klar. Waren sie im Februar noch für ein Verbot sind sie heute dafür, von Fall zu Fall zu entscheiden. Bis zu einer Entscheidung aber ist der Dreck auf den Feldern, den vielleicht die Ratte zukünftig verträgt, aber weder Hase, noch Igel, noch Biene, noch unsere Kinder. Ob wir die Ökonomisierung unserer Natur auf Dauer überstehen, quasi lauthals überschrien, für unsere Enkel diese Welt und Natur zu erhalten, darf bezweifelt werden. Und wie, ist eine spannende Frage. Hybrid-Embryonen und andere ZusammenstößeWednesday, 21. May 2008
Natürlich interessiert es Herrn Klein, wenn er lesen muss, dass ein, wenn auch leerer Atommülltanker, von einem total besoffenen Kapitän in der Ostsee auf Grund gesetzt wurde. Scheint nicht so selten zu sein, dass auf See Autopiloten den Dienst übernehmen, wenn das Herrchen besoffen in der Messe liegt.
Irgendwann geschieht es, dass der Tanker nicht leer ist. Adieu Ostsee, die Fische stöhnen längst. Gewundert über die die Abstimmung im Londoner Unterhaus hat er sich nicht, obwohl die Sache alles andere als sauber ist menschliches Ergut mit Eizellen von Tieren zu mischen. Wer gruselte sich nicht schon als Schüler beim Lesen und lernen der griechische Mythologie, mit den halb Mensch, halb Tier - Gestalten den Chimären (Ziege) dem Zyklopen. die alten Mythen werden wahr. Nun fürchten wir uns anscheinend nicht, was entstehen könnte. Dass es medizinisch wichtig und Notwendig sei, kann nur die halbe Wahrheit sein, "Savior-Siblings" gibt es schon und wie man hört, soll der eine Zwilling seinem Bruder das Leben gerettet haben. Rechtfertigt dieser Erfolg diese grandiose Erlaubnis der Stammzellengewinnung. wir sind im Jahrhundert der Lebenswissenschaften und mir graut davor, denke ich der gewissenlosen Wissenschaftler, was sie uns bisher bescheren, was nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Resistente Bakterien, Viren, Pflanzenschutzmittel, ganz zu schweigen von biologischen Waffen. Zuerst schienen diese Erungenschaften sinnvoll, inzwischen sind zur zur Geißel der Menschen geworden. Die kleinen Zuversichten des Herrn KleinSunday, 18. May 2008
Ausländer in Heiligendamm sind möglich solange Zahlungsfähig, Migranten nein ein kleiner aber feiner Unterschied, bei den paar Einheimischen eine türkische Familie, wäre wie ein Frosch im Atlantik. Wer will kann auch hier lesen, erfreuliches aus der "taz" dank seiner, liegt sie unter dem Kiosk-Tisch, nein, die lege ich nicht zu den anderen Zeitungen, sagt die resolute schon zu DDR-Zeiten hier Gediente.
In Neukölln finden Lesewochen statt, "Wochen der Sprache und des Lesens" aus über 100 sprachen die in Neukölln gesprochen werden. Unter anderen liest die Journalistin Hatice Akyün aus ihrem ersten Buch "Einmal Hans mit scharfer Soße". Frau Akyün: Meine Eltern sind beide Analphabeten und haben sechs Kinder die mit Blick auf Rückkehr in die Heimat türkisch und erzkonservativ erzogen worden, Koranschule etc.. Das hat mit der Bildungsarmut meiner Eltern zu tun. Sie hatten ebenso ein falsches Bild von den Deutschen, wie viele Deutsche ein falsches Bild von den Türken haben. Meine Eltern lernten nie die hiesige Sprache. Hier muss die Schule und der Staat eingreifen und fordern, dass die Kinder Deutsch lernen. Doch mit dem Lesen kam der Wunsch das Land in dem sie lebte zu begreifen zu verstehen, die Sprache zu sprechen. Zunächst hatten die eltern angst davor, dass ihre Kinder deutsch werden, heute sind sind sie stolz auf sie und sorgen dafür, dass ihre große Familie in Deutschland ankommt und hier seine Chancen wahrnimmt. Es geht doch nur darum, dass sie die Sprache erlernen, damit die Chancen auf eine Ausbildung und ein angemessenes Leben in Deutschland ermöglicht. Das muss in die Köpfe der Eltern. Hoffentlich auch in die Köpfe der Lehrer und Politiker. Für Migranten muss es zukünftig heißen, "ich bin keine Ausnahme" Herr Klein ist ein wenig zufrieden. Heiligendamm zeigt für Herrn Klein kein InteresseFriday, 16. May 2008
Wie sollte er mit ausgehöhlten, sinnentleerten, stupiten Stunden der Körperbewegung noch eine Zelle freies Gehirn behalten. Heiligendamm strahlt in diesem Jahr Zäune, Absperrungen einfach weg, wer sich mokiert, dem ist nicht zu helfen. Herr Klein gibt auf diesen Ort menschen- freundlicher- sehen zu wollen. Er akzeptiert zähneknirschend wie es sich heute darstellt, weiß aus Erzählungen wie es früher wahr, die Grenze das Meer, ansonsten Militär und nun Geschichte.
Klammheimlich orderte er die "taz" die nun täglich zu kaufen ist, und demnächst wird "arte" "3sat" zu empfangen sein in allen 330 Zimmern. Herr Klein war nicht umsonst hier. Die große Politik, die Welt muss sich ihm nicht erklären. Allein der Gedanke lässt seinen ansonsten schwachen Puls auf mindestens von normalen 68 auf 86 steigen. Die Amerikaner wollen ihre chlorgespülten Hühner in Milliardenhöhe uns andrehen. Die Globalisierung verlangt, wir müssen verhandeln. Herr Klein seit 5 Jahren völlig Hühnerfleischfrei, als ob unsere eigenen Skandale nicht reichten von verseuchten Hühnern, soll sich ein chorgespültes Hühnchen nun schmecken lassen, dass höchstwahrscheinlich die Ausmaße einer normalen deutschen Gans hat. Wer garantiert hier dass diese Biester nicht gentechnisch verändert wurden? Um sicher zu gehen muss er auf "Suisse Garantie" achten die sich als Vorreiter für Gentechnikfreie Lebensmittel hält und was zu loben und für uns ausgesprochen nachahmenswert ist. Bei uns formieren sich gentechnikfreie Regionen nicht nur die Toskana (gottlob) die deutsche bäuerliche Landwirtschaft mit 28.000 Bauern lässt hoffen. Zittern darf Brandenburg und die Uckermark, die Pleiteländer schreien weiter nach Investoren und die werden sie bekommen, nur nicht in unserem Sinne. In diesem, Herr Klein sucht nun in der Brandung der Ostsee nach dem Stein den man hier "Hühnergott" nennt. Herr Klein überstand PfingstenTuesday, 13. May 2008
Der Ansturm trotz des fantastischen Wetters blieb hier aus, obwohl die Mitarbeiter des Kempinskis mächtig zu tun hatten, Golfwagen fuhren ständig hin und her, der Rasen war frisch gemäht, nur der Sand vor den Strandkörben blieb naturbelassen, also Tang, Flaschen und anderes Angeschwemmtes. Herr Klein lief wie all die anderen Gäste nach dem Wegweiser "Zur Seebrücke" mehr als einen guten Kilometer Umweg, um dann zurück gehend den Strand zu erreichen. Vom Strand aus erreichte man den Kempinski-Komplex durfte sich ihm auch nähern, sofern man die Absicht hatte einzukehren. Herr Klein setzte sich gerne auf die an der Promenade stehenden Bänke und suchte ganz offensichtlich das Gespräch. Erfuhr von Ostdeutschen, sollen doch die alten Villen abreißen und gegen den Zaun waren sie auch nicht, man muss sich vor dem Pöbel schützen, insbesondere wenn es so teuer ist. Wir verzehren hier nichts, wie haben alles dabei. Von Westdeutschen kamen kritischere Stimmen, völlig daneben, das "Necresco" in Nizza liegt direkt an der Hauptstraße und keiner käme auf die Idee einen Zaun darum zu legen. Oder aber, alles hier auch die verfallenen Villen gehören Kempinski, sein Vertrag sieht vor, dass er nach 10 Jahren die Villen nutzen muss, sieben Jahre sind um und das ganze wird versteigert werden, wenn die nicht schon pleite sind, dann ist es eine Geldwaschanlage. Herr Klein sammelte Meinungen um irgendwann die 15 Euro, im sommerlichen Outfit, für eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen hier auszugeben. Hinter der Seebrücke allerdings gab es kein Weiterkommen, man konnte nicht mehr hoch in den Wald, ins Kühle, der gesamte Teil eingezäunt, getrennt von der REHA-Klinik. Er brauchte also 2 km Fußweg, über den Bahnhof von Molli, ein alter Zug der restauriert wurde und die Menschen in die Umgebung fuhr, um vom Strand in die Klinik zu kommen, die ansonsten keine 50 m vom Strand entfernt war.
3. u.4. Tag für den frustierten Herrn KleinSaturday, 10. May 2008
Nicht nur, dass seine Mitmenschen einen großen Bogen um ihn machen, das Gro entschied, dieser Sonderling gehört nicht zu uns. Der PC schloss sich ihrer Meinung an und verwarf bisher all das Geschriebene über seine Tage. Ein PC ohne Schreibprogramm nur Internet, die Cent rasseln nur so durch für nichts als Geld und Zeit.
Ich versuch es weiter aber heute erstmal reicht es. Herr Klein ist weit vorgedrungen in seinen Ermittlungen Kempinskis-Projekt und Heiligendamm. Schöne heiße Feiertage. Heiligendamm bleibt vom Pöbel verschont. Der Eintrag wurde angenommen. HerrKlein hat also noch eine Chance. Seine Mitpatienten entschieden, sicher meist nur gefühlt dafür einstimmig, dass man ihm besser meidet, denn es droht Unheil. Er registrierte es nicht, mit schnellen Schritten maß er sein tun den Tag über ab, gesengter Kopf, ihn interessierten ganz selten Menschen. Hier fand er sein Interesse, herauszufinden, warum nach dem 8-Gipfel noch immer Belagerungszustand herrschte, denn anders konnte man es nicht nennen, wie hermetisch sich der Kempinski-Komplex abgrenzte von ganz normalen Besuchern und nur Wert auf ein bestimmtes Klientel legte. Gatter und Gitter bewacht noch von Securitis die freundlich immer höflich nach der Kempinski Karte fragten, denn nur die öffnete Tür und Tor. 2. Tag für Herrn KleinThursday, 8. May 2008
Pünktlichkeit war eine Selbstverständlichkeit für Herrn Klein. Daher schloß er sich dem Strom der Frühstückshungrigen an und betrat einen Raum vollgegestellt durch Tische und Stühle. In der Mitte das Objekt der Begierde, ein zweiseitiges Büfett vollgestellt, mit allem was Herr Klein im Augenblick weder einschätzen noch übersehen, noch seine Wünsche wecken konnte. Mit einem Teller in der Hand arbeitete er sich von Platte zu Platte und bediente sich jeweils mit einem Stück Wurst, Käse, Honig, Brötchen. Herr Klein war sein Leben lang egal was er aß, hauptsache er wurde satt dabei. Nicht hasste er so sehr, wie Magenknurren während der Arbeitszeit. So umschiffte er quasi schon mit vollem Teller das Angebot, doch nach der Kehre, das Büfett war in einem Oval gebaut, fand er sah das Angebot sehr viel besser aus. Er musste seinen Teller leeren. Hinter schob und drängten die Hungrigen zu den Platten und schauten zuerst pikiert, dann allmählich wütend. Was soll das, wer soll das essen? Herr Klein leerte seinen Teller Stück für Stück zurück, und drängte so die Zugreifenden völlig nach hinten oder ganz durcheinander. Er schaffte es, erreichte die neuen Platten und Schüsseln, mit Tomaten, Schnittlauch, Quark. Seine Augen begannen zu irrlichtern, soviel Farbe, er nahm eine Schüssel zu Hilfe für diese Farbakzente. Teller und Schüssel aufgehäuft, suchte er seinen Platz, saß und starrte darauf. Plötzlich stand er auf und verließ schnell den Raum, die unterschiedlichsten Empfindungen vieler Augenpaare folgten ihm.
Er eilte zu einem Getränkeautomaten in der Rezeption, schnappte sich den vollen Becher und eilte hinaus der Ostsee entgegen, während man ihn den ganzen Vormittag durch den Lautsprecher suchen lies um seine verordneten Anwendungen zu absolvieren. Herr Klein kurt in HeiligendammWednesday, 7. May 2008
Herr Klein ist den 2. Tag in Heiligendamm. Erstaunlicherweise scheint die Sonne und ein Heer von Therapeuten stündlich terminiert wartet auf seinen Körper. Es wird Abend werden bis er seine Eindrücke schreiben kann.
Rudi-Dutschke-Straße 01. 05. 2008Thursday, 1. May 2008
Länger als 40 Jahre ist es her, die Straßenkämpfe tobten, „Bild“ heizte die Stimmung gegen APO, Dutschke und Sympathisanten in der Bevölkerung auf, nagelte sie täglich neu ans Kreuz, bis einer nicht zum Nagel, sondern zur Pistole griff, der Rest ist bekannt. Ich sagte damals, wartet 25 Jahre und es gibt eine Rudi Dutschke Straße, was allen völlig hirnrissig schien, mich Närrin, Naive, Romantikerin schalt. Nun ich verschätzte mich, es dauerte 40 Jahre, nun steht das Schild neben der Kochstraße, wird zur Nostalgie den Damaligen, den heutigen zur Geschichte.
Machen wir in Jahrzehnten. Vor genau 10 Jahren: März war’s, sonnig, warm, ich lehnte an einer Hauswand, rauchte eine Zigarette, dachte, also tennisballgroß linke Lunge, auch das noch, muss schnell entfernt werden, wegen der Überlebenschance. Der Chirurg dachte, sicher ist sicher und besser den ganzen Lungenflügel weg. Die Statistik sagt, 5% überleben 10 Jahre nach Lungenkrebs, heute scheinst, ich bin die 5% der ganzen Statistik. Habe keinen getroffen, vielleicht weil ich Chemo und Bestrahlung ablehnte, sicher war ich, das muss wie ich es will werden. Eine Lungenhälfte weg, da wird die andere für zwei arbeiten müssen und es funktionierte, sie wuchs quasi über sich hinaus, drei Wochen später saß ich auf dem Fahrrad. Manchmal war es ihr zuviel sie streikte, ich schnappte nach Luft wie ein Fisch an Land, schimpfte und bettelte, wünschte mich auf den Zauberberg von Thomas Mann nach Davos. „Ein einfacher junger Mensch reiste im Hochsommer von Hamburg, seiner Vaterstadt, nach Davos-Platz im Graubündischen. So beginnt der Roman. Ich reise nach Heiligendamm in so ein 200Betten-Silo, ich muss, die verbliebene Hälfte gefällt sich in ständiger Lungenentzündung, ist schwer beleidigt, krümmt sich, rollt sich ein, also muss ich sie ins Weite führen, atmen lassen, jedenfalls anbieten. Der Sand unter meinen Füßen sind die Körner die ich spüre und das Meer sehe ich mit meinen Augen und das andere das lieblose schieb ich wie eine Theaterkulisse weg. Und wenn die Lunge jetzt nicht mehr will oder kann, na dann hat sie mich 10 Jahre getragen, mich fast 70 Jahre werden lassen, da kann ich nur danken, a la bonneur. Ein paar Tage wird es dauern, bis ich mich wieder tageskritisch einmische. Augenblicklich fehlt mir die Luft um sie Politikern entgegen zu pusten.
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